Fesseln des Schicksals (German Edition)
einzutreten.
«Guten Abend. Könnten Sie bitte Scott sagen, dass ich ihn sehen muss?»
Noch bevor der Diener ihr mitteilen konnte, dass Scott noch nicht wieder zurück war, erschien er hinter ihr in der Haustür.
Sie drehte sich um, und die beiden sahen sich an. Charlotte lächelte und wollte gerade auf ihn zulaufen, als plötzlich auch Richard und Klaus hinter ihm auftauchten.
«Charlotte!», rief Richard aus und ließ vor Überraschung seine Tasche fallen.
Schnell wandte Scott seinen Blick ab und trat zur Seite. «Charlotte», sagte Richard wieder und ging auf sie zu.
«Richard, ich habe mir solche Sorgen gemacht», sagte sie und fiel ihm um den Hals. «Scott hatte mir eine Nachricht geschickt, dass du wohlbehalten angekommen warst, aber …»
«Mir geht es gut», sagte er glücklich lächelnd.
«Ich bin so froh», sagte Charlotte bewegt. «Ich dachte, ich würde dich nie wiedersehen.»
Richard, der den Blick nicht von Charlotte wenden konnte, schien sich erst jetzt darauf zu besinnen, dass sie nicht allein waren.
«Ich weiß nicht, ob du dich an meinen Freund Klaus Fritz erinnerst.»
«Es ist mir eine Freude, Sie wiederzusehen, Miss Charlotte», sagte Klaus. Als er ihr zulächelte, erinnerte Charlotte sich an den hochgewachsenen, blonden jungen Mann, der Richards Gast auf Delow gewesen war.
«Ganz meinerseits, Mr. Fritz.»
Behutsam ergriff Richard Charlottes Hände.
«Ich kann mir vorstellen, dass ihr viel miteinander zu besprechen habt», unterbrach Scott sie brüsk. «Wenn ihr uns entschuldigt, wir werden uns zurückziehen. Gute Nacht, Charlotte.»
«Aber ich … ich wollte …»
Noch bevor sie den Satz beenden konnte, hatte er Klaus schon ein Zeichen gegeben.
«Gute Nacht», verabschiedete Klaus sich höflich.
Richard konnte nicht aufhören zu lächeln und ließ auch ihre Hand nicht los. Charlotte fühlte sich unfähig, ihn zu enttäuschen. Wie hätte sie ihm sagen können, dass sie eigentlich zu Scott wollte?
«… Gute Nacht», brachte sie schließlich heraus. Dann sah sie, wie Klaus seinem Freund zuzwinkerte und Scott hinterherlief, der bereits verschwunden war, ohne sich noch einmal umzudrehen.
Nach all dem vergangenen Leid standen Richard und Charlotte sich nun wieder gegenüber. So viel Zeit war verflossen.
«Es tut mir leid, dass Camille gestorben ist», sagte Charlotte.
Richards Gesichtsausdruck verriet, dass sie ein schmerzhaftes Kapitel angesprochen hatte.
«Sofort nach unserer Hochzeitsreise bin ich in See gestochen. Dann kam der Krieg. Ich habe nur ein paar Monate an ihrer Seite verbracht. Niemals hätte ich sie heiraten dürfen. Ich dachte, dass ich ein guter Ehemann werden könnte, aber sie hätte einen Mann verdient, der sie liebte. Obwohl ich trotz allem glaube, dass Camille glücklich war.» Seine Stimme klang schuldbewusst.
Sanft legte Charlotte ihm die Hand auf die Lippen. «Sprich nicht weiter. Sie hat dich geliebt, das weiß ich. Und ich bin sicher, dass sie glücklich war. Sie hätte keinen besseren Mann finden können.»
«Ich habe nie aufgehört, mich zu fragen, ob ich das Richtige getan habe. Vielleicht hätte ich die Drohungen meines Onkels einfach nicht beachten sollen. Nun, wenigstens ist dir nichts geschehen.»
Offensichtlich wusste Richard nicht, dass das Schicksal, vor dem er sie bewahren wollte, sie doch noch getroffen hatte.
«Du hast das Richtige getan. Zweifle niemals daran. Du bist ein Ehrenmann, und ich glaube, genau deswegen habe ich mich auch in dich verliebt. Du hattest deiner Familie gegenüber eine Verpflichtung und hast dein Glück für das Wohl der anderen geopfert.»
«Sag das nicht.»
«Aber es stimmt. Wenn du deine Verpflichtung missachtet hättest, wenn wir weggelaufen wären … Du hättest deine Familie sehr enttäuscht. Und wenn die Wahrheit ans Licht und Schande über die Deinen gekommen wäre, hättest du dich immer schuldig gefühlt. Wir hätten niemals glücklich werden können. Und du hast dich für mich geopfert, Richard. Du hast es getan, um mich zu beschützen. In diesem Moment gab es keine andere Möglichkeit.»
«Ich werde dich nie wieder gehen lassen», sagte er und hob leicht ihr Kinn, damit sie ihm in die Augen sah.
Doch als er sie küssen wollte, wandte Charlotte das Gesicht ab.
«Es ist zu spät, Richard.»
Er hielt inne.
«Das ist es nicht. Wir sind frei. Es ist mir egal, ob deine Mutter eine Sklavin ist …»
Richard legte seine Arme um sie.
«Ich liebe dich.»
Charlotte sah ihm in die Augen.
Erst
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