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Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman

Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman

Titel: Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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wenn ich selbstständig eine Spur verfolge. Es könnte die Tötung von Abermillionen von Leben verhindern.«
    Donnerwetter, so viel Eigenständigkeit hätte ich dem Kerl gar nicht zugetraut. Und dann auch noch so sauber formuliert. »Gut gesprochen, Kurti. Dennoch bleibt die Frage, was das Ganze soll. Ich meine, weshalb wird ausgerechnet an diesem Ort eine Atombombe durch die Gegend kutschiert?«
    »Terroristen?«
    »Die auf dem Zug sahen nicht nach Terroristen aus, sondern nach waschechten Soldaten. Und wie um alles in der Welt sollen als Soldaten verkleidete Terroristen in den Besitz einer Atombombe gelangt sein und sie dann in aller Gemütsruhe ins Epizentrum der Macht geschafft haben?«
    »Da hast du recht. Dann will eine fremde Regierung das Land dem Erdboden gleichmachen.«
    »Eine fremde Regierung? Da bleibt ja nicht mehr viel übrig, wenn oben schon alle Regierungschefs versammelt sind.«
    »Gut. Also bleibt uns nichts anderes übrig, als der Sache nachzugehen.«
    »Verstehe ich dich richtig, wir sollen gehen ? Wie stellst du dir das vor? Wir können doch nicht per Pfote kilometerweit diesem Zug folgen. Wer weiß, vielleicht ist sein Ziel Sibirien oder so.«
    »Das glaube ich nicht. Wie man sieht, handelt es sich bei diesem Schienensystem um eine interne Infrastruktur, die ihre Grenzen an den Enden des Regierungsviertels haben dürfte. Unser Marsch dürfte also nicht mehr als maximal eineinhalb Kilometer betragen. Natürlich weiß ich, dass deine Art für die Bewältigung relativ langer Strecken nicht gerade berühmt ist. Deshalb mache ich mir deine Sache jetzt zu meiner und nehme sie selbst in die Pfote. Man sieht sich, Francis!«
    Er sprang von der Bahnsteigkante auf die Gleise und tapste dem Zug in die Dunkelheit hinterher. Ich stand da wie ein verlassener Liebhaber, zerknirscht, enttäuscht und vom Gefühl der Demütigung heimgesucht. Doch gleich darauf erkannte ich, dass für solche Luxusempfindsamkeiten nun wirklich der unpassende Moment war. Wo war bloß mein Kampfgeist abgeblieben? Vermutlich hatte der mich gerade eben verlassen, als ich das Atomzeichen gesehen hatte. Ich erbärmlicher Feigling!
    »Hey!«, rief ich Kurt hinterher und sprang ebenfalls auf
die Gleise. »So warte doch auf mich. Das mit der Kurzatmigkeit meiner Art ist eine Fehlinformation. Das ist so ein Gerücht, das wir gern verbreiten, damit man uns überall hinträgt. Mann, wart doch! Wenn ich vielleicht auf deinen Rücken … Kurt, ich wiege nur dreieinhalb Kilo! …«

17
    Wir marschierten Seite an Seite in der Finsternis, in der wir uns lediglich dank meiner noch das klitzekleine Restlicht verwertenden Wunderaugen halbwegs eine Orientierung verschaffen konnten. Und natürlich mittels unserer hypersensiblen Nasen. Dabei achteten wir streng darauf, auf den Schienen zu bleiben, und stiegen im Takt über die Schwellen. Es war eine stickige und im Vergleich zu einem normalen U-Bahn-Tunnel recht enge Röhre, die wir beschritten. Nur wenn sie über eine sehr lange Strecke hinweg eine gerade Linie aufwies, sahen wir in weiter Ferne noch die Rücklichter des Zuges wie zwei schwach glühende Stecknadelköpfe.
    »Was wollen wir tun, wenn sie sich anschicken, das Ding scharf zu machen?«, wollte ich von Kurt wissen. Dieses enervierende laute Gehechel an meinem Nacken konnte einem echt auf den Geist gehen. Dabei schwang seine Zunge wie eine verendete Schlange aus dem Maul und schlotterte wild hin und her. Auch kein schöner Anblick. »Ich meine, sie sind bewaffnet und wir nicht.«
    »Doch, das sind wir, Francis. Mit unseren Gaben. Wir sind wendiger, schneller und unberechenbarer als sie. Jedenfalls
werde ich es nicht zulassen, dass man wegen dieses Zeit-Brimboriums eine Atombombe zündet.«
    »Das ist sehr edel von dir, aber eigentlich handelt es sich gar nicht explizit um eine Atombombe, sondern um eine Atomrakete. Das heißt, die Bombe soll irgendwohin abgeschossen werden.«
    »Wo ist da der Unterschied?«
    »Na, wenn es bloß eine Bombe wäre, müsste sie nicht in einer Rakete stecken. Eine Rakete dient gewöhnlich zur Beförderung einer Fracht.«
    »Hm, da hast du recht. Aber warum soll eine Rakete ausgerechnet aus dem Untergrund eines Regierungsgebäudes abgefeuert werden?«
    Ich seufzte. »Das ist eine gute Frage, doch vielleicht solltest du sie besser der Zigeunerin im Zelt mit der Glaskugel stellen.«
    Allmählich erlahmten unsere Kräfte, und auch das Gehechel des großen, starken Kurt wurde immer jämmerlicher. Das Regierungsareal

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