Fesseln der Sünde
ausgesehen. Er würde sich bis ans Ende seines Lebens voller Dankbarkeit und Liebe an diesen Anblick erinnern.
Nach einem langen Moment des Erschauerns öffnete Charis ihre verschleierten Augen und schaute ihn in fassungslosem Erstaunen an. »Gideon?« Ihre Stimme war heiser und kaum zu hören.
Widerwillig zog er die Hand weg. »Ist alles in Ordnung mit dir?«
»Ich … ich denke ja.« Sie hörte sich mehr überrascht als verzückt an. »Was war das?«
Er lachte leise. »Ein Vorgeschmack auf das, was noch kommen wird, mein Liebling.«
Bevor sie ihn weiter fragen konnte, riss er sie an sich, um sie noch einmal zu küssen. Nach dem gerade Erlebten war ihre Reaktion darauf hemmungslos ekstatisch. Zum ersten Mal drang ihre Zunge in seinen Mund ein. Der Kuss wurde aggressiver. Sie drängte sich gegen ihn. Ihre Brustwarzen drückten gegen seine Brust, ihre Arme umschlangen seinen Nacken, ihre Hüften stießen in einem auffordernden Rhythmus gegen seine.
Das Verlangen schwoll an wie die Welle einer Flut. Doch anders als am Morgen schwang in ihr Behutsamkeit mit. Er wollte heute Nacht Vergnügen finden, doch noch mehr wollte er, dass auch Charis Vergnügen fand.
Er hob sie hoch und trug sie zum Schlafzimmer. Hingebungsvoll und anmutig legte sie ihren Kopf an seine Schulterbeuge.
»Meine Frau, es wird Zeit.«
Er meldete einen Anspruch an, von dem er wusste, dass er kein Recht darauf hatte. Doch weder Gott noch Teufel konnten ihn jetzt aufhalten. Die Welt hatte ihm so viel weggenommen. Doch das hier würde er nicht hergeben.
Er stieß die Tür mit dem Fuß auf. Sie schlug gegen die Wand. In dem überwältigenden Bewusstsein, sie nackt in seinen Armen zu halten und ihren feuchten Atem auf seiner Haut zu spüren, schritt er hinüber zum Bett.
Er legte seine kostbare Last auf die Laken. Er wartete darauf, dass sie ihre Brüste oder Scham bedeckte, doch sie lag bewegungslos da, seinem Blick zugewandt.
Perfekt.
Die Zeit stand still, während er ihre Schönheit in sich aufnahm. Sie trug immer noch Strümpfe und Pantoffeln, die mit einer Schleife um ihre niedlichen Fesseln gebunden waren.
»Warum lächelst du?«
Er hatte nicht bemerkt, dass er es tat. »Die Rüstung einer englischen Frau will einfach nicht enden. Ich habe deine verdammten Schuhe vergessen.«
Zu seiner Überraschung und Freude hob sie ein Bein und zeigte mit ihren Zehen in seine Richtung. Er erhaschte einen verführerischen Blick auf die dunklen Geheimnisse zwischen ihren Schenkeln. Der Anblick ließ seinen Schwanz noch mehr anschwellen und vor schmerzendem Verlangen steif werden. Er biss die Zähne zusammen und kämpfte gegen die ihn zerreißen wollende Begierde an. Er wollte es richtig machen. Und das bedeutete, zumindest einen letzten Rest an Beherrschung zu bewahren.
»Warum ziehst du sie mir nicht aus?«, fragte sie mit einer Leidenschaft in der Stimme, die er vorher noch nie bei ihr gehört hatte.
Er wollte ihr nicht gänzlich ihren Willen lassen. Sein Lächeln wurde breiter, wissender. »Später.«
Seine Hände griffen nach seinem Hosenbund, und er öffnete mit einem Ruck die Hose. Ihre Augen weiteten sich. Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Seine Erregung wurde noch größer, sein Körper begann zu schwitzen. Sein Herz raste vor Spannung.
Rasch riss er sich die restlichen Kleider herunter. Er hatte sich seit einer ganzen Weile vor Rangapindhi nicht mehr vor einer Frau entkleidet. Er hatte sich vorgestellt, wenn er es jemals täte, würde es eine peinliche, im Verborgenen stattfindende Angelegenheit sein.
Doch das Leuchten in Charis’ glänzenden Augen sah wie Bewunderung aus, als sie ihn beobachtete.
Wie konnte das nur möglich sein? Er war mit seinen Narben und grotesken Händen wohl kaum der Traum eines jungen Mädchens. Doch der übliche Selbstekel konnte sich nicht in ihm festbeißen, da die Frau, die er liebte, ihn anschaute, als brächte er die Sonne am Himmel zum Aufgehen.
Sie glitt die Kissen hoch, und ihre vollen, sinnlichen Lippen formten ein atemberaubendes, einladendes Lächeln. Ihre Augen waren hell und leuchtend.
Sie streckte eine Hand nach ihm aus. »Komm ins Bett, Gideon.«
20
Gideons zurückhaltender Gesichtsausdruck, als er ihre ausgestreckte Hand anschaute, quälte sie.
Er war so verletzt worden, dass er selbst jetzt, wo unübersehbar war, wie sehr sie ihn liebte und wollte, nicht glaubte, willkommen zu sein.
Im Licht der Kerze erschienen die Narben weicher, und seine schlanken, starken Muskeln und
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