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Ferdinand Graf Zeppelin

Ferdinand Graf Zeppelin

Titel: Ferdinand Graf Zeppelin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Haug
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Majestät gestanden, die ihn gewaltig zur Brust genommen hat. Ich habe ein bisschen gelauscht und ein paar Worte aufgefangen: »Sie haben nun gesehen, wie es gemacht wird. Also lernen Sie es auch!« Na, wenn diese Zurechtweisung nicht gesessen hat, dann weiß ich auch nicht …«
    »Hoffentlich bleibt das so, Marx. Ich würde es unserem Grafen von Herzen wünschen …«
    »… und uns allen auch.«
    »Ja – uns allen auch!«
    «Dieser 10. November 1908 war die Krönung meines Lebensweges, Bella. Was für ein Tag!«
    Noch 24 Stunden später hatte sich Ferdinand von Zeppelin kaum von der Aufregung erholt, die ihn seit den unglaublichen Ehrungen des vergangenen Tages geradezu überrollt hatten.
    »Ausgerechnet Kaiser Wilhelm II. verleiht mir, dem unbotmäßigen schwäbischen Kavallerieoffizier, der einst auf Betreiben der Preußen aus der Armee entlassen worden ist, den »Schwarzen Adlerorden«. Ich kann es noch immer kaum fassen!«
    »Und ich gönne es dir von ganzem Herzen und freue mich, dass wir das zusammen haben erleben dürfen«, schmiegte sich Isabella von Zeppelin eng an ihren Gatten. »Auch wenn wir beide uns wohl darüber im Klaren sind, dass deine Verehrung als Volksheld und die triumphale Fahrt des Luftschiffs nach Donaueschingen unserem Kaiser gerade höchst willkommen sind, nach all den unglückseligen diplomatischen Affären, die er in den vergangenen Monaten vom Zaun gebrochen hat. Sein Ansehen beim deutschen Volk befindet sich auf dem Tiefpunkt und deshalb sucht er mit einem Mal geradezu deine Nähe. Schlichtweg deshalb, um damit selbst ein bisschen vom Glanz des Grafen Zeppelin abzubekommen.«
    »Nun ja, das mag sicherlich auch eine gewisse Rolle gespielt haben«, wiegte Ferdinand seinen Kopf, doch Bella war noch nicht zu Ende mit ihrem Resümee.
    »Und dich dann als den größten Deutschen des Jahrhunderts zu bezeichnen, obwohl dieses Jahrhundert doch gerade einmal acht Jahre alt ist, das zeigt mir schon, wie impulsiv und launisch dieser Mann sein kann. Genauso, wie es ihm ja immer nachgesagt wird.«
    »Auch in dieser Einschätzung gebe ich dir recht«, pflichtete Zeppelin seiner Ehefrau bei.
    »Aber dennoch, glaube es mir, Bella, habe ich einen Tag selten so freudig genießen können, wie diesen Tag der Ordensverleihung. Damit bin ich sozusagen zusätzlich geadelt worden und kein preußischer General, kein Luftschiffbevollmächtigter, niemand wird es mehr wagen, mir die Tür zu weisen, Die Idee der starren Luftschiffe hat sich durchgesetzt und ist von allerhöchster Stelle nachdrücklich bestätigt worden. Und damit«, er blickte Bella ernst und fest in die Augen, »damit ist meine Aufgabe im Großen und Ganzen vollendet. Ich habe folglich allen Grund, mich künftig ein bisschen weiter in den Hintergrund zurück zu ziehen. Das darf mit 70 Lebensjahren durchaus sein – zumal ich über hervorragende Leute verfüge, die geeignet sind, mein Lebenswerk in meinem Sinne fortzuführen.«
    »Und das heißt?« überspielte Bella mit ihrer bewusst burschikos formulierten Frage die aufkommende Beklemmung.
    »Das heißt, dass ich künftig mehr Zeit haben werde, mich endlich mehr um dich zu kümmern. liebste Bella.«
    »Darauf kommst du jetzt, nach 39 Jahren Ehe! Untersteh dich: so, wie wir unser Leben bisher gelebt und gemeistert haben, war es gut. So soll es auch bleiben. Und dass du künftig nur noch als Privatier mit dem Spazierstock unterwegs sein wirst, das glaubst du doch im Ernst selber nicht, Ferdi.«
    »Na ja«, wiegte der seinen Kopf. »Nicht ganz – aber ein bisschen schon. Wenn nun demnächst auch offiziell meine »Zeppelin-Stiftung« gegründet sein wird, dann möchte ich mich tatsächlich weiter aus dem Alltagsgeschäft zurückziehen und mir lieber meine Gedanken über die weiteren Wege der Luftfahrt in die Zukunft machen. Ungestört von den tagtäglichen Problemen und Problemchen – und dennoch eng genug verbunden mit meinen Männern und mit meinen Luftschiffen.«
    »Dann bin ich ja wieder beruhigt«, lachte Bella fröhlich. »Und überdies steht uns bald ein ganz anderer wichtiger Termin ins Haus …«
    Ferdinand rieb sich nachdenklich die Stirn. »Ein anderer wichtiger Termin? Ich komme nicht darauf. Was soll es denn sein?«
    In gespielter Entrüstung schlug Bella die Hände über dem Kopf zusammen. »Was für ein Rabenvater! Vergisst selbst den Hochzeitstermin seiner Tochter. Seines einzigen Kindes wohlgemerkt!«
    »Ach, die Hochzeit! Natürlich! Nie und nimmer werde ich die vergessen! Wo

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