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Fesseln der Sünde

Fesseln der Sünde

Titel: Fesseln der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Campbell
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geben und sie Lord Desaye auszuliefern, damit er sie vergewaltigen könnte, was sie schließlich zur Flucht von Holcombe Hall bewogen hatte. Als ihr Martyrium begann, hatte sie erwogen zu fliehen, sich dann aber für das vermeintlich sichere Leben auf Holcombe entschieden. Das ging nur wenige Wochen gut. Sie hatte alle Untaten ihrer Stiefbrüder ertragen können, solange sie letztendlich noch das Versprechen auf Freiheit hatte. Auf der Straße, schutzlos, mittellos und hilflos, wäre sie auf die Gnade all jener angewiesen gewesen, die ihr begegnet wären.
    Doch als ihre Stiefbrüder ihr mit der unaussprechlichen Erniedrigung drohten, verblassten die Gefahren der Straße im Vergleich dazu.
    Wie sehr sie die Farrells verabscheute. Ihre beiden Stiefbrüder bildeten in ihrer Bedrohung einen krassen Gegensatz. Hubert war durch und durch ein Tyrann, bei dem rohe Gewalt vorherrschte, während Felix einen scharfen Verstand gepaart mit ungeheurer Boshaftigkeit besaß. Egal was Hubert ihr auch angetan hatte, es war Felix, vor dem sie sich wirklich fürchtete.
    Als Antwort auf ihr heftiges Weigern zuckte Akash mit den Schultern, was leicht befremdlich aussah. »Wenn Sie erlauben, möchte ich wenigstens nachsehen, was Sie haben.«
    »Sei vorsichtig. Sie hat sich den Arm verletzt«, sagte Sir Gideon eindringlich.
    »Mein Freund, du weißt, sie ist bei mir in guten Händen.«
    Zögerlich trat Charis vor. Akash nahm vorsichtig den Mantel von ihren Schultern und legte ihn in die Kutsche.
    Sie stand in ihrem zerschlissenen Kleid vor ihnen. Die Nacht war eiskalt, der schneidende Wind ein Vorbote von Schnee. Zitternd hob sie die Hand, um ihr Oberteil festzuhalten, wobei sie in einem mitleiderregenden Versuch, ihren Stolz zu wahren, das Kinn hob.
    Sie machte gerade noch so einen tugendhaften Eindruck, doch sie wusste, wie schmutzig, verletzt und hilflos sie war. Im Mondlicht und im Schein der Kutschenlampen mussten ihre Blutergüsse und Schürfwunden in beschämender Deutlichkeit zu sehen sein.
    »Setzen Sie sich bitte, Miss Watson.« Sir Gideon nahm einen Klapphocker von hinten aus der Kutsche und stellte ihn hinter sie. Er reichte ihr auch das nach Hund riechende Tuch.
    Dankbar setzte sich hin - ihre Knie waren weich wie Butter - und legte sich das Tuch um die Schultern. Zögernd streckte sie ihren Arm zu Akash aus. Er runzelte die Stirn, als er ihr Handgelenk vorsichtig bewegte. Obwohl sein Griff geübt und sicher war, zuckte sie zusammen.
    »Es ist verstaucht, aber nicht gebrochen«, sagte er endlich.
    Erleichterung durchströmte sie. Das Leben würde, selbst wenn sie unversehrt war, schwierig werden. Ein gebrochenes Handgelenk hingegen wäre ihr Untergang gewesen. Gott sei Dank hatte Hubert aufgehört, auf sie einzuprügeln, als sie das Bewusstsein verloren hatte.
    Akash untersuchte ihre Hände, Arme, den Nacken und fuhr dann vorsichtig mit den Fingern über ihr Gesicht. Er berührte sie so sachlich, dass sie sich langsam entspannte und wahrnahm, was um sie herum geschah. Während Tulliver nach den Pferden schaute, holte Gideon eine Ledertasche, die mit Bändern an der Rückseite der Kutsche befestigt war. Er stellte sie wortlos neben Akash, wandte sich ab und begann ein Feuer zu machen.
    Um sich sowohl von der Kälte als auch der schmerzhaften Untersuchung abzulenken, beobachtete sie, wie Gideon mit seinen geschickten Händen diese alltägliche Arbeit verrichtete. Es verschlug ihr den Atem, als die knisternden Flammen sein außergewöhnliches Gesicht erstrahlen ließen und seine sanften Wangenknochen und sein kantiges Kinn in goldenes Licht tauchten.
    Wunderschön . Das Wort glitt wie das Glissando einer Harfe durch sie hindurch.
    Ihn zu betrachten machte sie unruhig und nervös. Sie rutschte auf dem Stuhl hin und her, damit der eigenartige Druck in ihrer Magengegend nachließe.
    »Es tut mir leid, Miss Watson.« Akash hob die Hände von ihren Schultern.
    Sie schüttelte den Kopf. »Es ist nichts.«
    Sie errötete, als sie bemerkte, dass er mitbekommen hatte, wohin ihre Aufmerksamkeit gewandert war. Sie rückte sich auf dem wackligen Stuhl gerade, bemüht, ihren wilden Herzschlag unter Kontrolle zu bringen.
    Als sie in Akashs Gesicht hochschaute, ließ das Mitgefühl in seinen Augen sie erschaudern. Er war ein gut aussehender Mann, doch diese Erkenntnis war mit der gleichen Leidenschaftslosigkeit verbunden, als betrachtete sie ein schönes Porträt. Im Gegensatz zu der von Sir Gideon bewegte seine Attraktivität nichts in ihrem

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