Fettnaepfchenfuehrer Frankreich
Eleganz in die schönsten Fettnäpfchen, denn auf das »Wie« kommt es schließlich an!
Dieses Buch gibt Ihnen sowohl einen guten Einblick in die französische Kultur als auch einige praktische Tipps, wie Sie es schaffen, »ihre Füße in die größten Teller zu stellen« – mettre les pieds dans le plat heißt auf Französisch »ins Fettnäpfchen treten«. Dass das so heißt, ist kein Zufall, denn alles, was wichtig ist, hat in Frankreich mit Essen zu tun. Präsident Sarkozy ist nämlich nicht der Einzige, der findet »Wir haben die beste Küche der Welt«: Ende 2010 hat die UNESCO das traditionelle französische Menü mit Aperitif, Vorspeise, Hauptgericht, Nachtisch, Käse und Kaffee zum Weltkulturerbe ernannt. Deswegen dreht sich auch in diesem Fettnäpfchenführer sehr viel um das Thema Essen. Unser Protagonist Manfred Fischer (Manni) genießt es auf seine Art, il fait des gaffes (auch ein Ausdruck für »ins Fettnäpfchen treten«). Er besucht mit Frau Eva und Sohn Anton seine Tochter Paula, die ein Austauschjahr in Paris verbringt, und entwickelt eine geradezu blinde Gewissheit darin, sich immer und überall die schönsten Fettnäpfchen auszusuchen. Paula kommt natürlich während ihres langen Frankreichaufenthaltes auch nicht drum herum, sich zu blamieren. Und sogar Katja, die Paula im Supermarkt kennenlernt, und die als Deutsche mit einem Franzosen verheiratet ist, in Paris lebt und arbeitet, weiß ganz genau, wie es sich anfühlt, plötzlich mit den Füßen in einem fremden Teller zu stehen. Lassen Sie sich das alles auf der Zunge zergehen! Wir wünschen also bon voyage et bon appétit !
1. À la parisienne
Wie Paula zum ersten Mal französischfrühstückt
Paula konnte sich kaum daran erinnern, jemals so ein Glücksgefühl gehabt zu haben. Voller Energie und mit bester Laune stieg sie am Morgen aus dem Bett: Sie war in der Welt der Mode angekommen, in der Welt des Stils, des savoir vivre – sie war mitten in Paris. Ihr Leben lang hatte Paula sich vorgestellt, wie es sein würde, einfach Tschüss zu sagen und ihre Mutter mit den Worten »Ich komme doch zurück!« zu trösten, um sich dann umzudrehen und ein eigenes Leben zu beginnen. Sie liebte die französische Kultur, das französische Essen, diese weiche, klangvolle Sprache, die Freundlichkeit der Menschen. Sie liebte die Architektur in Paris, die verwinkelten Straßen, die kleinen Geschäfte mit den herrlich dekorierten Schaufenstern, sie liebte die französische Literatur. Und die Landschaft, den Wein ... sie mochte es, wie sich die Französinnen kleideten – mit etwas Raffinesse stellten sie ihre Weiblichkeit aus, ohne zu übertreiben, einfach perfekt und wunderschön anzusehen. Jeder Tag wurde so zu einem kleinen Fest, zu einem Feiertag des Lebens. Denn war nicht letztendlich die Schönheit entscheidend, das Erhabene?! Paula hatte sich nicht umsonst für ein Jahr Frankreich entschieden und sie hatte diesen hohen spitzen Freudenschrei ausgestoßen, als die Lehrerein in der Klasse verkündet hatte, dass sie, Paula Fischer, in eine Gastfamilie nach Paris durfte. Wie sie von ihren Freundinnen beneidet wurde!
Paula hatte ein niedliches, kleines Zimmer mit einer fast antiken Blümchentapete, in die Wände waren Schränke eingebaut und eine Tür führte in ein eigenes kleines Bad mit Dusche. Als sie sich unter das warme Wasser stellte, musste sie unwillkürlich an ihre erste Französischstunde in der Schule denken. Sie war an dem Tag heulend nach Hause gekommen und hatte ihrer Mutter versichert, dass sie nie wieder in den Französischunterricht gehen werde. Diese Striche und Apostrophe, diese komische Aussprache und überhaupt diese ganze komplizierte Sprache, das würde sie nie im Leben begreifen! Als sie damals am Abend mit der ganzen Familie am Tisch saß, versicherten ihre Eltern ihr immer wieder, dass das überhaupt nicht schlimm sei, sie selbst hätten auch nie Französisch gelernt und fänden die Franzosen ohnehin arrogant. Es gäbe bestimmt eine Lösung. Sie könnte zum Beispiel Spanisch lernen! Doch so leicht war Paula nicht zu beruhigen gewesen. Stattdessen begann sie ... zu lernen. Und weil die anderen auch alle ihre Probleme mit dem Französischen hatten, war Paula bald Klassenbeste. Und ihr Ehrgeiz wuchs mit den Aufgaben. Ihr Motto war: Was ich nicht weiß, muss ich lernen. Und genau dafür war sie jetzt hier. Heute war Samstag und sie freute sich auf das erste gemeinsame Wochenendfrühstück. Endlich hatte sie etwas Ruhe und Zeit, um mit
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