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Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia

Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia

Titel: Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der verruckte Gott cropped
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cholerisches Wesen angekämpft, ein Erbe ihrer Mutter, und obwohl sie die meiste Zeit einen relativ ruhigen Eindruck machte, war ihre Familie längst zu dem Schluss gekommen, dass es das Beste war, ihr in solchen Situationen weiträumig aus dem Weg zu gehen.
    Ein Stapel von seltsam wächsernem Papier lag auf dem Boden, und Miranda kniete sich hin, um ein paar Blätter aufzuheben. Wer wusste schon, was hier in dieser fremden Sprache aufgezeichnet war? Vielleicht konnte das Einsicht in diese Geschöpfe liefern.
    Sie hörte ein leises Stöhnen und sah, dass der noch lebende Todespriester begann, sich wieder zu bewegen. Ohne nachzudenken richtete sie sich auf, machte einen Schritt und trat ihm dann so fest gegen das Kinn wie sie konnte.
    »Au!« Das Kinn des Dasati fühlte sich an wie Granit. »Verdammt!«, schimpfte sie, denn sie befürchtete, sich den Fuß gebrochen zu haben. Die Papiere in der Hand, kniete sie sich neben den bewusstlosen Mann und packte ihn vorn am Gewand. »Du kommst mit mir!«, zischte sie.
    Sie schloss die Augen und wandte ihre gesamte Aufmerksamkeit den Wänden der Kugel zu, bis sie den Fluss der Energie spüren und sich auf ihn einstimmen konnte, so wie man die Wirbel an einer Laute dreht, um die Tonhöhe der Saiten zu ändern.
    Als sie glaubte, fertig zu sein, wünschte sie sich nach draußen, ein kleines Stück von der Wand entfernt. Sie schrie, als ihr ganzer Körper einen Moment lang von einer Kaskade von Energie getroffen wurde, als schnitte Eis in ihre Nerven, dann kniete sie auf dem trockenen Gras in den Hügeln der Provinz Lash. Es war Morgen, was sie aus irgendeinem Grund überraschte, und sie konnte die Schmerzen, die sie beim Atmen hatte, kaum ertragen.
    Ihr gesamter Körper protestierte gegen die Umkehr ihrer Umgebung. Was immer die Dasati getan hatten, um ihr die Möglichkeit zu geben, auf ihrer Ebene zu leben, oder in dem Stück davon unter der Kuppel - wieder herauszukommen verursachte ihr mörderische Schmerzen.
    Der Todespriester schien den Übergang ebenfalls überlebt zu haben. Sie kniete neben ihm und umklammerte immer noch sein Gewand, als wäre es ihre einzige Verbindung zum Bewusstsein. Ein Augenblick verging, die Schmerzen ließen ein wenig nach, und schließlich spürte sie, wie sie sich langsam anpasste. Sie holte tief und keuchend Luft und blinzelte, um klarer sehen zu können, dann schloss sie die Augen sofort wieder. »Das ist nicht gut.«
    Sie holte noch einmal tief Luft, ignorierte die brennenden Schmerzen, die das Öffnen der Augen ihr verursacht hatte, und wünschte sich in den Musterraum der Versammlung.
    Zwei Magier befanden sich im Raum, als sie erschien. Sie 10
    ließ ihren Gefangenen vor sie fallen. »Fesselt ihn. Er ist ein Todespriester der Dasati.« Sie wusste nicht, ob diese beiden erfahren hatten, was Pug der Versammlung berichtet hatte, seit der Talnoy nach Kelewan gebracht worden war, um ihn dort zu studieren, aber jeder Erhabene hatte sicher von den Dasati gehört. Einen bewusstlos vor ihren Füßen liegen zu haben ließ sie einen Moment zögern, aber dann beeilten sich die beiden Schwarzen Roben, ihrer Anweisung nachzukommen. Die Aufregung der Flucht und das Mitschleppen eines Gefangenen hatten Miranda ans Ende ihrer ohnehin geschwächten Kräfte gebracht. Sie machte zwei taumelnde Schritte, dann fiel sie bewusstlos zu Boden.

    Als Miranda die Augen wieder öffnete, befand sie sich in dem Raum, der ihr oder Pug zur Verfügung stand, wenn sie Kelewan aufsuchten. Alenca, das älteste Mitglied der Versammlung der Magier, saß auf einem Hocker neben ihrem Bett, das Gesicht gefasst und ruhig wie das eines Großvaters, der geduldig darauf wartet, dass ein Kind nach einer Krankheit wieder erwacht.
    Miranda blinzelte, dann krächzte sie: »Wie lange?«
    »Ein Nachmittag, die darauf folgende Nacht und heute Morgen. Wie geht es Euch?«
    Miranda setzte sich vorsichtig auf und entdeckte, dass sie ein schlichtes weißes Leinenhemd trug. Alenca lächelte. »Ich hoffe, Ihr nehmt es uns nicht übel, dass wir Euch ein wenig gesäubert haben. Ihr wart in einem schlimmen Zustand, als Ihr hier erschienen seid.«
    Miranda schwang die Beine aus dem Bett und stand vorsichtig auf. Ihr gesäubertes, gebügeltes Gewand wartete auf einem Sofa vor dem Fenster, durch das man den See sehen konnte. Die Nachmittagssonne glitzerte auf dem Wasser. Ohne sich um den alten Mann zu kümmern, zog Miranda das Hemd aus und ihr Gewand an. »Was ist mit dem Dasati?«, fragte sie und

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