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Ferdinand Graf Zeppelin

Ferdinand Graf Zeppelin

Titel: Ferdinand Graf Zeppelin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Haug
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Tage später erhielt der Steuermann ein Päckchen, mit einer silbernen Taschenuhr übersandt, in deren Mitte ein großes »W« eingraviert war. Ein weiteres Dankeschön ihres dankbaren Passagiers, der seitdem nicht müde wurde, von den Vorzügen des Luftschiffs zu berichten, das er im Besein des Grafen Zeppelin eigenhändig habe steuern dürfen.
    Zwei Tage später traf bei der »Luftschiffbau Zeppelin« aus Berlin die telegraphische Nachricht ein: »Das Luftschiff ist vom Deutschen Reich übernommen!« Das Wagnis vom 7. November 1908 hatte sich ausgezahlt – im wahrsten Sinn des Wortes.
    Und als sich dann auch noch Seine Majestät, Kaiser Wilhelm II., für den 10. November zu einem persönlichen Besuch in Manzell ankündigte, da kannte die Begeisterung keine Grenzen mehr.
    »Wie wird das Wetter an diesem Tag sein?« erkundigte sich Zeppelin postwendend bei Professor Hergesell. »Ach – einerlei, wie auch immer es sein wird: wir werden einen Aufstieg durchführen, so oder so! das sind wir dem Kaiser einfach schuldig! Es ist eine gewaltige Ehre für uns alle, wenn uns der Kaiser selbst die Aufwartung macht.«
    Das Wetter machte dem Meteorologen keinerlei Sorgen. »Es wird ein schöner Tag sein. Sie brauchen sich diesbezüglich keine Gedanken zu machen, Exzellenz.«
    Im Nachhinein betrachtet sollte der 10. November 1908 zu einem Höhepunkt im ereignisreichen Leben des Grafen Ferdinand von Zeppelin geraten. Für die Mittagszeit war der kaiserliche Hofzug aus Donaueschingen angekündigt – ganz Friedrichshafen und die Werkshallen von Manzell präsentierten sich zu Ehren des hohen Besuchs festlich geschmückt. Auch das Dampfschiff stand bereit, von dessen Deck aus der Kaiser auf dem Bodensee den Aufstieg von »LZ 3« in unmittelbarer Nähe würde verfolgen können. Als sachkundiger Begleiter für Seine Majestät war Georg Hacker ausgewählt worden, während dieses Mal sein Kollege Lau das Steuer des Luftschiffs übernehmen sollte.
    Direkt vor Manzell, auf freier Strecke, kam der Hofzug zum Stehen und in Begleitung des Fürsten von Fürstenberg schritt der Kaiser durch ein Spalier von jubelnden Bürgern zur Werfthalle hinüber, währenddessen Hacker die Kaiserstandarte am Fahnenmast des Dampfers hissen ließ.
    »Schau mal, wen er mitgebracht hat. Den Kerl kenne ich doch«, raunte der altbewährte Bootsführer Marx seinem Kollegen zu. »Das ist doch dieser Major Groß, der unseren Grafen immer nur schlecht macht und ihn behindert, wo es nur geht!«
    »Genau, das ist er«, bestätigte Hacker knurrend. »Aber wir müssen trotzdem freundlich zu ihm sein, denn, ob wir den Kerl nun mögen oder nicht: er ist der verantwortliche Mann in der Luftschifferabteilung im Ministerium. Wir dürfen ihm keinerlei Gelegenheit geben, uns irgendwelche Vorhaltungen machen zu können. Verstanden Marx?«
    »Ja, ja, schon gut«, brummelte der treue Weggefährte des Grafen. »Auch wenn ich ihn am liebsten mit Bodenseewasser taufen würde!«
    Diese Taufe wurde jedoch einem ganz anderen Teilnehmer zuteil. Wieder einmal war es Zeppelins Neffe, der sprichwörtliche Pechvogel in der Luftschifferbelegschaft, dem ein peinliches Missgeschick unterlief: beim Hinausziehen des Luftschiffs aus der Halle verhedderte er sich mit dem Fuß hoffnungslos in einer Schleppleine und wurde nun kopfüber am Schiffskörper hängend unbarmherzig nach draußen geschleift. All seine hektischen Befreiungsversuche schlugen fehl und noch bevor ihm jemand zu Hilfe kommen konnte, landete der arme Kerl plötzlich klatschend im eiskalten Bodenseewasser.
    Der Kaiser amüsierte sich über diese wahrhaft zirkusreife Einlage köstlich und kam lachend an Bord des Dampfers, während der patschnasse »junge Graf« am ganzen Leibe zitternd wieder aus dem See gefischt wurde und sich nach dieser von allerhöchster Stelle beobachteten Peinlichkeit unverzüglich aus dem Staub machte.
    Der Aufstieg klappte vorzüglich. Staunend beobachtete der Kaiser die zahlreichen Wendemanöver, die der riesige Schiffskörper wie selbstverständlich und in einer unfassbar eleganten Leichtigkeit direkt über seinem Kopf vollführte, wie er mit beeindruckender Geschwindigkeit entschwand, und wie das Luftschiff am Ende der Vorführung majestätisch auf die ruhige Wasserfläche des Bodensees zurück schwebte. Während »LZ 3« danach von den Schleppfloßen wieder zur Schwimmhalle zurück gezogen wurde, steuerte Hacker den Dampfer direkt dort hinüber, um Seiner Majestät damit die Gelegenheit zu geben, auch

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