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Fesseln des Schicksals (German Edition)

Fesseln des Schicksals (German Edition)

Titel: Fesseln des Schicksals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Gallaga
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gezogen, in dem früher die Gouvernante gewohnt hatte. Damals war es ein gemütliches, hübsches Häuschen gewesen, von Bäumen und Rosensträuchern umgeben. Aber jetzt kletterte Unkraut die Wände hinauf. Die Veranda fiel fast in sich zusammen, die Farbe war abgeblättert, und das Dach hätte längst repariert werden müssen. Auch Velvet lebte in diesem Haus, aber sie hatte keine Angst. Seit Noahs Geburt hatte der Herr sich nicht wieder zu ihr gelegt. Sie kochte, wusch, kümmerte sich um den kleinen Garten, der gerade genug abwarf, dass die beiden nicht verhungern mussten, und gehorchte widerspruchslos den Befehlen des Mannes, den sie nach wie vor «Herr» nannte.
    Während sie den Hühnern dabei zusah, wie sie den letzten Rest Mais aufpickten, bückte sie sich nach einem kleinen Behälter mit ein wenig Ziegenmilch, die sie vorher gemolken hatte, und ging zum Haus. Master Parrish würde bald aufstehen, und wenn sein Frühstück nicht fertig war, würde er wütend werden. Gerade wollte sie ins Haus gehen, als sie eine Kutsche hörte. Sie drehte sich um, konnte aber die Gestalt auf dem Kutschbock im Gegenlicht nicht erkennen. Sie konnte nur sehen, dass es ein Mann war. Ein schwarzer, sehr gut gekleideter Mann. Sie dachte noch, dass sie noch nie einen schwarzen Mann in einem so eleganten Anzug gesehen hatte. Jetzt ließ der Mann das Pferd anhalten und stieg vom Kutschbock hinunter. Noch immer konnte Velvet sein Gesicht nicht erkennen.
    «Guten Tag», sagte sie und ging ein paar Schritte, um sich in den Schatten zu stellen.
    «Hallo, Mama.»
    Velvet blieb beinahe das Herz stehen. Eigentlich musste sie den Mann, der jetzt näher gekommen war, gar nicht mehr ansehen. So tief hatte sich der Klang dieser Stimme in ihrem Herzen eingegraben.
    «Noah!», rief sie zaghaft und fürchtete, dass dieses Trugbild verschwinden könnte, sobald sie seinen Namen aussprach.
    «Ich bin es, Mutter!»
    Fassungslos ließ Velvet den Behälter mit der Milch auf den Boden fallen und lief ihm entgegen.
    «Mein Junge», sagte Velvet immer wieder und umschloss das Gesicht ihres Sohnes mit beiden Händen. Tränen rollten ihr die Wangen hinunter. «Du bist zurückgekommen.»
    «Ich habe es doch versprochen», antwortete er. Bewegt entdeckte er ein paar Fältchen in den Augenwinkeln seiner Mutter und streichelte ihr Gesicht. «Du bist wunderschön.»
    Noah hatte sich verändert. Seine Augen, sein ehrliches und schönes Lächeln. Er war ein Mann geworden.
    «Du siehst so anders aus», sagte sie und staunte über die elegante Bekleidung.
    «Ich bin jetzt Arzt.»
    «Arzt!», wiederholte sie, als könnte sie kaum fassen, dass ein Sklave Arzt sein könnte. «Für Sklaven?»
    Noah lächelte. «Für freie Menschen, Mutter.»
    Wieder umarmte Velvet ihren Sohn. Sie wollte ihn spüren. Sie wollte sicher sein, dass er wahrhaftig da war.
    «Lass uns fahren, Mutter. Hol deine Sachen. Wir haben eine lange Reise vor uns.»
    «Wohin fahren wir?»
    «Nach Hause.»
    «Ich muss nichts holen. Alles, was ich brauche, trage ich am Leib.»
    «Dann komm.»
    Noah half seiner Mutter dabei, in den Einspänner zu steigen. Gerade wollte er sich neben sie setzen, als sich die Tür des Häuschens öffnete.
    David Parrish stellte sich mitten auf die Veranda. Er war alt geworden. Seine Kleider waren zerschlissen, das Haar ungekämmt, und er trug einen mehrere Tage alten Bart. Trotzdem hatte seine Haltung nichts von ihrem Hochmut eingebüßt, und in seinem Blick lag der gleiche Hass, den Noah immer gefürchtet hatte.
    «Du willst dich also nicht einmal verabschieden», sagte sein Vater.
    Velvet senkte den Kopf.
    «Undankbare Negerin», schimpfte er. «Und du?», schrie er Noah an. «Was willst du auf meinem Land?»
    Einen Moment lang überkam Noah eine fast lähmende Angst. Er war zwar ein erwachsener Mann, und David war auch nur ein Mann, allein und unbewaffnet. Trotzdem spürte er, wie die unsichtbaren Ketten eines Lebens in Unterwerfung schwer auf ihm lasteten.
    «Ich bin gekommen, um meine Mutter zu holen.»
    Velvet wurde unruhig an seiner Seite.
    «Treu wie ein Hund ist er, dein Sprössling. Meinetwegen kannst du sie mitnehmen», sagte er verächtlich. «Sie ist sowieso zu nichts nütze.»
    Am liebsten hätte Noah kein Wort mit diesem Mann gewechselt, aber die Verachtung, mit der er über seine Mutter gesprochen hatte, konnte er nicht hinnehmen.
    «Bilden Sie sich nichts ein, Sir. Sie braucht Ihre Erlaubnis nicht, um zu gehen. Sie ist frei und kann tun, was sie will. In diesem

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