Fettnaepfchenfuehrer Frankreich
du fertig?). » Oui, oui «, log Paula, die in der kurzen Zeit gerade mal zwei Baguettehälftchen geschafft hatte, ein weiteres Mal. Aber auf den Champs Élysées würde es ja hoffentlich ein gutes Schinken-Käse-Sandwich geben – für die vielen Touristen, die noch nicht richtig gefrühstückt hatten. Und eigentlich war es ja gar nicht so schlecht, für ein paar Monate aufs Frühstück zu verzichten, dachte Paula. Vielleicht würde sie dann am Ende aussehen wie die Tochter von Catherine Deneuve?!
Was ist diesmal schiefgelaufen?
Von wegen französisches Frühstück! Franzosen schenken dem Frühstück grundsätzlich wenig Aufmerksamkeit. Denn sie speisen lang und ausgiebig am Abend. Unter der Woche nehmen sie morgens kaum etwas zu sich, und wenn, dann trinken sie schnell im Stehen einen Espresso und essen eventuell dazu einen Joghurt. Am Wochenende gibt es dafür immerhin frisches Baguette mit etwas Butter und Konfitüre und dazu Obst, Joghurt oder Müsli. Das klassische deutsche Käse-Wurst-Frühstück existiert allerdings nicht. Das Frühstück, das in Cafés oder Bars angeboten wird, besteht immer nur aus zwei kleinen Baguettehälften mit Butter und Konfitüre oder einer »Süßigkeit« (wahlweise Croissant Natur oder mit Schokolade), einem Espresso oder café crème (Kaffee mit heißer Milch) und einem Glas Orangensaft. Das Croissant wird tatsächlich gern in den Kaffee getunkt, das ist aber auch das einzige, was vom deutschenKlischee des französischen Frühstücks bleibt. Frühstück wird nur bis mittags angeboten und nicht wie vielerorts in Deutschland bis 14 oder 15 Uhr. In Frankreich verabredet man sich mit Freunden viel eher zum Mittag- oder Abendessen und weniger zum Frühstück. Das ist von allen dreien die »kommunikationsärmste« Mahlzeit in Frankreich, was Paula natürlich nicht wissen konnte. Meist essen die Familienmitglieder noch nicht einmal zusammen. Während Mittag- und Abendessen oft an Familientraditionen gebunden sind und stets gemeinsam eingenommen werden, kann beim Frühstück grundsätzlich jeder machen, was er will. Brunchen, wie es in Deutschland üblich ist, kennt man in Frankreich nur vom Hörensagen. Paula hatte sich auf ein üppiges, deutsches Frühstück und eine ausgelassene Plauderstimmung eingestellt. Stattdessen wurde sie mit der eher hektischen und wortkargen Form des französischen Frühstückens konfrontiert und hatte Mühe, sich darauf einzustellen. Denn auch am Wochenende gilt in vielen französischen Familien die Regel, dass tagsüber jeder seinen Erledigungen und Verabredungen nachgeht und man sich dann abends zum gemeinsamen Abendessen trifft. Wer nicht daran teilnehmen kann, sollte das unbedingt mitteilen, da ein unangekündigtes Fernbleiben sonst als Affront empfunden werden könnte.
Was können Sie besser machen?
Paulas Verwirrung und Enttäuschung sind durchaus nachvollziehbar. Sie wollte ihr erstes Wochenende in Paris mit einem herrlichen Start in den Tag beginnen und sich mit ihrer Gastfamilie in Ruhe austauschen. Dass das viel eher abends und weniger morgens geschieht, konnte sie nicht wissen. An der Situation selbst hätte sie allerdings nichts ändern können. Hier prallen unterschiedliche Gewohnheiten aufeinander, die verschiedene Erwartungen nach sich ziehen. Damit sollte man sich arrangieren, will man nicht immer aufs Neue enttäuscht werden. Wer Kontakte, ob privater oder beruflicher Natur, in Frankreich pflegen und intensivieren möchte, sollte sich dafür grundsätzlich eher das Abendessen aussuchen – bei gutem Rotwein und kräftigem Fleisch sind die Franzosen um ein Vielfaches gesprächiger!
Mahlzeit!
Das Frühstück ( petit déjeuner ) fällt bescheiden aus und besteht meist nur aus einer Tasse Kaffee und einem Croissant. Oft wird nicht einmal der Tisch dafür gedeckt, man frühstückt, wenn man aufsteht und Hunger hat, und wartet nicht auf die anderen. Die Madame des Hauses deckt sich selbst nicht einmal einen Teller, sondern krümelt überall hin. Gefrühstückt wird zum Kaffee, Tee oder zur chocolat chaud oft nur eine tranche de pain (meist ein gegrilltes Stück Brot) oder eine brioche (ein weiches, süßes Brötchen).
Das Mittagessen ( le déjeuner ) findet zwischen 12.30 und 15 Uhr statt. Hier wird ausführlich geschlemmt, vor allem im Urlaub. Während der Arbeitszeit bleibt die Mittagspause meist auf eine Stunde beschränkt, damit man rechtzeitig zum Abendessen zu Hause ist.
Die Zwischenmahlzeit : Wer zwischen dem Mittagessen und dem
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