Ferdinand Graf Zeppelin
es mir doch eine ganz besondere Freude ist, unsere liebe Tochter in besten Händen zu wissen. Das wird eine wunderbare Feier geben, das kann ich dir jetzt schon fest versprechen. Und ich werde persönlich dafür Sorge tragen, dass sich unsere Hella immer mit größter Freude an diesen Festtag zurückerinnern wird!«
Am 19. Februar 1909 fand in Stuttgart die Hochzeit der Komtesse Helena Amalie »Hella« von Zeppelin mit Alexander Graf von Brandenstein statt, der seinen Dienst als Oberleutnant im 1. Ulanenregiment König Karl Nr. 19 versah, demselben Regiment, das einst schon Zeppelin als Oberst befehligt hatte. Ihr einziges Kind begründete nun also einen eigenen Hausstand. Auf allerhöchste Bewilligung des Königs von Württemberg erhielt das frisch vermählte Ehepaar die Erlaubnis, künftig den Familiennamen »Brandenstein-Zeppelin« führen zu dürfen, »wodurch sichergestellt ist, dass der weltberühmt gewordene Name Zeppelin nicht ausstirbt«, wie der König zufrieden konstatierte.
In Manzell ging es derweil mit Hochdruck an die neuen Aufgaben: mit »LZ 5« wurde am 26. Mai der neueste »Zeppelin« fertiggestellt, jetzt also erstmals unter der Regie des neuen Geschäftsführers Alfred Colsman, während Graf Zeppelin selbst und sein enger Mitarbeiter Hugo Eckener die Geschicke des gesamten Unternehmens über die »Zeppelin – Stiftung« aus dem Hintergrund weiter umsichtig in den Händen behielten. Das Interesse, das in ganz Deutschland dem neuen Schiff entgegen gebracht wurde, war riesig, denn immerhin handelte es sich dabei um den ersten Neubau seit der Katastrophe von Echterdingen (die triumphalen Oktober- und Novemberfahrten des generalüberholten »LZ 3« durften dabei ja eigentlich nicht mitgezählt werden). Zwar waren ihre umfangreichen Erkenntnisse aus den zurückliegenden Fahrten in den Neubau mit eingeflossen, doch trotzdem handelte es sich bei »LZ 5«, sehr zum Bedauern von Zeppelin, im Grunde genommen um genau dasselbe Schiff, wie schon das in Flammen aufgegangene »LZ 4«. Sowohl die Dimensionen, wie auch die Aufnahmekapazität des Wasserstoffs entsprachen dem alten Vorbild – »und leider auch die Motoren, denn so schnell können die Maybachs mit ihrer neuen Produktionsstätte noch keinen verlässlichen neuen, deutlich stärkeren Motor liefern. Aber das wird schon noch kommen«, gab sich der Graf zuversichtlich. »Und wir müssen schon bald diesen neuen Typ zustande bekommen, denn die Konkurrenz ist nicht nur wachsam, sie hat es mit ihren ganz besonderen Verbindungen wieder einmal geschafft, die preußischen Beamten erneut für sich zu gewinnen.« »Sie meinen Groß, nicht wahr, Exzellenz?«
»Leider nicht nur den. Ebenso ist es der Major von Parseval mit seinem Ballon und, das finde ich besonders erstaunlich, auch das geplante »Schütte-Lanz«-Luftschiff soll nach allem, was ich höre, vom Kriegsministerium angekauft werden. Darüber haben mich meine Gewährsleute bei Daimler informiert: man plant nämlich, dieses Luftschiff mit zwei Achtzylindermotoren mit jeweils 270 Pferdestärken auszustatten.«
»Zwei Mal 270 PS!« entfuhr es Eckener. »Solche Motoren gibt es doch noch gar nicht!«
»Es wird sie bald geben – umso wichtiger ist es deshalb, dass wir die beiden Maybachs nach Kräften beim Aufbau ihrer Motorenproduktion unterstützen. Das wäre ja noch schöner, wenn ausgerechnet der Lanz mit seiner Steinzeittechnik die Nase vorn hätte, nur weil er über die stärkeren Motoren verfügt.«
In der Tat handelte es sich bei dem Luftschiff, das der Mannheimer Großindustrielle Heinrich Lanz nach den Plänen des Danziger Professors Johann Schütte mit einem Rahmen aus Holz versehen anstelle der Aluminiumträger gerade in einer Schiffswerft im Mannheimer Stadtteil Rheinau bauen ließ, um eine durchaus unangenehme Konkurrenz – zumal Zeppelins Gegenspieler in den preußischen Behörden hierin eine willkommene Gelegenheit beim Schopf ergriffen, bei der Auftragsvergabe für die Luftschiffe nicht nur auf den alten Grafen am Bodensee angewiesen zu sein. »So können sie mich wunderbar gegen die anderen Herrschaften ausspielen, egal wie rückständig die »Schütte-Lanz«-Technik in Wahrheit auch sein mag. Ich frage mich ja wirklich, weshalb sich der bekanntlich äußerst vermögende Herr Lanz in den vergangenen Jahren nicht maßgeblich bei uns in Manzell beteiligt hat. Wir hätten das Geld ja wirklich gut gebrauchen können. Stattdessen lässt er uns die ganzen teuren Entwicklungsarbeiten machen
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