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Felidae 2 - Francis: Ein Felidae-Roman

Felidae 2 - Francis: Ein Felidae-Roman

Titel: Felidae 2 - Francis: Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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Hatten sie wirklich solche Angst vor mir? Oder hatten sie nicht eher Angst vor sich selber, weil die Versuchung nahelag, den letzten Störer ihres Rückzugs an Ort und Stelle zu vernichten und so den finalen Schnitt zu ihrer Vergangenheit zu vollziehen? Aber dann hieß das ja, daß sie inzwischen tatsächlich bekehrt und nicht mehr willens waren, ihre Probleme mit Gewalt zu lösen.
    »Du kennst sicherlich die Erzählungen über alte oder kranke Elefanten, die sich an einen bestimmten Ort begeben, wenn sie ihren nahenden Tod spüren, Francis«, sprach Aurelie, während sie behutsam eine Pfote nach der anderen nach hinten setzte, genauso wie alle anderen Wilden hinter ihr. Die Hälfte der Gruppe war bereits hinter dem Rücken des Ackers verschwunden. Ich blieb in der Mitte des Feldes stehen und betrachtete sie sprachlos.
    »Elefantenfriedhöfe nennt man solche Orte. Das Gebiet, wo wir hinziehen, soll reicher an Beutetieren sein als dieses dunkle Unglücksland und weniger mit Menschen bevölkert. Es ist aber viel wahrscheinlicher, daß es uns zum Friedhof wird. Denn so richtig jagen und ein artgemäßes Leben führen können wir noch immer nicht. Im Grunde treten wir also eine Reise des Todes an. Was aber auch kommen mag, ob glückliche Tage oder das Verderben, außer dem Wild werden wir niemandem mehr ein Leid zufügen. Wir lassen das Wüten und Morden hinter uns und hoffen, daß uns eine unberührte Natur trotz unserer Sünden in ihren Schoß aufnehmen wird.«
    Alle Wilden bis auf Aurelie hatten nun die Anhöhe auf der mir abgewandten Seite verlassen und waren nicht mehr zu sehen. Aurelie blieb an der höchsten Stelle des Ackers stehen und schaute mich durch graugrüne Augen, in denen jede Hoffnung erloschen war, lange an. Hinter ihr zog eine Wolke ab und entblößte wieder den riesigen Mond, der durch sein silbriges Gegenlicht aus ihr einen Schattenriß machte. Dann plötzlich erhob sie sich auf die Hinterbeine und streckte mir ihre Vorderpfoten entgegen, als wolle sie mich aus der Ferne umarmen.
    »Francis, mein Sohn!« rief sie schluchzend, und auch ich brach in heftiges Weinen aus. „Verzeih uns! Vergib uns, mein Sohn! Vergib uns!»
    »Ich habe nichts zu vergeben!« rief ich zurück. »Gott soll euch vergeben. Oder all die Unschuldigen, die ihr gemetzelt habt, falls ihr sie einmal wiedertrefft. Ich bin hierhergekommen, um euch zu verfluchen. Doch jetzt muß ich erkennen, daß ihr schon längst verflucht seid. Ich wünsche euch kein Glück, aber auch nicht die Hölle auf Erden. Gehet in Frieden und achtet das Leben!«
    »Wenn du uns schon kein Glück wünschen willst, dann schließe uns in deine Gebete mit ein, Francis. Lebe wohl, mein Sohn!«
Ein zaghaftes Winken, ein lahmer Hüpfer, und auch sie war hinter der Anhöhe verschwunden. Dort, wo sie eben noch gestanden hatte, glänzte nur noch der aufgeblähte Mond, vor den sich allmählich erneut eine düstere Wolke schob.
    »Ich weiß kein schöneres Gebet, als daß alle lebenden Wesen von Schmerzen frei bleiben mögen«, flüsterte ich und starrte noch eine ganze Weile apathisch das Silberlicht an. Meine Todesvision hatte sich also zu guter Letzt doch nicht bewahrheitet, was Ambrosius' Nebenbemerkung zu bestätigen schien, daß es sich bei der hypnotischen Séance und ihren beängstigenden Auswirkungen um einen Taschenspielertrick gehandelt habe. Natürlich hätte mich der in diesem Trugbild prophezeite Tod zu einem späteren Zeitpunkt und in einem ähnlichen Schauplatz immer noch einholen können. Doch ich spürte genau, daß es entweder hier und jetzt oder aber in einem Abschnitt meines Lebens geschehen würde, der mir völlig unbekannt war.
    Weiterhin unter dem Eindruck der traurigen Ereignisse stehend, sehnte ich mich nach nichts mehr als nach der Geborgenheit der Höhle im Versteinerten Wald. Dieser einsame Platz sollte ab nun meine Schutzkapsel gegen den fauligen Geruch der Welt sein. Dort würde ich über die letzten Geheimnisse des Lebens meditieren und einen intensiven Dialog mit meinen verkümmerten Instinkten pflegen. Und ich würde unablässig versuchen, zu demjenigen zu finden, der alles erschaffen hat, wahrscheinlich auch das Böse.
    Ich wandte den Blick von dem wie poliert leuchtenden Mond ab und wischte mir mit der Pfote die Tränen aus den Augen. Dann drehte ich mich um, und wurde erschossen ...
    ... und starb.

Achtes Kapitel
     
     
    Diana war zu spät gekommen. Ihre letzten Bemühungen, die mörderische Brut zu finden, bevor sie sich nach

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