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Felidae 2 - Francis: Ein Felidae-Roman

Felidae 2 - Francis: Ein Felidae-Roman

Titel: Felidae 2 - Francis: Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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obwohl brennende Stiche durch meinen Körper jagten, versetzte mich der erotische Rausch in einen Zustand ekstatischer Betäubung, in dem ich jeden Stich als scharfes Gewürz in einem exquisiten Mahl genoß. Dabei roch ich ihren heißen Atem, der zwischen ihren blitzenden Reißzähnen stoßweise hervorschnaubte. Er roch nach brennendem Schwefel, als würde ihre Begierde die ganze Welt mit Feuer bespeien, nach beißenden Winden der Savanne - und nach Blut. Anscheinend hatte sie ihrer entkommenen Beute mehr entreißen können, als ich dachte. Ineinander verhakt wie zwei Todesringer führten wir jetzt einen halsbrecherischen Tanz der dunklen Gelüste auf, in dem Liebe ihr wahres Gesicht zeigte: ein ewiger Kampf um Erlösung. Ich versuchte, mit den Zähnen an ihr Genick zu gelangen, um den Tragegriff anwenden zu können, damit sie in die Erstarrung verfiel. Nachdem jedoch Hiebe und Bisse überhandnahmen und mein Leib sich anzufühlen begann, als würde man ihn lebendig sezieren, packte mich die kalte Wut. Mit einem gellenden Schrei warf ich mich auf sie, zwang sie zu Boden und schlug meine Zähne in ihr Genick, natürlich nur so tief, daß sie sie lediglich schmerzhaft spürte. Sofort gab sie ein flehentliches Winseln von sich, hob das Hinterteil in die Höhe und zeigte mir durch das Wegschwingen des Schwanzes ihr kostbarstes Gut.
    Unsere Vereinigung geschah unter den Augen der Urgötter, untermalt von Buschtrommeln und dem Klang grotesk gekrümmter Hörner. Sie, die keiner Kathedralen bedurften, um gehört zu werden, segneten uns mit einem Gefühl der absoluten Ganzheitlichkeit. Wir verschmolzen völlig miteinander, aber gleichzeitig verschmolzen wir auch mit dem Wald, dem Licht und dem Leben, das in jedem Atom dieser Landschaft steckte. All ihr hingebungsvolles Wimmern unter mir, all mein freudiges Stöhnen und all das Knackende, Zirpende und selbst das Schweigende, bloß Seiende um uns herum wuchs zu einem akustischen Strom, der unser Innerstes beben ließ. Die alten Götter, denen menschliche Züge fehlten, denen Hörner und Borsten wuchsen, die grunzten und quiekten, die wahren Götter der Wildnis feuerten unser beider Körper an: mehr, mehr! Schneller, schneller! Wir starben im Moment der Kulmination, wurden zu Erde, Pflanze und Wasser. Und doch wurden wir gleichzeitig durch das Wunder der Befruchtung mehrfach wiedergeboren als Wesen, die allen anderen Kreaturen überlegen waren, mit den stärksten Muskeln und straffesten Sehnen, den erlesensten Knochen und dem reinsten Blut. Wir wurden selbst zu Urgöttern, denen in Wahrheit die heilige Natur gehört ( 9 ).
    Als ich von ihr abstieg und mich rasch in Deckung begab, stand mein Lebensspender vor Überlastung unmittelbar davor auseinanderzuplatzen. Die winzigen, scharfen Stacheln daran, die in ihrer Himmelsgrotte den Eisprung stimuliert hatten, hatten sie peinigenden Reizen ausgesetzt, so daß ihre Aggressionsbereitschaft inzwischen einem Faß Kerosin glich, das nach einem brennenden Streichholz bettelte. Wollust und Schmerz, die perfekten siamesischen Zwillinge! Später würde ich es noch mal versuchen, und sie würde es mir gewähren. Doch einstweilen mußten wir uns mit dem Reinigen unserer überhitzten Reproduktionswerkzeuge begnügen. Während ich mich mit meiner Sandpapierzunge an diese meditative Tätigkeit begab, nahm sie es mit der Sauberkeit nicht so genau. Sie mauzte fiebrig, ließ sich seitlich auf das Laub fallen und fing das Spiel des rhythmischen sich Wälzens von vorne an.
    »Ist dir schon die Puste ausgegangen, mein kleiner Prinz?« hauchte sie und krümmte die Pfoten sinnlich zu kleinen Haken. »Im Schloß klingelst du wohl nach einer solchen Kraftanstrengung nach dem Hofarzt, damit er dir ein Stärkungszäpfchen einführt.«
    Nun, da mein Verstand sich allmählich wieder aufzuklaren begann, fiel mir ihre gewählte Sprechweise auf. Artikulierte die Felis silvestris ihre Sätze immer so raffiniert, oder war ich nur den Klischeevorstellungen über den vermeintlichen Rüpelredestil der Landbevölkerung erlegen? Was die Verständigung zwischen unseren verschiedenen Familien anbelangt, so bestehen diesbezüglich keine Probleme; außer bei den Verwandten, deren Zungenbein an der Zungenwurzel aus Knorpel besteht. Löwen, Tiger, Leoparden, Schneeleoparden, Nebelparder und Jaguare besitzen eine uns gänzlich fremde Sprache und können im Gegensatz zu uns brüllen. Natürlich ist jeder Gattung ein ganz spezieller Dialekt eigen, doch ob alle Wilden so

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