Festung Zehn
Überleben des Menschen um jeden Preis.
Neumetall
Wir nannten es Neumetall und manchmal Neumetallstahl. War es der Wirklichkeit gewordene Traum eines Zauberers? Reine Magie, die wahr und wahrhaftig geworden war? Oder war es voll und ganz Wissenschaft? Ich glaube, es war etwas von allen Dreien, aber zum größten Teil (und vor allem!) ganz und gar Wissenschaft. Es war unser Gott. Es war wirklich die Substanz des moderanischen Traums, es und Plastik. Aber Plastik war keine Magie. Plastik war weltlich. Plastik war nur unser Arbeitspferd, die alltägliche Basis, die unserer Erdkugel ihre harte, graue, gekörnte Haut von sterilisierter Schönheit gab, auf der wir umherschritten.
Aber Neumetallstahl waren wir, war so sehr der Hauptteil von uns – die sich bewegende, lebende Substanz des Traums – vor dem sich die Zeit zurückziehen mußte, die Zeit, deren Sensenblatt gebrochen war. Die Zeit hißte ihre weiße Fahne, hing mit dem Kopf nach unten, war auf dem Stillen Feld der Kapitulation zu Tode geschlagen worden. Pfui! Neumetallmensch, gebe der alten Zeit einen Tritt! Neumetall würde niemals wie lebendiges Fleisch sein (OH, NEIN!), und das war gut so, denn unsere Stärke und unsere Dauerhaftigkeit waren im Wesentlichen durch unseren Mangel an Fleisch und unseren Überfluß an »Ersatz« -Teilen begründet. Neumetallstahl hatte vor allem diese wunderbare wunderbare Eigenschaft. Hoch in den großen Maschinenteilen von uns, wo die mächtigen Hilfsmittel unserer Existenz untergebracht waren – die Lungen, das Herz, die großen und kleinen Eingeweide, die Leber, die Nieren und der ganze Rest – konnte sich Neumetall mit dem Fleisch vermischen und uns bis auf ein Minimum an Fleischstreifen »ersetzen«, die unsere Gestalt formten und unsere Verbindung mit dem Menschlichen hielten. Die mächtigen Maschinenteile unserer Existenz, untergebracht in dieser Fleischstreifen- und Neumetall-Unterkunft, waren einfach, in der Sprache dieser Tage: Implantate. Sie waren ewig arbeitende Neumetallmaschinen – die Flexiflex-Neumetallungen, das Wumm-Bumm-Herz mit den Umschaltern, die Nieren mit dem Dampf-Abfluß und der ganze Rest. Die Beine und Arme, die Füße und Hände waren auch Neumetall, aber mit einem anderen Anteil an Neustahl. Wenn wir klirrend gingen, wobei sich unsere Arme wie Windmühlenflügel drehten, sich unsere stählernen Stiefel an unseren stählernen Füßen über das Plastik bewegten, Ta-rap Ta-rump Ta-rump Tump Tumpa Tump, stellte nichts und niemand Fragen über unsere Fortbewegung. Hoch! Neumetallmensch, die sich bewegende, lebende Substanz des wahrgewordenen Traums.
Oh, wir könnten alle Waffenmänner gewesen sein, und das mit Leichtigkeit, jene bedeutungslosen, mechanischen Apparate, die aussahen und gingen und sprachen wie Menschen, aber nicht mehr als metallene Monster waren, obwohl notwendig und höchst nützlich in unserem Plan. In einer Weise waren sie überaus wunderbar, tüchtig und mutig bei der Invasion, hartnäckig und äußerst unerbittlich bei einer Belagerung und nicht im geringsten dazu geneigt aufzugeben und wegzulaufen oder die Hoffnung aufzugeben, wenn sie einer Übermacht gegenüberstanden und von weit draußen beschossen wurden; oder beim Nahkampf, wenn sie umzingelt und zerschlagen worden waren, verteidigten sie ihren Boden gut genug. Hoch! Neumetallmonster, unsere wunderbaren Waffenmänner.
Aber wir waren MENSCHEN! Und ein Abgrund von kosmischen Ausmaßen lag zwischen und war der Unterschied zwischen einem Neumetallmonster und einem Neumetallmenschen. Als unsere schönen Kriegspläne in der Welt lebendig wurden und in der Höhe als greifbare Realität donnerten – die Weiße-Hexe-Raketen feuerten, die Oh-Bomben fielen großartig, die Zertrümmer-Trümmer waren auf ihrer Bahn, weit und breit waren Geschosse automatisch auf ihrem Wege und die ganzen anderen Metallwaren unserer Freude-beim-Krieg funktionierten wunderschön – da wußten wir, was wir taten. Wir lebten, wir fühlten, wir reagierten auf die Gefühle von allem. Aber nicht der Waffenmann. Er war einfach ein kalter Klumpen beim gewöhnlichen Töten, ein gefühlloser Brocken beim allgemeinen Gemetzel, und was die Zerstörung und Einebnung von Festungen betrifft, so brachte er diesem Spiel überhaupt keine der warmen, menschlichen Gefühle entgegen. Bah! Neumetallmonster, du Waffenmann, du hast überhaupt keine Seele!
Obwohl wir alle so und mit Leichtigkeit – durch unsere Wissenschaften – mechanische Menschen geworden
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