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Felidae 4 - Das Duell

Titel: Felidae 4 - Das Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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es ist nur ein blödes Werbeplakat, entworfen von einer blöden Werbeagentur, die mal auf die Schnelle einen knalligen Eyecatcher kreiert hat. Warum fragst du?«
    »Diese Gestalt, sie erinnert mich an ...«
    Ich beließ es bei dein Fragment, da mir der Vergleich mit dem Phantom jetzt auf einmal selber ziemlich unpassend erschien. Der sonderbare Traum hatte mein Erinnerungsvermögen offenkundig ein bißchen durcheinandergebracht. Nach nochmaligen schmeichelnden Abschiedsfloskeln ging ich wieder in die Röhre zurück und marschierte in der Finsternis eine gute Strecke vorwärts. Dieser Spezialweg schien für meinesgleichen wie geschaffen, da man sich darin weder beengt noch bedroht fühlte. Außerdem war er trocken und sauber. Meine Schritte, ja selbst meine Atemzüge erzeugten in dem Metallmantel ein leichtes Hallen, was in mir keineswegs Beklemmung auslöste, sondern eher ein Gefühl von Schutz und Geborgenheit.
    Als ich merkte, daß es allmählich abwärts ging, mußte ich unversehens an zwei Dinge denken. Zum einen fiel mir ein, daß ich Fabulous eigentlich noch fragen wollte, was es mit der Ankündigung »COMING SOON/ 10 .1.2003« auf dem Plakat auf sich hatte. Was sollte an diesem Datum, das ja schon in einem knappen Monat anstand, so Bedeutendes passieren? Vielleicht eine großangelegte Spendenaktion oder eine medienwirksame Demonstration für mehr Tierrechte in einer wichtigen Metropole oder gar eine spektakuläre Aktion gegen die Japaner oder Norweger in Greenpeace - Manier? Doch der schon zurückgelegte Weg erschien mir nun viel zu weit, um wieder umzukehren. Abgesehen davon, daß Fabulous auf die Frage mit absoluter Wahrscheinlichkeit abermals eine erstklassig vernünftige Antwort parat haben würde, so wie ich sie kannte.
    Der zweite Punkt, der mich mehr beunruhigte, war die immer noch schmerzende Wunde an meinem Hintern. Sie rührte nicht vom Betäubungspfeil her. Jetzt, da die Betäubung gänzlich abgeklungen war, war ich mir meiner Sache ganz sicher. Gleichzeitig verstärkte sich in mir die Gewißheit, daß ich mir diese Verletzung nicht bei dem Kampf mit Adrian zugezogen haben konnte. Dieser mobile Operationssaal in der Porzellanmanufaktur kam mir in den Sinn ...
    Beide Überlegungen mochten einer tieferen Analyse wert sein. Leider konnte das aber kaum zum gegenwärtigen Zeitpunkt stattfinden. Denn am Ende der Schräge sah ich allmählich fahles Licht und hörte polternde Geräusche. Und schräge Stimmen dazu!

 
     
    6.
     
     
     
    I ch ging nicht mehr, ich rauschte das Rohr hinab, hatte sich das Gefälle doch nahezu in eine Vertikale verwandelt. Gott sei's gedankt, dauerte mein Fall nur einen Atemzug, und ich landete überraschend sanft. Auf etwas Geschmeidigem, wie mir die Pfotenballen signalisierten. Ein schwach schimmerndes dunkelgraues Licht, offenbar von dem im Schein der Sterne glänzenden Schnee, strömte durch schießschartenenge Fenster an einer Seite des Raumes. Es roch ein wenig muffig, und irgendwo aus dem Hintergrund hörte man das beruhigende Gebrumm eines Heizungskessels. Klarer Fall, ich befand mich im Keller der Manufaktur, ebenso riesenhaft und von Ziegelsteinmauern begrenzt wie der obere Teil des Gebäudes.
    Überall türmten sich in Kunststoffolie eingeschweißte Paletten und formten so eine alpine Landschaft aus Gipfeln, Schluchten und Tälern. Auch ich stand auf einer solchen Palette, wie ich fix feststellte, die Pfoten auf der Folie federnd. Mein Blick glitt über die Paletten, und ich brauchte wahrhaftig nicht zweimal hinzugucken, um zu erkennen, um was es sich bei deren Inhalt handelte. Dosen, Döschen, Hundertgramm-Aluschalen, Plastikpäckchen, Schachteln und so weiter. Halleluja! Endlich war ich im Gelobten Land angelangt: Wenn ich mich nicht täuschte, lagerte hier Futter für tausend von meinesgleichen, ausreichend für die nächsten tausend Jahre. Offensichtlicher hätte der Aufdruck auf den Artikeln kaum sein können: Die Darstellung eines pfotenleckenden Artgenossen, dann die Marke DANDY CAT in geschwungener Schrift und darunter Informationen zu den unterschiedlichen Geschmackssorten und zur Zusammensetzung des Inhalts.
    Ich hatte Fabulous unrecht getan, als ich sie vorhin hanebüchener Dinge verdächtigte. Alles, was sie gesagt hatte, entsprach der Wahrheit. Maximilian und seine Truppe hatten für die erwarteten Artgenossen aus dem Glashaus vorsorglich massenhaft Futter hierhergekarrt, denn daß dieses Gebirge allein für Fabulous bestimmt sein sollte, erschien mehr

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