Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12
für den letzten und endgültigen
Beweis. Ich konnte mir nicht helfen, aber ich hatte das untrügliche Gefühl, daß
ich das Zielobjekt mimen sollte!
»Der Traum eines jeden Friedliebenden wird in
dieser Nacht wahr werden«, sagte Umberto und humpelte immer aufgeregter um den
General herum. Dieser schien weniger beeindruckt als erwartet und vertrieb sich
die Zeit mit sparsamen Gesten. Er kratzte sich gelegentlich am Kopf und
verschränkte die Arme vor der Brust. Auch er wartete offenkundig auf den letzten
Beweis.
»Miracolo wird die Menschheit von ihrer übelsten
Geißel befreien – von Krieg und Terrorismus. Beides entspringt in Wahrheit den
kranken Hirnen Einzelner. Und die Gesichter dieser Personen sind bekannt. Und
wenn es nicht ihre Gesichter sind, dann sind es eben ihre unverwechselbaren
Stimmen oder ihre individuellen Gerüche – Miracolo ist auf alle diese
Eigenschaften programmierbar. Er ist die denkende Kugel aus dem Lauf eines
Killers, nur daß es jetzt keines Killers mehr bedarf.
Von einem Trägersystem abgesetzt, ist dieser
Flugkörper in der Lage, mit ungeheurer Geschwindigkeit durch Straßenschluchten
zu rasen, selbständig in Gebäude einzudringen ohne sie zu zerstören und sich
sogar in einer extrem verschachtelten Architektur zurechtzufinden. Das Zielobjekt
kann ihm nicht entkommen, gleichgültig, wohin es auch flieht. Und wenn er es
findet und zur Explosion bringt, kann man daneben sitzen und weiter sein
Abendessen genießen. Unschuldige werden verschont.
Zivile Opfer in einem kriegerischen oder terroristischen
Konflikt gehören der Vergangenheit an. Es wird nicht einmal mehr Sachschäden
geben. Schauen Sie her …«
Er streckte einen Arm aus und zielte auf mich. Ich
fühlte mich schon wie angeschossen und riß die Augen zu Golfball-Größe auf.
Meine Fellhaare richteten sich alle einzeln auf, als säße ich in einem
Wäschetrockner.
»… Dieses Tier ist erst gestern Morgen im Forum
Romanum von Geheimkameras biometrisch erfaßt worden.
Wir haben seinen optischen Stempel, und dieser
Stempel ist bereits im Computer des Flugkörpers gespeichert.
Miracolo hat nun die Aufgabe, das Tier zu verfolgen
und zu eliminieren, ohne daß ein Unbeteiligter dabei umkommt oder ein
Sachschaden entsteht. Damit jeder Zweifel ausgeschlossen werden kann, daß das
Gerät sich nicht bloß am optischen Schema einer bestimmten Tierart orientiert,
sondern auch hierbei strikt auf individuelle Merkmale achtet, habe ich mein
eigenes Haustier mitgebracht. Wie Sie sehen, gehört es der gleichen Art an, und
wie Sie weiter sehen werden, wird Miracolo es verschonen …«
Ich nahm die Beine in die Pfote und sah zu, daß ich
wegkam. An der rechten Mauerseite lag ein unscheinbarer Durchgang im Dunkeln.
Wohin er führte, wußte ich nicht.
Kopflos und nur Zentimeter vom Wahnsinn entfernt,
entschied ich mich für diesen Fluchtweg und lief besinnungslos darauf zu.
»Das Kerlchen rennt weg!« hörte ich Umberto hinter
mir rufen. »Umso besser, so können Sie Miracolos Künste in aller Ausgiebigkeit
studieren.«
Ich warf einen schnellen Blick zurück und sah, wie
er sich zum Laptop herunterbeugte und eine Taste drückte.
Aus der Düse der Rakete schoß mit einem
explosionsartigen Knall ein Feuerstrahl hervor, der sich im Bruchteil von
Sekunden von Blutorange in Minzgrün und dann in hellstes Blau verwandelte.
Diesen blauen Feuerschweif hinter sich herziehend hob Miracolo von der Rampe ab
und sauste in einem ausladenden Bogen in Richtung Kuppel. Doch mir schwante,
daß er sich noch in der Aufwärmphase befand und erst einmal sondierte, welcher
der unten befindlichen Atmenden mit dem biometrischen Muster in seinem Speicher
übereinstimmte.
Mit absoluter Sicherheit hatte er mich bereits gesehen.
Der Durchgang rückte näher und näher, und nach
einem schier besinnungslosen Sprint kam ich endlich dort an.
»Francis! Francis! …« hörte ich plötzlich Antonios
Stimme hinter meinem Rücken. Ich riß den Kopf zurück, und sah wie der Orientale
auf mich losstürmte. Umberto schien von dieser Wendung der Geschichte nicht
sehr angetan. Er brüllte seinem Komplizen hinterher und befahl ihm
zurückzukehren, als sei er ein Hund.
Verständlicherweise hatte ich im Augenblick keine
Neigung, mich mit den Beziehungsproblemen der beiden auseinanderzusetzen. Als
ich nach oben blickte, erlitt ich vor Schreck beinahe eine Lähmung. Das
fliegende Ungeheuer hatte mittlerweile den höchsten Punkt der Kuppel erreicht
und beschrieb dort in einem
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