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Feucht

Feucht

Titel: Feucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Andresky
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einzumischen, drehte mich abrupt um und wollte zur Haustür stürmen.
    Aber der Riemen meiner Handtasche verfing sich in der Klinke der Badezimmertür, im Schwung wurde ich zurückgerissen, stolperte, fluchte. Innen im Bad gab es augenblicklich Bewegimg. Wasser plätscherte. Ich machte mich so schnell wie möglich los von der Klinke. Ich hatte keine Lust mehr auf Erklärungen, auf Ausflüchte, auf weitere merkwürdige Auftritte dieses Paares.
    Gereon erwischte mich noch vor der Haustür. Ohne dass ich wusste, warum, fing ich an zu weinen. Er stand immer noch nackt vor mir, steckte mir den Ring in die Manteltasche und entschuldigte sich, als er mich in den Arm nahm. Ich stand ganz steif. Es klang echt, aber ich wollte trotzdem nur noch nach Hause. Mir war immer noch übel und die ganze Situation wuchs mir über den Kopf. Ich konnte nicht aufhören zu weinen, obwohl ich mir immer wieder sagte, dass ich kein Recht dazu hatte, weil ich Gereon erst seit einem Tag kannte und Mone ihn schon wesentlich länger. «Mone und ich kennen uns schon unser ganzes Leben lang», sagte er sanft. Ich schob ihn weg. «Warum quält ihr euch so ?», schluchzte ich, « und mich!» «Es ist nicht so, wie du denkst», sagte er, und aus purer Verzweiflung lachte ich über diese Floskel. «Wie ist es dann?», schrie ich ihn an.
    Mone kam in ein Handtuch gewickelt aus dem Bad, sah mich traurig an und ging in die Küche. «Sie ist nicht meine Frau», sagte Gereon und drückte meine Oberarme kurz, als sei damit alles gesagt. Ich zog geräuschvoll die Nase hoch und wollte mich wegdrehen, aber sein Blick ließ mich nicht los. « Sie ist meine Schwester», flüsterte er. «Und wenn sie uns nicht bei unserem Vater», er stockte, «— Viktor - verraten hätte aus lauter Glück, weil sie dachte, es sei unser Recht, zu lieben, wie und wen wir wollen, dann hätte ich jetzt nicht diese Narbe und er», er machte wieder eine Pause, «er hätte keinen Herzanfall gehabt, an dem ich mit schuld bin, weil er sich so aufgeregt hat. Aber was soll ich machen?», er lächelte mich völlig hilflos an, «man kann sich doch nicht wehren.» Ich drehte mich endlich um und öffnete die Haustür. Die Luft draußen war kalt und feucht. « Das hat gar nichts mit dir zu tun, bestimmt nicht, du bist eine so herrliche Frau», sagte Gereon noch, dann warf ich die Tür ins Schloss.
    Der Kiesweg war unbeleuchtet, für die wenigen Meter bis zu den hohen Tannen und dem Gartentor brauchte ich mehrere Minuten, weil ich nicht stolpern wollte. Das Gartentor quietschte. Als es zufiel, fühlte ich mich, als erwache ich jetzt erst langsam aus einem Traum, der fast eine Nacht und einen Tag gedauert hatte. Den Ring, den Kardinalsring, den Trauring würde ich nie wieder tragen.
    Ich habe sie gefunden: die Liebe, die ganz große, die einzige.
    Leider war es nicht meine.

Feucht

    Liebe Bettine, als du mich gestern angerufen  hast, um mal nachzufühlen, wie weit ich mit dem Buch bin, hast du mich etwas gefragt, über das ich erst nachdenken musste. Ich will mich aber nicht um die Antwort herumdrücken, also schicke ich sie dir hier zusammen mit dem Manuskript.
    Gibt es etwas, das ich immer schon mit Sex oder Erotik verbunden habe, das sich nie geändert hat und auf das sich im Grunde alles reduzieren lässt? Ein großes Symbol, ein Begriff, in dem alles drinsteckt?
    Ich habe die anderen beiden Bücher bzw. deren Dateien durch das Suchprogramm meines PCs gejagt und festgestellt: Es gibt etwas. Ein Wort, das sich immer wieder aufdrängt, wenn ich mir zwei Körper ausmale oder eine Begegnimg, und das unverhältnismäßig oft in diesen Geschichten auftaucht. Und dann fiel es mir auf, dass es immer schon eine wichtige Rolle gespielt hat, dass es immer da war, wenn sich in meinem Leben etwas Spannendes oder Kribbeliges ereignete.
    Das erste Mal begegnete es mir mit neun oder zehn. Meine Eltern waren zusammen mit meinen Schwestern eine Woche nach Warschau gefahren, um eine Tante zu besuchen, die einen runden Geburtstag hatte. Ich musste zu Hause bleiben, weil eine Klassenarbeit anstand und unsere Eltern immer streng darauf achteten, dass wir nie eine versäumten, wenn wir nicht
    wirklich ernsthaft krank waren. Also wohnte ich ein paar Tage bei unseren Nachbarn, die eine Tochter in meinem Alter hatten, Minni, mit der ich befreundet war, und einen etwas älteren Sohn, Oskar. In der Nacht vor der Klassenarbeit wachte ich auf, im Flur war das Licht angegangen. Ich schlich mich zur Tür und sah Minnis

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