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Fesseln der Sünde

Fesseln der Sünde

Titel: Fesseln der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Campbell
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Schönheit war, was hätte er davon?
    Er verwarf die bittere Frage und schaute sie geradewegs an. »Wir haben Februar. Es ist kalt. Und Sie sind zu angeschlagen, um Ihre Reise alleine fortsetzen zu können.«
    Tulliver erschien im Eingang. »Ich habe die Kutsche organisiert. Der Wirt ruft gerade die Stallburschen zusammen.«
    Gideon sah, wie Angst in die Augen des Mädchens stieg. Sie wollte eindeutig von niemandem gesehen werden. Er musste wissen, warum das so war. »Gehen Sie zurück in die Pferdebox, Miss Watson. Khan wird Ihnen nichts tun.«
    »Ich habe keine Angst vor Ihrem Pferd«, entgegnete sie trotzig, zog den Mantel fest um ihren schlanken Körper und entschwand in der Dunkelheit.

    Die Bediensteten des größten Gasthauses in Winchester waren es gewohnt, sich um den Transport von Gästen zu kümmern. Die kleine, geschlossene Kutsche war innerhalb von Minuten fertig für die Abreise.
    Gideon betrat die Pferdebox. Das Mädchen kauerte hinter Khan. Er versuchte, seine instinktive Reaktion auf den beengten Raum und die Dunkelheit zu unterdrücken. Doch die behandschuhte Hand, die er auf die grobe Holztrennwand legte, bebte.
    Gott sei Dank verbarg das düstere Licht seine Reaktion. Wie sollte sie Vertrauen zu einem Retter haben, wenn dieser schon beim kleinsten Schatten zitterte wie Espenlaub?
    »Wir sind bereit.«
    Sie richtete sich auf und schlug den Mantel um sich wie einen Umhang. Er vermutete, dass sie zu große Schmerzen hatte, um ihren Arm in den Ärmel zu zwängen. Als sie zu ihm aufschaute, nahm er den Glanz in ihren Augen wahr. »Warum tun Sie das?«
    Er zuckte mit den Schultern und versuchte sich den Anschein zu geben, als gehörte es zu seinen täglichen Aufgaben, umherirrenden Mädchen zu helfen. »Sie brauchen Hilfe.«
    »Das trifft es wohl nicht ganz. Ich sehe doch, welche Umstände ich Ihnen bereite.«
    »So verdiene ich mir Pluspunkte für den Himmel«, antwortete er mit einer Leichtigkeit, die er nicht verspürte. Er reichte ihr das Knäuel aus seiner Hand. »Ich dachte, Sie könnten dies vielleicht gebrauchen.«
    Sie zögerte. »Was ist das?«
    »Ein Schultertuch. Es ist kalt heute Nacht.« Außerdem musste sie ihr auffallendes Haar bedecken, wenn sie die Kutsche bestieg. Doch wenn er ihr das sagte, wüsste sie, dass er ihre Geschichte für einen Haufen Lügen hielt.
    »Woher haben Sie das?« Ihre Stimme klang misstrauisch.
    Er unterdrückte ein Lächeln. Sie war so argwöhnisch, so abwehrend. Dennoch, wenn er wollte, könnte er sie von einem Augenblick zum anderen bewusstlos machen. Die Möglichkeit war ihm in den Sinn gekommen, doch er hatte sie verworfen. Ihr war bereits genug Gewalt angetan worden.
    »Tulliver hat es einer Dame im Gasthof abgekauft.«
    Gute, dicke Wolle - einen Augenblick lang dachte er mit Bedauern an die glänzenden, herrlichen Stoffe, die er in Indien gesehen hatte. Er hielt das braune Tuch kurz an seine Nase und schnupperte daran. »Es riecht zwar nach Hund, aber es wird Sie warm halten.«
    Sie brach zu seiner Überraschung in kurzes, schallendes Gelächter aus. »Ich habe in einem Stall geschlafen. Ein Hauch von Eau de chien wird mich nicht im Geringsten stören.«
    Das junge Ding hatte Rückgrat. Er hatte schon immer Mut bewundert, und dieses Mädchen hier hatte mehr davon, als ihr guttat. Ein müdes, eingerostetes und lange verschollenes Gefühl rührte sich in seinem Herzen. Er unterdrückte die unerwünschte Empfindung und bot ihr noch einmal das Tuch an. »Miss Watson?«
    »Danke.«
    Wie er vermutet hatte, schlug sie es um ihren Kopf und ihre Schultern. Sie war in seinem langen Mantel und ihrer Kopfbedeckung nicht zu erkennen. Er konnte nicht umhin zu bemerken, wie sie ihren rechten Arm schützend vor sich hielt. War er gebrochen? Abermals wünschte er sich, sie würde ihm erlauben, sie zu einem Arzt zu bringen.
    »Und nehmen Sie auch das, nur für den Fall.« Er reichte ihr eine Pistole und beobachtete, wie sie sie in eine der großen Manteltaschen verstaute. »Wissen Sie, wie man sie benutzt?«
    Er wusste bereits die Antwort. Sie ging so selbstverständlichen mit ihr um, dass ihr Waffen offensichtlich vertraut sein mussten.
    »Ja. Mein Vater war Jäger. Er hat mir das Schießen beigebracht.«
    Gideon bot ihr Deckung, als sie den Hof zur Kutsche überquerten. Akash saß bereits auf seinem temperamentvollen Schimmel.
    Als Gideon den Wagenschlag für Miss Watson öffnete, traf ihn der Blick seines Freundes. Was Akash wohl von den nächtlichen Ereignissen und dem

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