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Felidae 2 - Francis: Ein Felidae-Roman

Felidae 2 - Francis: Ein Felidae-Roman

Titel: Felidae 2 - Francis: Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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Satz und Takt für Takt, mit unbedeutenden Variationen.
    Da jedoch widersprach die andere Stimme in mir:
    »Aber nicht jeder stolpert durch das Leben wie der Verirrte durch den Wald, Francis. Einige sind auserwählt und zeigen den anderen den Weg. Er da unten brachte Ordnung und Harmonie unter seinesgleichen und wird es weiterhin tun. Denn nur das Licht, welches einer sich selber angezündet hat, leuchtet auch den anderen.«
    So rangen die Gespenster immer verbissener miteinander und wollten mich von etwas überzeugen, dessen ungeheuerliche Tragweite mir jetzt endgültig aufging. Die Hochstimmung von vorhin schlug in Panik um. Der Entscheidungsdruck, wieder zu ihm herabzusteigen oder mich einfach von ihm und der schnöden Welt loszusagen, erzeugte in mir einen Angstzustand der grausamsten Art, so daß ich vor inneren Spannungen hätte laut aufschreien mögen. Mein armer Kopf würde explodieren, wenn dieses destruktive Grübeln weiter anhielt.
    »Laß los! Flieg davon!« brüllte die eine Stimme - ein donnernder, keinen Widerspruch duldender Befehl, als käme er direkt aus dem Munde Gottes.
    »Verlasse ihn nicht! Geh zu ihm zurück!« verlangte ihr Gegenpart ebenfalls vehement.
    Weiterhin durch die lauen Winde der Nacht zu den Sternen emporsteigend, blickte ich auf den blutbesudelten Artgenossen auf dem Acker hinab. Er wirkte nun selbst wie ein gefallener Engel, der bei seiner Bruchlandung in eine Putte von makaberster Gestalt verwandelt worden war. Eine gräulich leuchtende Skulptur auf dunkel liniertem Grund. Dennoch fixierten mich seine grünen Augen so durchdringend, als stelle er sich bloß tot. Offenbar erwartete er trotz seines unwiderruflichen Zustandes ein endgültiges Urteil von mir. Freilich wäre mir diese Entscheidung um vieles leichter gefallen, wenn ich nicht von Anfang an gewußt hätte, daß niemand anderer als ich es war, der da unten auf diesem einsamen Acker soeben seinen letzten Atemzug getan hatte ...
    ... »F-F-Francis! Francis! Francis!«
    Ambrosius' Bernsteinaugen fixierten mich mit der dubiosen Neugierde des OP-Arztes, teils besorgt, teils nach der Bestätigung seines Erfolges gierend. Langsam wich die Anspannung aus seinem Gesicht, als er merkte, daß ich das Experiment einigermaßen heil überstanden hatte. Doch hatte ich das wirklich? War Francis nach diesem mystischen Erlebnis, dessen Ursache wohl kaum in einem verirrten Furz im hoffnungslos verstopften Darmtrakt zu suchen war, noch derselbe? Tja, das Leben hat bisweilen die Eigenart, zu enden, mein Lieber. Und was zurückbleibt, ist nicht einmal ein Schatten. Vielleicht eine Erinnerung in den Köpfen noch Lebender, von Sekunde zu Sekunde undeutlicher werdend, unbedeutender werdend, bedeutungslos werdend. Himmel und Hölle, sie begannen nicht nach dem Leben, sondern sie hörten dann auf zu sein. Verdammt, daran hatte ich nie gedacht. Aber wer tut das schon?
    »Ich habe mir ernsthafte So-So-Sorgen um dich gemacht, lieber Freund. Es war gemein von mir, dich ohne Vorwarnung zu hy-hy-hypnotisieren. Aber deine sture Skepsis kam einer Beleidigung gleich und forderte meinen Ehrgeiz heraus, so daß ich gegen meine eigene E-E-Ethik verstieß. Au-Au-Außerdem sind für mich Séancen dieser Art reine Routine. Es bestand also keine wirkliche Gefahr. Deine tiefe Versunkenheit jedoch ging über das no-no-normale Maß hinaus, und selbst als ich dir den Befehl gab, wieder in die Wirklichkeit zurückzukehren, reagiertest du nicht. Was hast du, um Himmels willen, e-e-erblickt?«
    »Die Zukunft, Ambrosius, die Zukunft.«
    »G-G-Glaubst du mir nun, daß unsere Art in der Lage ist, sie zu sehen, wenn auch nur in Ausschnitten?«
    »Ja. Aber ich fürchte, für mich gibt es keinen Grund, darüber froh zu sein.«
    »Sah deine Zukunft denn so schlimm aus?«
    »Nein, nur ein bißchen tot!«
    »Häh?«
    »Ich war Zeuge meines eigenen Todes, Ambrosius.«
    »Er-Er-Erkanntest du den Zeitpunkt?«
    »Ich wirkte nicht gerade wie neunzig, falls du das meinst.«
    »Trotzdem, solange man den Zeitpunkt nicht kennt, ist es nicht so a-a-arg. Es könnten noch viele glückliche Jahre vor dir liegen.«
    »Na, das ist doch ein Grund zum Jubeln! Dennoch rate ich dir, solche Späße in Zukunft zu unterlassen. Sonst könnte es passieren, daß du deinen Pendelschwanz im Pinseltopf von Diana wiederfindest! Doch es war seltsam. Ich empfand den Tod als Katastrophe und Segen zugleich. Mein Körper schwebte ...«
    Plötzlich schrien die Sirenen. Noch unter dem furchteinflößenden Eindruck

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