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Felidae

Felidae

Titel: Felidae Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirincci
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abgeschlossen. In Ermangelung eines Arbeitsplatzes hatte mein Freund bereits einen gewichtigen Schreibtisch hier reingekarrt und seine prächtigen Bildbände und wissenschaftlichen Berichte darauf ausgebreitet. Er ging seit Jahren mit dem Traumprojekt schwanger, ein umfassendes Buch über die ägyptische Göttin Bast herauszubringen. In jeder freien Minute schuftete er wie besessen daran. Leider kam er diesem Ziel nur millimeterweise näher, da er seine Recherchen und Untersuchungen immer wieder unterbrechen mu ß te, um diese schaurigen Romane für unseren Lebensunterhalt zu erdichten. Weil die neue Wohnung zusätzliche Finanzlöcher gerissen hatte, belieferte er neuerdings sogar Teenager-Zeitschriften mit »echt fetzigen« Wie-ich-meine-erste-Regelblutung-bekam-und-die-Pickel-obendrein-Epen. Das Allerschlimmste, was er jemals zu Papier gebracht hatte, war ein vierseitiges Machwerk mit dem sensationellen Titel Mein Schuldirektor hat mich in seinem Büro vergewaltigt! (Untertitel: Sechsmal bedrängte er mich, sechsmal kam es zu der grausamen Tat! Um die Illustrierung des Unrechts noch auf die Spitze zu treiben, hätte ich persönlich vielleicht noch Daraufhin gebar ich Sechslinge! drangehängt.) Doch wie sehr er sich auch wegen des lieben Geldes prostituierte, sein Herz hörte keinen Augenblick lang auf, für die Mysterien des alten Ägypten zu schlagen. Der weitgehend unerforschte Kult um die Göttin Bast sollte der Gegenstand seines vierten Buches sein, und deshalb ließ er sich aus aller Welt die aktuellsten Studien von Ägyptologen und Museen schicken. Er saß unzählige Tage und Nächte über diesen Abhandlungen, Inschriften und Fotos von Wandmalereien und studierte sie eingehend. Die Fertigstellung dieses Buches bereitete ihm besondere Freude, da die Religion um die Göttin Bast, das Sinnbild für Mutterschaft, Fruchtbarkeit und anderer weiblichen Tugenden, eng mit der Anbetung meiner Art zusammenhing. Dank der Ausgrabungsstücke weiß man, da ß die Göttin selbst oft in Gestalt von Felidae dargestellt wurde.
    So saß Gustav in der kurzen Renovierungspause erneut an seinem Schreibtisch und schwitzte über irgendwelchen Hieroglyphen, als Blaubart und ich das Wohnzimmer betraten und ihm lautstark zu verstehen gaben, da ß wir das Haus zu verlassen wünschten. Er schüttelte zuerst resolut den Kopf, brabbelte in der bekannten Babysprache irgendwelche Schauermärchen über meinesgleichen, die im Schneegestöber ihr Ende gefunden hätten, ließ sich dann aber doch noch erweichen und öffnete das Klofenster.
    Draußen trichterte ich Blaubart wiederholt ein, da ß er einfach den Rüpel herauskehren solle, wenn Joker sich weigern würde, einen Plausch mit uns zu halten. Dann trennten sich unsere Wege, und ich watete im knietiefen Schnee über die Mauern in Richtung Pascals Behausung.
    Während ich die eisige Luft einatmete und mir die weiße Gartenlandschaft zu Gemüte führte, erinnerte ich mich an mein vormittägliches Techtelmechtel. »Ich bin keiner Rasse zugehörig«, hatte sie gesagt, und: »Alles wird sich eines Tages von selbst klären.« Sie hatte ein Geheimnis um ihre Rasse gemacht und orakelt, da ß sie alt und gleichzeitig neu war beziehungsweise anders. Was sollte das alles bedeuten? »Keine Rasse« gab es nicht. Jeder von uns entsprang einer Rasse. Das war nun einmal eine unerschütterliche Tatsache. Blaubarts Anmerkung »Sie pflegen selten Kontakt mit uns« machte mich noch stutziger. Denn wie es der Zufall so wollte, pa ß te das Ganze verdammt gut zu der Theorie von der Mörderrasse. Doch zum Teufel mit all den Theorien, etwas in mir sträubte sich, zu akzeptieren, da ß dieses göttliche Geschöpf oder seine Kollegen Mörder waren. Ich wu ß te nicht, was diese Vermutung so total abwegig erscheinen ließ, aber sie kam für mich einfach nicht in Frage. Hatte ich mich etwa verliebt? Oder meldete sich wieder mein unfehlbarer Instinkt zu Wort? Schließlich tröstete ich mich mit dem Gedanken, da ß an eine Ergreifung des Mörders nicht zu denken war, bevor das Mordmotiv nicht eindeutig feststand.
    Endlich erreichte ich den auf Yuppievilla getrimmten Altbau, der mit dem schneebedeckten Dach, den hell erleuchteten Fenstern und dem malerisch rauchenden Schornstein nun wie ein Reklamefoto für irischen Whisky wirkte. Leider war die Hintertür diesmal abgesperrt, so da ß ich erst um das ganze Haus streichen und nach einem Durchschlupf suchen mu ß te. Diesen entdeckte ich schließlich an der Längsseite des

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