Fettnäpfchenführer Spanien - Wie man den Stier bei den Hörnern packt
einem unabhängigen Fürstentum in den östlichen Pyrenäen.
Das Principat d’Andorra (Fürstentum Andorra) gibt es schon seit über 700 Jahren. Es ist der größte unter den sechs Zwergstaaten Europas und liegt in einem Hochtal der Pyrenäen. Es wird von zwei Fürsten regiert: dem Bischof von Urgell in Katalonien und einem Kofürsten, dem Präsidenten von Frankreich, im Moment also von Nicolas Sarkozy. Andorra ist bekannt als Steueroase, aber auch als Wintersportregion. Die Hauptstadt heißt Andorra la Vella. Alleinige Amtssprache ist Katalanisch.
Katalanisch wird auch als Brückensprache zwischen Spanisch und Französisch bezeichnet. Manchmal ist es näher am Spanischen (katalanisch: bon dia , spanisch: buenos días ), manchmal näher am Französischen. So heißt blau auf Spanisch azul , auf Katalanisch aber blau von französisch bleu . (Siehe hierzu auch den Wissenskasten »Die katalanische Sprache« in Kapitel 19.)
Und wie ist es nun mit den Dialekten?, werden Sie jetzt vielleicht fragen. Gibt es in Spanien auch noch Dialekte? Ja, die gibt es, aber sie spielen praktisch keine Rolle. Am bekanntesten ist das Andalusische, das sich vor allem durch das Weglassen von Buchstaben auszeichnet. Zum Beispiel wird das Schluss-s im Süden des Landes und auf den Kanaren gerne verschluckt, sodass aus der Bestellung »dos cafés« schon mal »do café« wird. Aber nur gesprochen! Geschrieben werden auch alle verschluckten Buchstaben.
Ansonsten gilt, dass Dialekte eher auf dem Land verbreitet sind. Städter bemühen sich meist um eine akzentfreie Schriftsprache. Ein anderes Thema ist wiederum die Umgangssprache, der Slang, der in Spanien auffällig viele »schmutzige« Wörter enthält. Darüber erfahren Sie später in Kapitel 19 noch mehr.
Ein Land, fünf Sprachen
Fünf? In Spanien sollten doch alle spanisch ( español ) oder kastilisch ( castellano ), wie es auch genannt wird, sprechen, denken Sie. Und so ist es ja im Grunde auch. In den Regionen gibt es aber weitere Amtssprachen neben dem Kastilischen. Das sind: Katalanisch ( català ) vor allem im Osten Spaniens, Baskisch ( euskara ) im Baskenland und Galicisch ( galego ) in Galicien, im äußersten Nordwesten des Landes.
Während Galicisch und Katalanisch romanische Sprachen sind (wie Spanisch, Französisch, Italienisch etc.), ist das Baskische mit keiner anderen europäischen Sprache verwandt, also eine sehr alte, isolierte Sprache, die sich da im gebirgigen Grenzland an den Ausläufern der Pyrenäen erhalten hat und heute etwa 800.000 Sprecher zählt. Wenn Sie Baskisch hören oder lesen, verstehen Sie kein Wort.
Galicisch, das 3,5 Millionen Menschen sprechen, ist mit dem Portugiesischen verwandt und hat selbst auch Sprachenstatus, ist also kein Dialekt.
Katalanisch zählt 9,7 Millionen Sprecher unter anderem in Katalonien, Andorra und auf den Balearen – wo mallorquí , mallorquinisch, gesprochen wird, eine Unterart des Katalanischen. Auch die Provinz Valencia spricht eine Varietät des Katalanischen, das valencià , Valencianisch, das in Valencia ebenfalls den Status einer Amtssprache hat. (Zum Valencianischen folgt ein Wissenskasten in Kapitel 26.)
Wenn Sie bis hierher gut mitgezählt haben, haben Sie erst vier Sprachen gezählt. Und die Nummer fünf? Ist Aranesisch, aranès , gesprochen im Val d’Aran, dem Aran-Tal in den Pyrenäen, von gerade mal 2.700 Seelen.
Und wenn Sie sich jetzt fragen: ¿Están locos, los españoles? (Ja, spinnen die Spanier denn?), dann heißt die Antwort: Nein. Die Sprachenvielfalt auf der Iberischen Halbinsel ist einfach eine Realität, nur nimmt der Rest Europas davon wenig Notiz. Die eiserne Unterdrückung durch den diktatorischen Zentralstaat während der Franco-Ära, die 46 Jahre dauerte (1939–1975), hat den Wunsch nach politischer und kultureller, auch sprachlicher Eigenständigkeit nicht kleiner, sondern größer werden lassen.
Was können Sie besser machen?
Akzeptieren, dass Spanien ein Land der Regionen ist, in dem es eine große kulturelle und sprachliche Vielfalt gibt. Katalanen fühlen sich in erster Linie als Katalanen, Basken als Basken, Galicier als Galicier und Andalusier als Andalusier. Und erst in zweiter Linie als Spanier. Wenn Sie das verstanden haben und Ihren Respekt vor den Regionalsprachen und -kulturen zum Beispiel durch ein paar Brocken in der jeweiligen Sprache zum Ausdruck bringen, dann haben Sie viel von der »spanischen« Mentalität und Lebensart verstanden. Und sie werden auf Basis dieses
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