Fesseln der Freiheit: Erotischer Roman (German Edition)
»Ich habe heute früher Schluss gemacht. Ich dachte mir, ich verwöhne dich mit einem schönen Abendessen und einer guten Flasche Wein.«
Langweilig. »Danke, Jon, das ist sehr aufmerksam.« Sie tapste barfuß an den zweitürigen Kühlschrank und holte sich eine eiskalte Cola heraus. »Keinen Vortrag darüber, dass das nicht gesund ist«, murmelte sie. »Ich brauche das jetzt.«
»So schlimm?« Er griff in einen weit geöffneten Küchenschrank und holte eine Reihe von Gewürzen heraus. »Setz dich doch und entspann dich. Oder mach dich noch schnell frisch, so viel Zeit ist immer.«
Ob Wertinger auch derart anstrengend rücksichtsvoll wäre? Sie konnte es sich bei ihm kaum vorstellen, dass er sich in die Küche stellte, eine lächerliche Küchenschürze über dem Maßhemd trug, eifrig darauf bedacht, ihr einen schönen Abend zu machen. Gedankenverloren biss Tony auf dem Rand der Coladose herum. Jon war ein ansehnlicher Mann, keine Frage. Er hatte breite Schultern, schmale Hüften, eine sportliche Figur. Er legte Wert auf gute Kleidung und besaß dabei einen treffsicheren Geschmack. Statt der Gelfrisuren vieler seiner Kollegen trug er seine Haare in natürlichen Locken, knapp drei Finger lang. Sogar die Brille mit dem schwarzen Rand passte zu seiner Erscheinung. Trotzdem konnte sie ihm einfach nicht treu bleiben. Sogar das nahm er mit scheinbarem Gleichmut hin.
»Was ist los mit dir, Darling? Hast du Sorgen?«
»Wieso hast du dich nicht gemeldet?«, erwiderte sie leise und knabberte weiter an der Aludose. »Du hattest mir versprochen, dich um diese Sache zu kümmern.«
»Feierabend, mein Schatz.« Endlich drehte er sich um und lächelte sie breit an. Er hatte ein sehr zuvorkommendes, unverfängliches Lächeln. Ein typisches Anwaltslächeln. »Setz dich endlich. Soll ich dir einschenken? Ich habe einen hervorragenden Tropfen gefunden, glaube ich.«
Sie unterdrückte ein Seufzen. »Du weißt, worum es geht.«
»Indem du dir unnötig Sorgen machst, wirst du nichts daran ändern. Die Firma liegt dir am Herzen, klar, aber du solltest dich abfinden, dass ihr damit keinen Gewinn mehr machen werdet. Dein Vater sollte es einsehen. Diese Firma zu behalten war die einzige Fehlentscheidung, die er je getroffen hat«, dozierte er und schob sie mit sanftem Druck vom Kühlschrank weg. »Ich habe eine wunderbare Flasche Weißwein kaltgestellt. Darf ich, Darling?«
Im Grunde war sie froh darüber, dass er sie ablenkte, aber an Tagen wie diesen reizte seine mitfühlende Art sie nur noch mehr. »Du brauchst mir keine Vorträge darüber halten, was wirtschaftlich sinnvoll ist und was nicht. Ich habe lange genug in der Beratung gearbeitet, ehe ich zurück in unsere Firma gegangen bin«, erinnerte sie ihn und stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihm wenigstens bis zum Kinn zu reichen. »Was hast du denn vor heute Abend?«
»Das, was ich dir versprochen habe nach deiner wunderbar gelungenen Feier. Mich wundert es sowieso, dass du ausgerechnet mich angerufen hast. Normalerweise bist du doch bei solchen Gelegenheiten nie um einen Flirt verlegen.« Geschickt öffnete er die Weinflasche und ging hinüber zu ihrem Esstisch, um ihnen einzuschenken.
Tony spürte, wie sie rot anlief. Sie würde ihm nichts von diesem lächerlichen Zwischenfall mit Mikael erzählen, beschloss sie. »Ich hatte zu viel zu tun. Diese idiotischen Banker mit ihren sinnlosen Gesprächen haben mir irgendwie die Stimmung geraubt«, wich sie aus und folgte schließlich seiner Einladung. Sie plumpste auf den Stuhl und fühlte sich mit einem Mal todmüde. »Wir sehen uns zu wenig, Jon. Gib endlich diesen Job auf. Wir brauchen einen guten Firmenanwalt.«
»Ich mag meinen Job«, widersprach er und lief zurück an den Herd. »So, genug davon. Darf ich dich auf eine kleine italienische Reise einladen? Beginnen wir mit gegrillten Langustenschwänzen an einer prickelnden Champagnersoße, garniert mit Feldsalat und Erdnussdressing. Als Hauptgang hätte ich ein Trüffelrisotto mit einem zarten Rindersteak anzubieten, und als Nachspeise Erdbeersorbet in einer leichten Minzsauce. Wie klingt das, Darling?«
***
Als hätte er gespürt, dass sie insgeheim die ganze Zeit an Mikael dachte, gab Jon sich an diesem Abend besondere Mühe. Im Hintergrund lief eine Auswahl unaufdringlicher Schmusesongs. Im Schlafzimmer hatte er überall Kerzen aufgestellt, sodass es auch ohne elektrisches Licht hell und vor allem kuschelig war. Wein und Champagner schmeckten wunderbar und lösten die
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