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Fernsehkoeche kuesst man nicht

Fernsehkoeche kuesst man nicht

Titel: Fernsehkoeche kuesst man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikola Hotel
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die Tür hinter uns ins Schloss fiel, spürte ich kurz das Bedürfnis, panisch dagegen zu hämmern und um Hilfe zu rufen.
    Das Gefühl trog nicht. Denn die ganzen Zutaten, die Silke sorgfältig in Schälchen und auf Tellern arrangiert hatte, schüchterten mich sofort ein.
    »Pass auf«, sagte sie, »es gibt Zucchini mit Espresso-Pfeffer an einer Carbonara-Soße, der Nachtisch ist schon im Eisfach. Ein Wasabi-Kürbiskern-Parfait.«
    »Und was soll ich machen?«
    »Du wäschst die Zucchini! Ich werde in der Zeit noch mal das Rezept durchsehen«, erklärte sie und schob mir eine Schüssel vor die Nase. Dann kramte sie zwischen den Zutaten herum und zog eine Fernbedienung heraus.
    »Seit wann habt ihr denn einen Fernseher in der Küche?«, fragte ich verwundert, denn ich wusste genau, dass Silke bei ihren Kindern unheimlich streng war, was den Fernsehkonsum anging.
    »Seitdem zweimal in der Woche ›Die kochende Leidenschaft‹ gesendet wird«, erklärte sie.
    Der Titel kam mir irgendwie bekannt vor.
    »Die letzten fünfzehn Folgen habe ich auf Festplatte. Wollen wir doch mal sehen, wie Raphael Richter die Zucchini zubereitet!«
    Ich erstarrte in der Bewegung und fing an zu husten. »Raphael Richter?«
    »Natürlich. Sag bloß, du hast noch nie seine Sendung gesehen? Also, ich bin von Anfang an dabei. Und seit er das Kalbsfilet auf Spargel-Morchel-Ragout vorgestellt hat, bin ich ihm restlos verfallen. Dieser Mann ist ein Genie! Er hat eine goldene Zunge!«
    Nein, dachte ich erschrocken, er hat einen abgebrochenen Zahn! Laut sagte ich: »Hast du etwas zu trinken für mich?«
    »Selbstverständlich. Was bin ich nur für eine Gastgeberin, dass ich das vergessen habe. Was hättest du gerne? Frédéric hat extra San Pellegrino gekauft. Oder möchtest du lieber eine Cola? Für die Kinder ist das ja nichts. Severin macht immer ins Bett, wenn er Cola trinkt, und Annika –«  
    »Gib mir irgendetwas mit Stoff!«, platzte ich heraus.
    »Wie bitte?«
    »Etwas Alkoholisches.«
    Sie öffnete den Kühlschrank. »Der Rotwein steht leider im Esszimmer. Hier habe ich nur Bier und«, sie griff in die Tür, »das Kirschwasser, das ich an Frédérics Geburtstag für die Schwarzwälderkirschtorte gebraucht habe.«
    »Das ist ganz egal«, sagte ich und riss ihr die Flasche aus der Hand. Ich schraubte den Deckel ab und nahm einen tiefen Schluck, der mir die Kehle herunterbrannte. Es schmeckte nicht besonders, aber das machte nichts. Denn es half mir dabei, diesen unsäglichen Dienst der vergangenen Nacht durch eine trübe Wolke zu betrachten. Ich hielt die Flasche wie einen Schild vor meine Brust und wappnete mich auch innerlich.
    »Na gut«, sagte ich, mutig geworden. »Dann lass mal sehen, wie Raphael die Zucchini kocht.«

Kapitel 5
     
    Silke startete das Video, und von lockerer Gitarrenmusik begleitet (James Blunt?), schwang ein Logo ins Bild. Die kochende Leidenschaft . Ich hatte ein Studio erwartet mit einer Hightech-Küche in Schwarz oder Rot. Auf jeden Fall lackglänzend. Stattdessen zeigte der Einspieler, wie ein paar Jeansbeine mit bloßen Füßen durch den Garten liefen. Sehr annehmbare Jeansbeine, das konnte ich nicht leugnen. So annehmbar, dass ich mir wünschte, die Kamera würde einen Schwenk machen, damit ich kontrollieren konnte, ob der obere Teil ähnlich annehmbar war. Und dann – der Kameramann war leider ein Vollidiot – zog das Bild viel zu schnell an Raphaels Hintern vorbei.  
    Silke seufzte. »Wenn wir mehr Zeit hätten, könnten wir es uns in Zeitlupe ansehen.«
    »Hmh«, machte ich. Voll konzentriert starrte ich auf den Bildschirm und genoss den Anblick, der sich mir bot:
    Braun gebrannte Arme, die einen Korb hielten; ein legeres Hemd, an dem mehrere Knöpfe offen standen. Himmel, lief die Sendung etwa im Abendprogramm? Mit dem Küchenhandtuch fächelte ich mir Kühlung zu und nahm einen Schluck aus der Flasche.
    »Guck nur, wie er die Zucchini erntet!«, schwärmte Silke. »Mit welchem Schwung er die Klinge einsetzt. Und, zack, ist das Gemüse im Körbchen.«
    Mein Herz hüpfte bei diesen Worten in die Höhe, als wollte es ebenfalls ins Körbchen springen. Ich nahm einen weiteren Schluck Kirschwasser, aber das Gefühl wollte sich nicht beruhigen lassen und schwappte in mir hoch.
    Raphael setzte sich an einen großen Holztisch, der so abgewetzt aussah, als hätte er bereits Gartenpartys mehrerer Generationen erlebt. Hinter ihm stand eine Outdoor-Küche mit Gasherd.
    »Kocht der etwa draußen?«
    »Das ist die

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