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Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman

Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman

Titel: Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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ohne Blickkontakt. »Sancta, Junior, merkt ihr denn gar nichts? Plötzlich hat sich die Zeit verkehrt. Alles läuft rückwärts ab anstatt vorwärts. Ich meine, seht euch zum Beispiel den Wasserhahn an. Der Wasserstrahl wird von ihm regelrecht eingesogen, anstatt …«
    ».ganz so nicht Witz den wir verstehen, ja Wenn«, sagte Sancta, und ihre grünen Edelstein-Augen zeugten von einer umgekehrten Überraschung. »?machen lustig uns über dich du Willst ?Francis ,seltsam so plötzlich du redest Wieso«
    »Nein, ich mache mich nicht lustig über euch, verdammt!« , schrie ich. Was das Auseinanderklamüsern der rückwärts ausgesprochenen Reihenfolge der Wörter anbelangte, hatte ich mittlerweile einige Routine entwickelt. Ein wenig war ich stolz auf mich. Oder besser gesagt, ich
war stolz auf meinen Verstand, der trotz der kuriosen Situation strikt die alte beziehungsweise »richtige« Zeitabfolge verteidigte. Oder aber die Behinderten-Theorie traf zu, und ich war der Verrückte, der sich wegen eines sehr speziellen Hirndefekts einbildete, der einzige Durchblicker zu sein.
    »Ich kann gar nicht verstehen, weshalb ihr es nicht mitkriegt!« , entfuhr es mir in aufbrausendem Ton. »Dann sagt doch gleich, dass ich nicht mehr alle Tassen im Schrank habe. Dann sagt doch gleich, dass ich für euch nur noch ein bemitleidenswerter Geisteskrüppel bin, dem ihr etwas vormacht. Ja, es ist so, wie es ist: Ich sehe, höre, und empfinde alles rückwärts, und alles, was um mich herum geschieht, geschieht rückwärts. Das ist jedenfalls meine Sicht der Dinge. Und wenn ihr diese Störung schon seit der Operation an mir beobachtet habt, dann habt wenigstens den Mut, mir das offen und ehrlich ins Gesicht zu sagen.«
    »Du frisst auch den letzten Mist, Francis«, sagte Sancta. »Das Zeug steht schon seit heute Morgen da und ist ganz eingetrocknet bei der Hitze. Warum wartest du nicht, bis Gustav die anderen Näpfe gesäubert und etwas Frisches hineingetan hat?«
    Mir fiel die Kinnlade herunter. »Was hast du da gesagt?«
    Auch sie schien plötzlich befremdet, weil mein spontan entgleister Gesichtsausdruck sie wohl ein wenig verstört hatte. »Ich sagte, dass du besser auf das frische Nachmittagsfutter warten solltest. In dem Zeug da haben ja die Fliegen schon ihre Eier abgelegt.«
    »Du redest ja normal.« Ich überlegte, ob ich noch mal einen Panikanfall bemühen sollte.
    »Was meinst du mit ›Du redest ja normal‹, Paps?«, mischte sich Junior ein. »Hast du Sancta schon mal anormal reden gehört?«
    Ja, hatte ich. Aber nur in Bezug auf ihre gelegentlichen Eifersuchtsattacken, wenn ich mal mit anderen spitzohrigen Damen im Revier ein paar harmlose Worte wechselte, vor allem dann, wenn diese jünger waren als die Herrin des Hauses. Gegenwärtig jedoch hatte ich ein ganz anderes Problem. Ich drehte den Kopf zu Gustav an der Spüle. Und in diesem Augenblick wusste ich mit unerschütterlicher Gewissheit, was ich zu sehen bekommen würde. Denn wenn ich in der Lage war, eine willentliche Bewegung auszuführen, ohne daran vom unerbittlichen Diktat der rückwärtslaufenden Zeit gehindert zu werden, dann hatte sich auch in meiner Umgebung physikalisch etwas Neues getan. Ich sollte recht behalten. Der Wasserstrahl floss wieder wie gewohnt aus dem Hahn heraus und nicht hinein, und mit jeder Wischbewegung Gustavs an unseren schmutzigen Näpfen löste sich ein weiteres Stück festgetrocknetes Restfutter, wie es sich gehörte. Die Zeit lief wieder vorwärts! Aber wie konnte das geschehen? Oder genauer gesagt, wie hatte das Vorherige geschehen können? Hatte ich mir diesen elenden Zeitsalat nur eingebildet?
    Sancta und Junior betrachteten mich nun forschend, da inzwischen wohl nicht einmal ein Blinder mit Krückstock zu ignorieren vermocht hätte, dass mit mir etwas nicht stimmte.
    »Paps, fühlst du dich nicht wohl?«, fragte Junior. Seine schrägen Glühaugen, die aus dem schwarz-weißen Fellinferno des Gesichts wie geheimnisvolle Inseln aus grünem
Phosphor hervorstachen, musterten mich einfühlsam. »Du siehst aus, als hättest du ein Match gegen den Hometrainer verloren.«
    »Ja, mir geht es in der Tat nicht gerade blendend, Junior. Glaubst du, Gustav trägt gleich den Müll hinaus und lässt dabei sowohl die Wohnungs- als auch die Haustür offen stehen?«
    »Wie bitte?«
    »Okay, vergiss die letzte Frage. Eine andere Frage: Wie viel Zeit ist nach meiner Operation vergangen?«
    Junior und Sancta warfen einander Blicke zu, die auch von

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