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Feuer der Götter: Roman (German Edition)

Feuer der Götter: Roman (German Edition)

Titel: Feuer der Götter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Simon
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Menschen zu ihm drang? Und dann? Wie übte man die Macht aus, Gebete auch zu erhören? All das würde ihn erst Toxina Ica, der Gott-Eine, der Gott der Götter, der Eine, lehren.
    Wie fühlt es sich an, vor ihm zu stehen? Noch fühle ich mich so … menschlich. Kann ich seine Gegenwart ertragen?
    Xocehe beugte ein Knie vor ihm. Die vierzehn Priester legten sich flach auf den Boden; einigen war anzusehen, dass ihre alten Knochen es ihnen schwermachten. Xocehe erhob sich wieder – sie war schließlich nicht nur die Lehrmeisterin der angehenden Götter der letzten fünfhundert Jahre, sondern selbst eine Fast-Unsterbliche: Xocehe, die Göttin der Heilkunde, die Göttin des achten Mondes. Wie mochte ihr Geburtsname gewesen sein? Er hatte ihn nie erfahren.
    »Einige der vierzehn Toxinacen kennst du«, sie wies mit der Hand auf die still daliegenden Priester. »Doch alle versammelt hast du noch nie gesehen.« Sie schritt auf einen der Männer zu und berührte ihn an der Schulter. Sofort erhob er sich. »Dies ist der erste Priester einer langen Ahnenreihe, die in dieser Welt für dich opfern wird. Geweihte Kräuter werden er und seine Nachkommen dir zu Ehren verbrennen, und der Duft wird zu dir auf den Berg steigen. So lange, bist du selbst in das Weiße Jenseits eingehst und der nächste Erwählte den Platz Tiques einnimmt.«
    Der Toxinac, ein kräftiger Mann in mittleren Jahren, lächelte scheu. Wie alle Priester war er in Jade gekleidet und trug eine Haube mit grün-schwarzen Federn, die seinen Kopf wie ein Rad umkränzten. Er kniete erneut und beugte sich vor, um Royias Füße zu küssen.
    »Ich fühle mich geehrt, dir für den Rest meines Daseins zu dienen«, sagte er, und er klang in der Tat glücklich darüber. »Wenn es dir recht ist.«
    Dass man vor ihm kniete, war Royia vertraut. Auf eine Ehrbezeugung dieser Art jedoch konnte er verzichten. Mit einer Geste erlaubte er ihm, sich zu erheben.
    »Herr, lass mich dich anbeten!« Der Priester sackte noch einmal nach vorne und zeigte ihm den von Federn umrahmten halbkahlen Hinterkopf.
    »Steh auf«, befahl Royia. »Wie ist dein Name?«
    »Ich bin ein Nichtswürdiger, du musst ihn nicht kennen. Aber erweise uns die Gunst, den Gott-Einen von uns zu grüßen.« Endlich presste der Toxinac die Hände auf den Boden, um sich hochzustemmen. Plötzlich riss er abwehrend die Arme hoch. »Nein!«
    Ein großer Schatten war von der Seite herangeflogen und prallte mit voller Wucht gegen Royia.
    Krrraeee! Nimm mich mit!
    Royia taumelte seitwärts und trat ins Leere. Die erschrockenen Rufe der Toxinacen verklangen in der Höhe, als er fiel.

    Aja war über ihm, ihre Krallen bohrten sich ihm in Brust und Bauch. Er warf die Arme um ihren Hals; wild flatterte sie mit den Flügeln. Um ihn rauschte das Blattwerk, als sie fielen. Bleib dicht am Stamm!, schrie er ihr in Gedanken zu, aber natürlich war sie viel zu aufgeregt, um ihn zu hören. Er machte sich lang, versuchte mit den Füßen den Stamm zu erreichen. Ajas Flügel schlugen gegen Äste und dämpften abrupt den Fall. Der Ruck löste seinen Griff; er trudelte allein am Stamm entlang. Endlich gelang es ihm, mit den Fußsohlen die Verbindung zu den lebenspendenden Adern des Baumes aufzunehmen. Seine Füße fanden Halt. Mit den Händen packte er einen kleineren Ast über sich.
    Dass man abstürzte, geschah hin und wieder. Hier jedoch, wo so nah am Berg die Bäume lichter wuchsen, war er so tief gefallen wie noch nie. Seltsam ruhig war es hier unten. In kniehohen Farnen raschelte irgendein Tier, doch kein Vogel war zu hören. Die spärlichen Streifen grünlichen Lichts machten diese Welt nur noch düsterer. Jene Welt, die kaum ein Mensch seines Stammes zu betreten wagte.
    Nur wenige Schritte den Baumstamm hinunter trennten Royia vom Waldboden. Allein der Gedanke, sie zurückzulegen und den Fuß auf den weichen Untergrund zu setzen, war schauderhaft. Dieser dunkle Boden war für einen seines Volkes nicht gemacht.
    »Aja«, rief er gedämpft. Dennoch klang seine Stimme hier unten unnatürlich laut. »Aja, wo bist du?«
    Hiiier.
    Sie hing an einem dicken Ast, Schnabel und Krallen in die Rinde gekrallt. Ihr Flattern erzeugte knallende Geräusche. Verunsichert vom Zwielicht der Tiefe, taumelte sie durch die Luft und landete dicht über ihm am Stamm.
    Bist du weh?
    Er schüttelte den Kopf. »Ich bin unverletzt. Hinauf mit dir, Aja. Und dann hältst du still! Was hast du dir dabei gedacht?«
    Sie antwortete mit einem verlegenen Klappern ihres

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