Fettnaepfchenfuehrer Italien
sein. Paul Weiss kritisiert Trombetta vor dessen Belegschaft und reißt ihm damit quasi die Maske des erfolgreichen Machers vom Gesicht – und dennoch sieht ihm Trombetta das nach, nachdem der erste Ärger darüber verflogen ist.
Selbst wenn Sie also als Deutscher in Rom gründlich in ein Fettnäpfchen stapfen, können Sie immer noch auf die Nachsicht der Italiener hoffen, können darauf hoffen, dass das positive Bild von Ihnen aufgrund der den Deutschen zugeschriebenen Tugenden wie Fleiß, Ordnungsliebe, Organisiertheit, Effizienz und Pünktlichkeit stärker ist als die Wirkung ihres Fauxpas.
Ein skurriles Beispiel dafür, wie weit das reichen kann, geben Militariasammler in der Toskana ab, in Gegenden, wo die Menschen während des Zweiten Weltkrieges die schlimmsten Gräuel durch NS-Soldaten über sich ergehen lassen mussten. Hunderte Zivilisten wurden von Deutschen ermordet. Doch Italiener, die dort seit Jahrzehnten leben, loben die deutschen Soldaten für ihre gute Organisation in den Kriegswirren.
Seien Sie also nicht verzagt, wenn Sie trotz all Ihres Wissens, wie man sich richtig verhält, doch einmal als Deutscher in Italien erkannt werden.
Epilog
»Deutsche lieben Italien, respektieren das Land aber nicht. Italiener respektieren Deutschland, lieben es aber nicht.«
Es steckt wohl viel Wahrheit in diesem geflügelten Wort. Daran wird auch dieses Buch so schnell nichts ändern, doch vielleicht hilft es, etwas mehr Verständnis für die andere Kultur zu entwickeln.
Auf den ersten Blick scheinen Italien und Deutschland ja gar nicht so verschieden zu sein. » Dolce Vita « und » Bella Figura « nimmt man mit der deutschen Brille zunächst als eine Art folkloristisches Beiwerk der italienischen Kultur wahr. Doch so ist es nicht. Wie die Erlebnisse von Franziska und Paul Weiss gezeigt haben, sind sie ein zentraler Bestandteil der italienischen Kultur, ebenso wie das Denken in Familien- und Freundesstrukturen, das im Buch ebenfalls immer wieder aufscheint.
Merkwürdige Widersprüche zeigen sich: Das Leben spielt sich zum Großteil draußen ab, dafür wird das Privatleben bestens gehütet. Das Leben in jeder Form zu genießen hat Priorität, zugleich darf man nicht einfach einen Cappuccino trinken, wann man gerade Lust darauf hat, und Italien wird von einer strengen Moral beherrscht, auch beeinflusst von der bedeutenden Stellung der katholischen Kirche und des Vatikans. Und überhaupt die Religion: Viele Italiener bekreuzigen sich, wenn sie an einer Kirche vorbeikommen – was in Rom mit seinen tausend Gotteshäusern schon anstrengend werden kann – andere stehen mitten im Gottesdienst auf und gehen nach draußen, um zu telefonieren oder zu rauchen.
Was zeigt uns das?
In Stereotypen zu denken, hilft nicht weiter. Über das Gegenüber zu urteilen, sollte man ebenfalls unterlassen, es bringt nichts. Ein Beispiel: Italiener sind nicht gerne allein, definieren sich eher als Mensch in der Gruppe. Deutsche leben ihren Individualismus stärker aus, das Alleinsein ist nicht negativ behaftet. Aus der jeweils eigenen Warte wirkt da das Gegenüber stets etwas eigenartig. Am besten ist es – und genau das soll dieses Buch fördern – wenn man die oder den Andere/n einfach kennen und damit verstehen lernt.
Und noch etwas: Die Regeln, die hier aufgezeigt wurden, sind keinesfalls Gesetze. Schließlich geht es ja um Italien, und wer in Italien mag schon Gesetze?
Viel Spaß!
Über das Buch
Dolce Vita, Pasta und Vino – das ist für viele Deutsche Italien. Doch dies ist nur die halbe Wahrheit, das Land ist viel komplexer. Zum Dolce Vita gehört als Gegenpart harte Arbeit, zur Laissez-faire-Attitüde gesellt sich eine Regelwut, die jedem deutschen Ministerialbeamten zur Ehre gereichen würde.
Wann bestellt man einen Cappuccino, auf welches Essen darf nun Käse und wann trinkt man besser keinen Wein? Warum lässt man die Jogginghose besser zuhause und mit wem darf ich eigentlich über welche Themen reden? Wer Italien wie ein Italiener erleben möchte, sollte dieses Buch zu Hand nehmen, um die Regeln zu erkennen. Sonst fällt man schnell mal unangenehm auf.
Die Erasmusstudentin Franziska Weiss und ihr Vater Paul, den eine Geschäftsreise nach Rom führt, können davon ein Lied singen. Sie beide lernen, jeder auf seine Art, dass Italiener ganz anders ticken als die Deutschen. Am Ende finden die beiden, die sich nicht mehr viel zu sagen hatten, in Rom neu zueinander. Auch das kann passieren, in Italien, dem Land der
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