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Felidae

Felidae

Titel: Felidae Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirincci
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umher.
    Unterdessen war ihm kalt geworden, so kalt, als würde ihm niemals wieder warm werden. Er verstand nicht, was und wieso es passiert war. Oder doch? Hatte er einen Fehler gemacht? Wu ß te er den Grund für den blutrünstigen Anschlag? Kannte er seinen bestialischen Mörder? Fragen ... Fragen über Fragen, auf die es wahrscheinlich nie eine Antwort geben würde.
    Plötzlich kippte er um. Wie ein angeschossener Elefant in der Savanne brach Deep Purple auf dem schwarzen Leder zusammen und streckte alle Viere von sich.
    »Ich habe im Garten die Blutspuren gesehen und bin ihnen nachgegangen«, sagte Blaubart.
    Von unten gesehen glich das Motorrad einem dieser aufgebockten Indianergräber, auf dem Purple wie ein legendärer, verknöcherter Häuptling thronte. Ich sprang auf den Sattel und betrachtete die Leiche eingehend. Es war in der Tat unfa ß bar, wie dieser alte Knabe mit solch einem riesigen Loch am Nacken es bis hierher geschafft haben konnte. Aber nicht nur der Nacken, sondern der ganze Kopf sah inzwischen aus wie ein ausgewrungener, bluttriefender Waschlappen. Anscheinend war er während seines Kreuzganges mehrmals hingefallen und hatte sich in seinem eigenen Blut gesuhlt, so da ß das Fell überall mit Blutspuren bedeckt war.
    Doch das allerwichtigste Detail an diesem Horrorstilleben hatte Blaubart schon wieder übersehen.
    Ich drehte mich von Purple weg und schaute tadelnd auf Freund Hinkebein hinab.
    »Er war nicht jenseits von solchen Schwulitäten«, sagte ich.
    »Wie meinst du das?«
    »Er beabsichtigte noch, sich zu verewigen.«
    »Sich zu verewigen?«
    »Na, Kinder zu zeugen.«
    »Was? Purple und Bumsen? Also, da soll doch noch jemand behaupten, da ß es keine Erfüllung im Seniorenalter gibt. Aber das ist doch einfach unmöglich. In seinem Alter wäre so manch einer froh, wenn er mit zwei Brillen plus einer Lupe das Wort ›Ständer‹ entziffern könnte, geschweige denn mit selbigem die Weiber erschrecken!«
    »Komm hoch und überzeuge dich selbst.«
    »Nein, danke. Heute ist der einzige Tag im Monat, an dem ich Leber bekomme. Und ich habe wirklich keinen Bock, mir den Appetit von so einem toten Stinkstiefel verderben zu lassen. Außerdem fällt es mir verdammt schwer, diesem Mädchenschänder auch nur eine Träne nachzuweinen.«
    Trotzdem schien es in seinem Kopf weiter zu rumoren.
    »Und du meinst wirklich, Purple war ein geheimer Ein-Mann-Zuchtverein? Unglaublich, einfach unglaublich! In was für einer verdrehten Welt leben wir denn?«
    Warum, so fragte ich mich, mu ß ten Rollige daran glauben? Und in welch einer mysteriösen Beziehung hatten die Ermordeten zueinander gestanden, falls zwischen ihnen überhaupt eine Beziehung existiert hatte? Wirre Gedanken umschwirrten ungestüm meinen Schädel wie Elektronen den Atomkern. Dennoch mu ß te diszipliniert vorgegangen und sämtliche Anhaltspunkte in der richtigen Reihenfolge zusammengefügt werden. Das hervorstechendste Merkmal dieser Mordserie war die Sexualität. Selbstverständlich blieb nicht ausgeschlossen, da ß es sich ebenso um einen Irren handeln konnte, der ganz und gar wahllos mordete. Diese Irren-Theorie konnte man jedoch getrost vergessen, weil es Geistesgestörte im Tierreich so gut wie nie gab, und wenn doch, brachten sie es nicht weit, sondern gingen gleich nach dem Kindesalter in die ewigen Jagdgründe ein. Andererseits konnte es natürlich auch ein reiner Zufall gewesen sein, dass der schwarze Mann bis jetzt nur rollige Artgenossen erwischt hatte. Wenn es aber kein Zufall war, dann hatte jemand a) gegen das Bumsen ganz allgemein etwas, oder b) war er selber rollig und besaß merkwürdige Ansichten über die Konkurrenzbekämpfung im Revier oder c) wollte er nicht, da ß eine ganz bestimmte Dame von den anderen gedeckt wurde.
    Langer Rede, kurzer Sinn, am Ende meiner Überlegungen mu ß te ich mir gestehen, da ß es doch einen Irren unter uns gab.
    »Ich bleib' dabei, es war doch ein gottverdammter Dosenöffner!« knurrte Blaubart von unten. »Scheiße, ja! Ich meine, aus welchem idiotischen Grund sollte einer von uns so eine Sauerei veranstalten? Hast du dafür vielleicht eine logische Erklärung, he? Dieses spießige Mistvieh wäre doch vermutlich einen Monat später sowieso abgenippelt, ob er nun noch einen hochgekriegt hat oder nicht!«
    »Tja, ich stehe genauso vor einem Rätsel wie du. Aber lügen wir uns nicht in die eigene Tasche! Dieses blutige Etwas ist eine Bi ß wunde und keinesfalls das Werk eines Eispickels. Wie

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