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Fettnaepfchenfuehrer Frankreich

Fettnaepfchenfuehrer Frankreich

Titel: Fettnaepfchenfuehrer Frankreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Bouju , Johanna Links
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ihrer Gastfamilie zu plaudern, und vielleicht konnte sie auch schon einiges über ihre Eltern erzählen. Und wie sie in Berlin lebte und was sie später alles mal machen wollte. Außerdem hatten sie vielleicht eine Idee, wo sie eine schöne kleine Boutique finden könnte. Paula wollte sich unbedingt etwas Neues zum Anziehen kaufen. Und sie würde endlich den berühmten café au lait (Milchkaffee) trinken können! Oder doch lieber eine chocolat chaud (heiße Schokolade)? Paula sah sich schon mit dem bol in den Händen, dieser fantastischen, überdimensional großen Schale, in den Tag hineinträumen. Und danach: »Aux Champs Élysées! Aux Champs Élysées!« Juhu, ein kleiner Einkaufsbummel auf der berühmtesten Straße der Welt! So stand es jedenfalls in ihrem Französischbuch. Ihre Eltern wären um diese Zeit schon dreimal rauf und runter promeniert, wie der Deutsche so schön französisch sagte. Aber nein, Paula musste erst mal das richtige, französische savoir vivre auskosten! Vielleicht wurde ja auch ein gemeinsamer Ausflug geplant? Ins Schloss, nach Versailles? Pfeifend und strahlend hüpfte Paula in die Küche.
    Claudine, ihre Gastmutter, stand wie eine Eins an der sauberen Holzplatte und schnitt das lange Baguette in viele kurze Stücke. Sie warf Paula ein schnelles » Bonjour, Paula, bien dormi? « (Guten Morgen, Paula, gut geschlafen?) zu. » Eh oui! «, kam es noch ziemlich holprig aus Paulas Mund. Wie im Film, schoss es ihr durch den Kopf. Sie sah wirklich aus wie Catherine Deneuve! Diese Eleganz, schon so früh am Morgen – wow! Paula war hingerissen von Claudines perfekter Anmut. Eva machte sich nie so schick und von Manni, ihrem Vater, ganz zu schweigen. Das musste sich unbedingt ändern, beschloss Paula. » Je peux vous aider? « (Kann ich Ihnen helfen?), fragte sie, ganz beflügelt von der Grazie ihrer Gastmutter. » Non, non, c’est presque prêt! « (Nein, nein, ist fast fertig!). Mit ein paar blitzschnellen Handgriffen waren Butter, Konfitüre und fünf Joghurts auf den Tisch gestellt, die Kaffeemaschine in Gang gesetzt und Teller und Tassen bereitgestellt. Paula kam mit dem Gucken kaum hinterher. Sie wollte gerade anbieten, Käse und Wurst aus dem Kühlschrank zu holen, da saßen ihre Gastgeschwister auch schon mit einem müden » Bonjour, tout le monde « (Guten Morgen, zusammen) am Tisch und gossen sich den dampfenden Kaffee in die – wie Paula jetzt bedauernd feststellen musste – ganz normal großen Tassen. » Assieds-toi, Paula! « (Setz dich, Paula!), rief Claudine jetzt leicht hektisch. » Du lait et du sucre? « (Milch und Zucker?), donnerte es hinterher und Paula antwortete mit einem schnellen » Oui, oui! «, obwohl sie gar keinen Zucker im Kaffee mochte. Aber sie wollte Claudines Morgenrhythmus um keinen Preis unterbrechen. Diese schenkte den Kaffee jetzt umso dynamischer ein, goss Milch aus der Packung nach, versenkte darin ein Stück Würfelzucker und gab Paula die Tasse zurück. Das also war der französische café au lait ? Paula war mehr als enttäuscht. Jetzt bloß keine Flappe ziehen, sondern schön in Ruhe essen. Nur war das mit der Ruhe so eine Sache. Marie und Stéphane bestrichen fast synchron und in Windeseile ihre Minibaguettehälften mit Butter und Marmelade, schlürften dazu ihren Kaffee und wirkten irgendwie geistesabwesend. Claudine aß überhaupt nichts. Gar nichts? Klar, die Catherine-Deneuve-Figur bekam man schließlich nicht von hellem Baguette und hochprozentigem Käse. Apropos, wo waren eigentlich die vielen Sorten, die gestern Abend noch so andächtig reihum gereicht wurden? Paula traute sich nicht zu fragen, weder nach dem Käse noch nach irgendwelchen Wochenendplänen. Keiner sagte hier ein Wort, jeder aß für sich – und das in Rekordzeit. » Bon, je vous laisse « (Ich muss los), nuschelte Marie in die steife Morgenstille, sprang auf und verschwand. » Moi, aussi « (Ich auch), machte Stéphane es ihr nach. Paula blieb verdutzt sitzen, während Claudine sich bereits ans Abräumen machte. Und wo war eigentlich der Hausherr? Der frühstücke am Wochenende nie, wurde Paula sogleich unterrichtet und dann kurz nach ihren Wochenendplänen gefragt. » Äh, alors, faire du shopping, peut-être. « (Vielleicht einkaufen gehen.) » Très bonne idée, amuse-toi bien, Paula! « (Sehr gute Idee, viel Spaß, Paula!) Und schnurstracks war der Tisch wieder komplett freigeräumt, bis auf Paulas Teller und Tasse und ein paar vergessene Joghurts. » Tu as fini? « (Bist

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