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Felidae 2 - Francis: Ein Felidae-Roman

Felidae 2 - Francis: Ein Felidae-Roman

Titel: Felidae 2 - Francis: Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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wir sind immun gegen derlei Angriffe.«
    »Wie meinst du das?«
    »Das fragst du noch? Francis, Francis, die Metzgereiabfälle, die dir dein Herrchen als kulinarische Highlights darreicht, scheinen offenkundig deine Kombinationsgabe getrübt zu haben. Kannst du dir wirklich keinen Grund vorstellen, weshalb meine Art vor dem Horror des Schwarzen Ritters verschont bleibt?«
    »Tja, so auf Anhieb ...«
    »Weil wir ihn in Stücke reißen würden, krümmte er uns auch nur ein Haar. Wir sind die Wilden, die wahren und einzigen Herrscher des Waldes! Wir tanzen zu seinem Lied, wenn der Wind über die Wipfel pfeift, wir verehren seine Häutungen, wenn er sich von der alten Jahreszeit in die neue schält, und wir hüten und pflegen ihn, indem wir jagend die Überpopulationen in ihm dezimieren. Wir sind seine ältesten Kinder und seine treuesten Wächter, so eng mit seinem Wesen verquickt, daß wir sogar seine Farbe angenommen haben. Niemand würde es an diesem Ort wagen, uns ein Leid zuzufügen. Täte er es, käme der Geist des Waldes über ihn und all die vielen Geister, die meinen Stamm ausmachen.«
    »Solche Schnorrer wie ich sind ja schwer von Begriff, aber selbst auf die Gefahr hin, daß du mich für dümmer hältst, als ihr Waldpolizisten es erlaubt, muß ich dir erneut eine simple Frage stellen. Wenn ihr doch so unbesiegbar und furchtlos seid, warum macht ihr dann nicht kurzen Prozeß mit diesem Hundereiter und beendet das Morden auf den Höfen?«
    »Erstens empfinden wir für die Opfer alles andere als Sympathie. Sie sind faul, und sie biedern sich bei den Menschen an. Anstatt sich die Nahrung auf ehrliche Art zu verdienen und auf die Jagd zu gehen, ziehen sie es vor, für den Zerstörer unserer Jagdgründe den Handschmeichler zu spielen. Gewiß, hin und wieder fangen sie ein paar Mäuse, was dem dummen Bauern vorgaukelt, die Investition in Milch und Speisereste sei gerechtfertigt. Aber in Wahrheit muß man hierzulande schon in einem luftdichten Zinksarg liegen, damit einem so ein Stinknager im Tran nicht geradewegs ins Maul hineinmarschiert. Du würdest dich mit diesen Nichtstuern bestimmt gut verstehen. Ihr könntet zum Beispiel abwechselnd Anekdoten zum besten geben, wie ihr eure Halter durch immer ausgefallenere niedliche Posen zum Abgeben ihres halbangegessenen Bissens ermuntert habt.«
    »Und der zweite Grund? Ich meine, langsam bekomme ich tatsächlich eine ungefähre Ahnung davon, was Würde bedeutet, weißt du.«
    »Der zweite Grund, weshalb wir uns einfach nicht aufraffen können, dem Schwarzen Ritter den Garaus zu machen, leitet sich unmittelbar aus dem ersten ab. Dieser Knabe und sein ihm dienender Hund haben schließlich beschlossen, wild und frei zu leben und die Brosamen, die der Mensch gegen Possierlichkeit herausrückt, für immer zu verachten. In dieser Beziehung gleichen sie uns.«
    »Aber sie sind verrückt. Sie morden!«
    »Tun wir das nicht alle? Was glaubst du, lieber Francis, woraus dein Dosenfraß hergestellt wird? Aus Altpapier? Glaub mir, Darling, auch deine hochgeschätzten Leckerbissen haben einmal geatmet und sich gemütlich die Sonne auf den Pelz brennen lassen und sich ihres Lebens gefreut. Der Starke frißt den Schwachen. Schon mal was davon gehört?«
    »Dann sollten wir den Menschen als unseren Gott anbeten. Denn er ist nicht nur stark, sondern ultimativ.«
    »Du und deinesgleichen tun es doch schon! Die Wahrheit ist aber, daß der Mensch im Gegensatz zu uns die Wahl hat. Apropos Wahl: Mit dir habe ich offenkundig die absolut falsche getroffen. Vor lauter Schwätzerei ist mir die Lust vergangen. Du scheinst ja ein ausgewachsener Quatschkopf zu sein.«
    Quatschkopf, Weichei, Schmarotzer - dabei hatte unsere Liaison mit »mein kleiner Prinz« angefangen. Allmählich begann ich zu ermessen, wie heiße Liebschaften in apokalyptische Scheidungskriege umschlagen konnten. Wofür Menschen jedoch Jahre brauchten, schaffte meine Art binnen weniger Minuten. Wie von unsichtbaren Fingern gekniffen, sprang Alaune ruckartig auf die Füße und schüttelte sich kräftig. Die inbrünstige Wälzerei hatte ihr Fell mit vertrockneten Matschklümpchen beschmutzt, die nun wie bei einer Explosion in alle Richtungen auseinanderstoben. Nach der gründlichen Schüttelkosmetik stand sie abermals in ihrer ganzen strahlenden Schönheit vor mir, und ich bedauerte zutiefst, daß ich nach unserer Intimität nicht das Maul gehalten und prompt wieder dort angefangen hatte, wo wir aufgehört hatten. Während sie

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