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Fernsehkoeche kuesst man nicht

Fernsehkoeche kuesst man nicht

Titel: Fernsehkoeche kuesst man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikola Hotel
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das Holz, um schließlich auf den Teppich zu plumpsen. Ich rollte mich auf die Seite und ließ meinen Oberkörper aus dem Bett hängen. Bis ich das Gerät erwischte hatte, war das begleitende Summen verstummt, welch ein Glück. Als ich dann aber sah, dass es bereits Viertel nach sieben am Abend war, wandelte sich meine Erleichterung in Panik: Ich hatte verschlafen. Im selben Moment, in dem mich diese Erkenntnis traf, klingelte es wieder, diesmal an der Tür.
    »Verdammt!«, fluchte ich, sprang aus dem Bett und schwankte. Mit dem Handy in der Hand eilte ich in den Flur und riss die Haustür auf. Ein riesiger Blumenstrauß verdeckte mir die Sicht und drängte mich zurück.
    »Du bist also schon fertig«, sagte Claude und ließ den Strauß auf die Kommode fallen. »Schickes Kleid«, stellte er fest und deutete auf mein Schlafshirt, eines der Überbleibsel aus meiner Beziehung mit Christian, dem Hardrock-Fan. In Höhe meines Magens prangte ein Totenkopf, der eine fleischige Zunge herausstreckte.
    »Das wird Silke bestimmt gefallen.«
    »Blödmann«, sagte ich liebevoll und schlurfte zurück in mein Schlafzimmer. Mein jüngerer Bruder war schon immer sehr ironisch gewesen, und der Ton zwischen uns mochte sich für Außenstehende manchmal etwas rau anhören. Aber gerade für seine herzlich respektlose Art liebte ich ihn sehr.
    »Was machst du eigentlich die ganze Zeit? Seit heute Morgen versuche ich, dich anzurufen!« Claude trabte ungeniert hinter mir her.
    »Ich hatte Dienst«, sagte ich und riss die Türen meines Kleiderschranks auf. Keine Jeans , sagte ich mir vor wie ein Mantra, keine Jeans, keine Jeans.  
    »Und deshalb kannst du nicht mal ans Telefon gehen?«
    »Ich hatte einen ziemlich bescheidenen Dienst! Genauer gesagt war es ganz grässlich.« Aber bevor er da nachhaken konnte, redete ich schnell weiter. »Sind das die Blumen von Haberlands, die du mitgebracht hast?«  
    »Ich dachte, ich könnte dir diesen Weg abnehmen. Außerdem sieht es gut aus, wenn ich etwas in der Hand halte, Silke hasst mich sowieso, da kann es nicht schaden, mal zu schleimen.«
    Ich nickte und inspizierte weiter das magere Modeangebot.
    »Wie wär’s mit dem Motörhead-Shirt ? Das, wo vorne dieser einäugige Zug mit dem Vampirgebiss drauf ist«, sagte er wenig hilfreich.  
    »Das ist kein Vampirgebiss!«, widersprach ich und zog eine schlichte schwarze Hose aus dem Schrank. Ich fand sogar eine sehr annehmbare Bluse in Cremeweiß, leider hatte sie einen Kaffeefleck in Brusthöhe. Wenn ich an diesem Abend Kommentare über ewig kaffeetrinkende Anästhesisten vermeiden wollte, musste ich definitiv etwas anderes wählen. Schließlich entschied ich mich für ein Twinset in Grau und band mir zur Feier des Tages auch noch ein Seidentuch um den Hals.  
    »Wenn ich dich so ansehe, überkommt mich ein Gähnen«, bemerkte mein Bruder. Er selbst steckte in einem schwarzen Anzug, allerdings hatte er auf die Krawatte großzügig verzichtet. Ich konnte es zwar nicht genau erkennen, weil der Kragen so zerknittert war, aber ich war mir ziemlich sicher, dass der oberste Knopf an seinem Hemd fehlte.
    »Du hättest auch mal das Bügeleisen benutzen können.«
    Claude zuckte mit den Schultern.
    Ich lief ins Bad, putzte mir schnell noch die Zähne und fuhr mir mit der Bürste durchs Haar. Im Flur warf mir dann den Mantel über. »Bitte fahr du«, bat ich. »Dann kann ich mich wenigstens betrinken.«
    »Vergiss es!«, sagte Claude. »Diesmal bin ich dran! Du hast schon an Weihnachten die Punschschüssel geleert. Ich erinnere dich nur ungern daran, aber du hast Last Christmas mit YMCA verwechselt. Das wird uns allen für immer in Erinnerung bleiben!«  
    Und nicht nur das. Ich seufzte. Dies war auch der Augenblick gewesen, an dem meine Mutter sich endgültig von dem Gedanken verabschiedet hatte, eines ihrer Kinder könnte musikalisch sein.
    Vor der Geburt meines älteren Bruders Frédéric hatte sie einen Artikel über die Vererbung bestimmter Talente gelesen. Darin wurde behauptet, dass Musikalität zu den multifaktoriell vererbten Eigenschaften gehöre und demnach nicht ausschließlich auf die Gene zurückzuführen sei. Um das Umfeld für unsere großartige musikalische Karriere vorzubereiten, hatte Mama uns alle nach bedeutenden Komponisten benannt: Frédéric nach Chopin, Claude nach Debussy und mich nach Haydn. Erst war es eine große Enttäuschung für meine Mutter gewesen, dass ich ein Mädchen geworden war, doch dann wurde aus Joseph eben

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