Fette Vögel gehen öfter fremd
wenn das Wort »Grün« in blauer Farbe gezeigt wurde. Außerdem gab es Abwägungstests, bei denen die Probanden zwischen einer sofortigen, aber kleinen Belohnung und einer großen, langfristigen wählen mussten. Während sie die Aufgaben lösten, wurde erfasst, wie hoch der subjektive Blasendruck von jedem einzelnen Probanden empfunden wurde. Es zeigte sich, dass die Probanden mit voller Blase den Farbtest schneller erledigten und beim Abwägungstest die Option mit dem auf lange Sicht größeren Nutzen bevorzugten. Und selbst weitere zur Ablenkung eingestreute Tests konnten sie präziser lösen. Bei allen Aufgaben ging es darum, die sich aufdrängende falsche Antwort zu unterdrücken, um richtig zu reagieren und strategisch sinnvoll zu entscheiden.
Ob die zum Anhalten des Stuhlgangs rekrutierte Willenskraft ebenfalls die Denkleistung fördert, ist bisher noch unerforscht.
Quelle: Tuk, Mirjam A./Trampe, Debra/Warlop, Luk (2011): Inhibitory spillover: increased urination urgency facilitates impulse control in unrelated domains, in: Psychological Science , Nr. 22, S. 627–633.
Die Studie, die zeigt, dass ausgerechnet Ethikstudenten ihre Bibliothek beklauen
Verhalten sich ausgerechnet Ethikstudenten, angehende Experten des guten und gerechten Handelns, unethisch? Offensichtlich befördern explizite Expertenkenntnisse über ethische Belange amoralisches Verhalten, fand eine Studie zu diesem Thema heraus.
Muss sich Aristoteles im Grabe umdrehen? Wie geht es auf philosophisch-methodischem Weg in die Unmoral? Das wäre tatsächlich erschreckend neu, erwartet man doch ausgerechnet von Vertretern dieser Disziplin das genaue Gegenteil, nämlich richtiges und gutes Handeln. Ein empirischer Ethiker hat sich jetzt der moralphilosophischen Verfehlungen angenommen und herausgefunden, dass Studenten der Ethik mehr Bücher stehlen als ihre Kommilitonen aus anderen Fachrichtungen.
Ob sich Vertreter dieser wissenschaftlichen Disziplin besonders gut benehmen, wurde bisher nie empirisch untersucht. Der Forscher erfasste dazu nun in den führenden wissenschaftlichen Bibliotheken die Anzahl der fehlenden Ethikfachbücher sowie deren Mahnzeiten und verglich diese Werte mit denen anderer Bücher. Die Daten dazu lieferten die Kataloge von dreizehn Bibliotheken angelsächsischer Eliteuniversitäten.
Die kleine Studie ergab, dass Fachbücher aus dem Themenbereich der Ethik tatsächlich rund fünfzig Prozent häufiger fehlen als die übrigen Bücher. Und auch die klassischen Standardbücher der Ethik fehlten etwa doppelt so häufig wie andere philosophische Klassiker. In zwölf der dreizehn untersuchten Universitätsbibliotheken fehlte der größte Teil der Ethikbücher. Da dieser Effekt nicht nur Standardwerke, sondern auch sehr fachspezifische Titel betraf, waren es sehr wahrscheinlich die fortgeschrittenen Studenten der Ethik, die sich unmoralisch mit moralischem Lesestoff versorgten.
Wie kommt es zu so einem augenfälligen Widerspruch zwischen idealistischen Werten und der tatsächlichen Lebenspraxis? Wenn nicht sie, wer dann muss es wissen? Vielleicht sind Ethikstudenten auch einfach nur pleite und gleichzeitig von ihrem Fach besessen, sodass ihr Wissensdurst sie zum Diebstahl verleitet. Dann könnte man gewissermaßen von studentischem Mundraub sprechen. Sie entwenden lediglich geistige Nahrung zum sofortigen Verzehr. Der Forscher überprüfte diese These und konnte zeigen, dass die entwendeten Ethikbücher keineswegs teurer als die in den Regalen verbliebenen Exemplare waren. Aus der Verleihstatistik lässt sich außerdem ablesen, dass diese auch nicht häufiger ausgeliehen wurden als andere Bücher. Weder Knappheit noch Armut kann demnach in diesen Fällen eine Rechtfertigung oder zumindest Erklärung sein.
Es lässt sich daraus sicherlich nicht folgern, dass Ethiker und ihre Schüler nun wirklich schlechtere Menschen sind. Der Verdacht liegt aber nahe und wird von den Daten dieser Studie deutlich untermauert. Um diese Schlussfolgerung zuzulassen, wären sicherlich zusätzlich kriminalistische Untersuchungen notwendig. Auf jeden Fall, und das ist nun bewiesen, zeichnen sich Studenten dieser Disziplin nicht in besonderem Maße durch überlegene Gewissenhaftigkeit, Ehrlichkeit und Fürsorge bezüglich des Gemeinschaftseigentums aus.
Viel eher, so vermutet der Wissenschaftler, führen fundierte Kenntnisse der Morallehre einfach in die entgegengesetzte Richtung. Moralische Erkenntnis sei immer mehrdeutig: Sie fördere die Moral,
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