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Fessel Mich

Fessel Mich

Titel: Fessel Mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Wolff
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das Rätseln und klär mich auf.« Er lächelt entwaffnend.
    Wehrlos dagegen zucke ich mit den Schultern und gestehe dann. »Total schwul.«
    »Schön«, meint er und strahlt übers ganze Gesicht.
    Ich wünschte, meine Eltern hätten ähnlich begeistert darauf reagiert. Ich schnaufe belustigt und löse seine Hand aus meiner Schürze. »Ich hole deinen Kaffee.«
    Er lässt es zu. »Na gut.«
    Verwirrt laufe ich wieder zur Theke. Während Markus mir den Kaffee macht, hole ich auch gleich die Quittung für den Gast, der nun schon etwas ungeduldig darauf wartet, endlich zahlen zu dürfen.
    »Dein Stammgast scheint aber mächtig scharf auf dich zu sein«, kommentiert Markus ungefragt.
    Ich schiele ihn von der Seite an. »Quatsch, zumal er gestern mit seinem Freund hier war.«
    »Heute ist er aber allein«, stellt er fest.
    »Sein Freund ist zehnmal schärfer, als ich es jemals sein könnte«, entgegne ich vernünftig. »Kein Plan, was er von mir will, aber das, was du denkst, kann man wohl getrost ausschließen.«
    Vielleicht will er mich ja für seine Sendung rekrutieren. Der Gedanke ist wie ein Geistesblitz und seine Logik schockierend eingängig. Seine Sendung! Das würde natürlich alles erklären. Jetzt finde ich mich selbst zum Schießen, dass ich tatsächlich für einen Moment die Hoffnung gehegt habe, Markus könnte eventuell recht haben.
    Aber nein, viel wahrscheinlicher ist es doch, dass so ein toller Kerl einem armen Wicht wie mir zu einem Date verhelfen möchte, indem er mich für seine Sendung anwirbt und so gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlägt. Ich meine, sicher hat er Probleme damit, immer neue Bewerber für die Sendung zu finden. Mir ist auch schon aufgefallen, dass ein paar Typen jedes dritte Mal dabei sind. Das ist hier nun mal keine riesige Großstadt. Gut möglich, dass er auf der Suche nach neuen Anrufern ist. Aber nicht mit mir. Ich würde niemals bei so einer Flirtsendung mitmachen.
    »Bitte sehr.« Mit leisem Scheppern stelle ich die Tasse vor ihm ab und will sofort weiter zum Kassieren. Wenn ich zu lange warte, kommt mir Lisa zuvor und kriegt mein Trinkgeld. Wir haben da so eine Zehn-Minuten-Regel für die Tische, die anderen gehören.
    »Arbeitest du am Wochenende auch?«, erkundigt er sich, bevor ich ihm den Rücken zukehren kann. Hab ich’s doch gewusst! Am Wochenende werden immer die Dates arrangiert. Zum Glück muss ich nicht einmal lügen.
    »Ja.«
    »Und am nächsten Wochenende?«, bohrt er weiter.
    »Auch.« Okay, das ist gelogen.
    »Dann arbeitest du tatsächlich die nächsten zwei Wochen durch? Jeden Tag Doppelschichten?«, erkundigt er sich erschrocken.
    Ich zucke mit den Schultern. »Nicht zu ändern.«
    »Es gibt doch noch andere Methoden, Geld aufzutreiben.« Jetzt klingt er beinahe entsetzt. Geht ihn ja eigentlich nichts an.
    Wieder zucke ich nur die Schultern. »Ich muss den Tisch da hinten abrechnen.«
    »Warte«, befiehlt er und hält mich wieder an der Schürze zurück. »Bist du zurzeit in einer festen Beziehung?«
    Er hat es echt drauf, direkte Fragen zu stellen. Aber warum fragt er dann nicht einfach, ob ich bei seiner dämlichen Sendung mitmache? Stattdessen diese ganzen Fragen, die doch offensichtlich nur darauf abzielen, dass mir letztlich die Ausreden ausgehen. Schlimmer als ein Staubsaugervertreter. Ist der bei den Zeugen Jehovas aufgewachsen? Himmel!
    »Nein, aber ich habe gerade weder Lust noch Zeit für so etwas«, brumme ich ablehnend und mache mich abermals los.
    Das ist wirklich dämlich. Eigentlich hätte ich schon Lust und Zeit würde ich mir nehmen, wenn er mich fragen würde, ob ich mit ihm ausgehe. Aber auf einen fremden Typen, der bei so einer Show mitmacht… Nein, so verzweifelt bin ich dann doch nicht. Und vor allem habe ich meinen Stolz.
    »Entschuldigen Sie, dass Sie warten mussten.« Ich lege der alten Dame ihren Bon auf den Tisch.
    »Der Mann war aber auch aufdringlich«, sagt sie entrüstet. »Als würde ihm der Laden gehören und Sie dazu.«
    »Es tut mir leid«, wiederhole ich nochmals und lächle verhalten. Das Trinkgeld, das sie mir wohl als Trostpflaster gibt, lässt sich für eine alte Dame wirklich sehen. Ich bedanke mich artig und helfe ihr noch aus dem Stuhl. Der Gast ist eben König.
    »Du bist echt eine harte Nuss«, behauptet Kilian, als ich noch einmal an ihm vorbei eile. Ich nicke nur und gehe weiter. Diesmal hält er mich nicht zurück, denn ich balanciere ein schweres Tablett vor mir her. Doch auf dem Rückweg habe ich keine

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