Fesselnde Entscheidung (German Edition)
in ihm arbeitete.
»Es tut mir unendlich leid und ich weiß, dass du mir das nie verzeihen wirst«, begann sie, bemüht, die Fassung zu wahren.
Er schüttelte entgeistert den Kopf, fuhr sich durch die Haare und war nicht in der Lage, irgendetwas zu sagen.
»Es weiß niemand. … Ich konnte es nicht fassen, als ich sie nach ihrer Geburt auf meinen Armen hielt. Was sollte ich machen?«
»Du hättest es mir sagen müssen! Du hattest tausend Gelegenheiten!«, fuhr er sie an.
»Das wollte ich ja auch! Oder was hast du gedacht, weshalb ich den Kontakt zu dir aufgenommen habe, als du damals entlassen worden bist. … Weil ich so geil auf dich war, oder was?«, zischte sie zurück.
»Warst du es nicht?«, fragte er sie herablassend mit hochgezogenen Augenbrauen.
Elisa wollte ihm für diese Unverschämtheit eine Ohrfeige geben. Aber er war schneller und ergriff reflexartig ihr Handgelenk, bevor sie ihn traf. Er drückte so fest zu, dass seine Handknochen weiß hervor traten.
»Aua, du tust mir weh!«, schrie sie.
Er ließ sie augenblicklich wieder los. Erst scheuerte sie ihren Arm, dann ließ sie sich langsam in die Knie sinken.
»Warum ausgerechnet jetzt, Elisa?«
»Was?«
»Du hast es doch darauf angelegt, dass ich es heute erfahre! Erzähl mir doch nichts! Warum ausgerechnet jetzt? Weil ich von Familie gesprochen habe?«
In der Tat hatte er es heute erfahren sollen. Seine Ahnung hatte sie ihm bereits angesehen, als er ins Wohnzimmer gekommen war. Womit sie aber nicht gerechnet hatte, war, dass Amelie die Entdeckung ihres Lebens machen würde. Das hatte ihr das Herz gebrochen. So hatte sie es nicht gewollt.
»Ich weiß es nicht«, sagte sie leise und schüttelte nachdenklich mit dem Kopf.
Elisa betrachtete ihre Tochter durch die Fensterscheibe und sagte mit einem Lächeln: »Sie hat deinen Appetit.«
Als er weiterhin schwieg, richtete sie ihren Blick auf ihn und fügte leise hinzu: »Ihretwegen habe ich es nie bereut, damals zu dir ins Bauernhaus zurückgekehrt zu sein. Sie ist das Beste in meinem Leben.«
Nachdenklich schaute er ihr in die Augen. Nach einer Weile sagte er: »Vielleicht wäre ich nicht mehr am Leben, wenn du nicht zurückgekommen wärst.«
»Für Basti wird eine Welt zusammen brechen. Er liebt sie abgöttisch«, flüsterte sie und starrte apathisch auf ihre Knie, »Amelie wird ihm ihre Feststellung sicherlich erzählen. Ich muss es ihm vorher sagen.«
Tim kratzte sich an der Stirn.
»Wenn ich Amelie sage, dass es unser Geheimnis ist. Wird sie es dann für sich behalten?«
Sie blickte ihn erstaunt an. »Das würdest du machen?«
»Nicht für dich, Elisa, für die Kleine«, sofort fiel ihm ein, dass das eigentlich sein Kosename für Elisa war. Er verbesserte sich schnell. »Für Amelie. Ich will nicht, dass er sie verstößt. Sie ist noch so klein. Das würde sie nicht verstehen.«
Zu ihrer eigenen Schande musste sich Elisa eingestehen, dass sie ihm so viel uneigennütziges Feingefühl gar nicht zugetraut hatte.
Sie sah verwundert, wie er die Terrassentür öffnete und zu Amelie in die Küche ging. Auf einen Versuch konnte man es ankommen lassen, dachte Elisa. Langsam richtete sie sich wieder auf und konnte durch das Küchenfenster sehen, wie er behutsam seine Arme um Amelie legte, sich neben sie kniete und mit ihr sprach.
Dieses liebevolle Vater-Tochter-Bild trieb ihr Tränen in die Augen. Sie hatte ihm so unendlich viel genommen. Er hatte nicht miterlebt, wie Amelie ihren ersten Schrei getan, ihren ersten Zahn bekommen oder ihre ersten Schritte gemacht hatte. Unwiederbringliche Erinnerungen hatte sie ihm verwehrt. Sie fühlte sich unendlich schlecht.
Er trat wieder zu ihr auf die Terrasse und schloss die Tür hinter sich.
»Ich weiß nicht, ob sie es für sich behält. Du solltest dich darauf vorbereiten, es deinem Mann zu sagen.«
Sie nickte. »Danke, Tim.«
»Ich habe das nicht für dich gemacht, Elisa«, wiederholte er scharf. Sie griff nach seiner Hand, er entriss sie ihr.
Plötzlich konnte sich Elisa nicht mehr beherrschen. Sie musste weinen, sank wieder in die Knie und sagte unter Tränen mit einer leisen, verzweifelten Stimme, ohne ihn anzusehen: »… Ich weiß, dass es nicht sein kann, … dass es nicht sein darf. … Ich habe alles versucht. … Aber ich kann einfach nichts dagegen tun. … Ich liebe dich.«
Völlig perplex starrte er Elisa entgeistert an. Was sollte das, fragte er sich. Wieso spielte sie derart mit seinen Gefühlen? Niemals würde sie ihren Mann für ihn
Weitere Kostenlose Bücher