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Felidae 2 - Francis: Ein Felidae-Roman

Felidae 2 - Francis: Ein Felidae-Roman

Titel: Felidae 2 - Francis: Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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fallen. Ich mußte mich mit diesem grauen Gespenst auf der Stelle paaren, auch wenn ich mir dabei eine blutige Nase holte!
    »Sei gegrüßt, mein kleiner Prinz!« eröffnete sie und kniff die Augen zu bloßen Strichen zusammen, durch die die Pupillen hindurchblitzten. Dann begann sie sich ganz langsam auf der Erde um ihre eigene Achse zu rollen, wobei sie mich sehr aufmerksam beobachtete.
    »Hast du keine Angst im finsteren Wald, so allein und so weit von deinem Schloß entfernt? Oder mischst du dich nach alter Sitte unter das Volk, um die besten Töchter deines Königreiches auszuprobieren? Da hast du Glück, denn die treueste Untertanin steht dir zur Verfügung.«
    »Erstens bin ich kein Prinz, und zweitens bist du keinem König untertan, Liebste«, sagte ich stockend. »Nein, du bist eine Wilde, die bezauberndste, die ich je gesehen habe - allerdings auch die erste.«
    Sie lächelte schnurrend, und für einen Moment hatte es den Anschein, als würden sich Iris und Pupille ganz ausblenden und damit einem rauschenden, türkisen Meer Platz machen.
    »Du dagegen scheinst mir so wild zu sein wie ein Dackel, mein kleiner Prinz. Wenn du nicht so süß wärest, hätte ich gute Lust, dir ein paar wilde Sitten beizubringen. Doch wie die Dinge liegen, erscheint es vernünftig, daß Natur und Kultur eine Verbindung eingehen sollten. Man nennt mich Alraune, und du heißt ...?«
    »Francis. Doch mein wahrer Name ist Leidenschaft. Und du wirst es nicht für möglich halten, Alraune: Aber der eigentliche Grund, weshalb ich überhaupt vor dir stehe, ist das Beharren auf meinen Nü ..., ähm, auf der unausrottbaren Wildheit in mir. Du hast mein wildes Herz in Flammen gesetzt, Prinzessin, und all die Glut darin möge jetzt in dich hineinfließen ...«
    So süßholzraspelte ich wie ein öliger Latin lover, derweil mich meine Pfoten, ohne daß ich es gemerkt hätte, in einer vertrackten Anschleichprozedur zu ihr hinübertrugen. Ich wußte nicht, ob sie meine Starten-Bremsen-Taktik durchschaute, jedenfalls gab ich mir große Mühe, mich ihr stets zu nähern, wenn sie den Kopf gerade von mir abgewandt hielt. Ehe ich es so richtig mitbekam, stand ich neben meiner selbsternannten Untertanin und genoß die geballte Wucht der Eindrücke, welche sich aus Augenweide und Aroma zusammensetzten. Die Gerüche, die ihren Drüsen entstiegen, raubten mir vor Wollust schier den Verstand, und ihre schlangenhaften Bewegungen hätten mich um ein Haar wie ein blutiger Anfänger auf sie stürzen lassen. Nur das aggressive Fauchen und Knurren und das Schnappen nach ihrem Beglücker hinderten mich, die Kontrolle vollends zu verlieren und meinen Pelz mit einer Reihe schmerzhafter Liebestätowierungen veredeln zu lassen. Dieses Verhalten, das dem Begattungsakt scheinbar so zuwiderläuft, ist bei dem in Hitze geratenen felinen Weibchen normal, was ich im Hinblick auf das geradezu sklavisch anmutende Sexgebaren der Menschenfrau oft bedauert habe. Doch jene lebensbedrohenden Schwarze-Witwe-Allüren, die Alraune an den Tag legte, waren eine unkalkulierbare und für mich neue Steigerung. Was ich beabsichtigte oder, besser gesagt, was von mir Besitz ergriffen hatte, barg große Gefahr. Denn zum ersten Mal würde ich mich mit einer Schönen paaren, die nicht meiner Gattung angehörte und deren Gepflogenheiten mir in jeder Hinsicht unbekannt waren. Die fleischliche Lust aber ist ein abgeschossener Torpedo, den niemand mehr zurückzudirigieren vermag und der erst zur Ruhe kommt, wenn er sein Ziel erreicht hat, und sei es um den Preis der Selbstzerstörung. Auch wenn dies die Verschmelzung mit einem Todesengel hätte werden können, gab ich mir doch einen Ruck und stürzte mich entgegen aller Erfahrung in Liebeshändeln auf sie.
    Mein Glück war es, daß ich sie erwischte, als sie gerade eine Rückenrolle vollführte und meinen Angriff nur mit einem Auge mitbekam - mein Pech, daß sie in der Rückenlage alle Pfoten frei hatte, um mit ihren Dornenkrallen mein Gesicht in einen furchenreichen, blutigen Acker zu verwandeln. Verdammt, ich hätte es besser wissen müssen! Sie hatte ja nicht einmal den Körper flach zu Boden gedrückt, geschweige denn den Schwanz zur Seite geschwungen und die glühende Pforte präsentiert. Vielleicht gehörte meine riskante Handlungsweise keineswegs unter die Kategorie Dummheit, sondern war schlicht und einfach Altersgeilheit. Einerlei, jetzt mußte ich die selbsteingebrockte Suppe auch auslöffeln. Wir krallten uns ineinander fest, aber

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