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Feuer der Götter: Roman (German Edition)

Feuer der Götter: Roman (German Edition)

Titel: Feuer der Götter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Simon
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dicker Anguaast hielt ihren Fall auf.
    »So«, sagte Royia, über den Mann gebeugt. »Jetzt sagst du mir, wer dir das gegeben hat.«
    »Bitte …«
    »Rede!«
    »Ich weiß es nicht! O Gott, bitte verbrenn mich nicht!«
    Der Körper unter ihm wurde steif; der Mann presste fest die Augen zusammen, als wolle er tatsächlich mit seinem Leben abschließen. Royia ließ ihn los. Mühelos stand er auf dem wippenden Ast; seine Füße waren fest mit den Lebensadern des Baumes verbunden. Der Fremde jedoch würde gleich fallen, wenn er nicht die Sohlen gegen die Rinde drückte oder sich wenigstens umdrehte und festhielt. »Ich tue dir nichts, nur … Aja, nicht schon wieder!«
    Das Axot prallte gegen Royias Brust. Aufgeregt rieb Aja den Schnabel an seiner Wange. Aja, geh doch zur Seite … nicht jetzt, Aja … nicht!
    Er ahnte, dass der Fremde die Gelegenheit genutzt hatte und geflohen war. Kein Rascheln der Blätter ringsum verriet, wo er sein mochte.
    »Aja! Ich sollte dich auf einen Spieß stecken und rösten und deine schönen Federn verkaufen.«
    Aja kicherte. Machst du nie.
    »Irgendwann mache ich es doch, hörst du?« Er kraulte ihren Hals. Nein, die Zeit von derlei Neckereien war vorbei.
    Die oben machen Lärm.
    Er lauschte, doch Gott oder nicht, sein Gehör war nicht das eines Axots. Es konnte nicht mehr lange dauern, bis die Toxinacen jemanden herunterschickten, um nach ihm zu sehen. Und diese eigenartige Botschaft? Das Kerbzeichenholz war verloren. Aber was sollte er auch mit solch verleumderischen Worten anfangen? Das Leben im Licht eine Lüge? Ha! Welch ein Unsinn!
    • • •
    Die Toxinacen lagen noch immer auf dem Boden, als er die Plattform betrat. In einem Winkel seines Kopfs hörte er Aja jammern. Er hatte sie zu den Priesterschülern zurückgebracht, denn er kannte sie gut genug, um zu wissen, dass sie die Zeremonie noch einmal stören würde. Die erneute Fesselung indes hatte ihm das Herz schwer gemacht. Aja, bald sind wir wieder beisammen. Hab keine Angst, keine Angst  …
    Sein Priester erhob sich. »Leg deinen Schurz ab, o mein Herr und Gott«, bat er, und als Royia ihn fallen gelassen hatte: »Und deine Waffe. Du warst der beste Jäger deines Stammes. Aber nun brauchst du sie nicht mehr.«
    Royia packte den Menschentöter auf seinem linken Arm, biss die Zähne zusammen und riss ihn mit einem Ruck ab.
    Der Toxinac steckte das unterarmlange Insekt in einen Käfig aus Lianengeflecht. Zwei andere kamen mit Schalen und Schwämmen und tupften die Wunde in Royias Ellbogenbeuge ab, wo es sich mit ihm verbunden hatte. Während Xocehe mit gefalteten Händen zusah und der Rest der Priesterschaft nun kniete, wuschen sie ihn und wickelten einen weißen, kostbaren Schurz um seine Hüften, mit aufgesetzten Steinen aus Jade, schwarzglänzendem Lavaglas und Federn. Sie kämmten sein schwarzes Haar und banden es im Nacken mit einer ledernen Schnur zusammen. Flache goldene Reife wurden über seine Oberarme gestreift und gesellten sich zu den Schmuckbändern aus schwarzer Lava und grünblau gesprenkeltem Tecminc-Stein, die er bereits trug – alles nur ein Abglanz der Pracht des Bergpalastes. Bei den Göttern, wie sollte er ihnen sagen, dass jemand gekommen war, um den Gott-Einen zu verleumden? Allein die Vorstellung, jetzt den Mund aufzutun, kam ihm absonderlich vor. Er konnte sich alles vorstellen: dass sie verwirrt waren, weinten, empört schimpften oder sogar lachten. Ja, Xocehe, ihr traute er zu, darüber zu lachen.
    Er blickte die von Moos und Flechten überwucherten Wände hinauf. Die Nebelschwaden tanzten in der aufkommenden Brise. Ein Axot jagte hoch oben einen Falken. Hoch oben. Ein Leben im Sonnenglanz.
    Nein, es gab nichts zu sagen.
    »Du warst tapfer, Royia.« Xocehe kam zu ihm, hob eine schmalgliedrige Hand und strich federleicht über das Feuerzeichen in seinem Gesicht. Ihre Fingerspitzen glitten hinab, über die Narben an den Schultern und den Armen. »Es war schlimm, was ich dir antat, nicht wahr?« Ihr Lächeln war wehmütig.
    »Es war schlimm.« Er erwiderte es.
    »Sei gewiss, wenn du dort oben bist, weißt du, wofür all die Qualen gut waren. So wie ich es einst erfahren habe.«
    Im Ausschnitt ihres steifen Gewandes waren einige Narben erkennbar. Trotz aller Sorgfalt hatte sich einst ein Schnitt auf ihrer Brust entzündet, und sie war ihr abgenommen worden, bei vollem Bewusstsein. Was waren dagegen seine Qualen gewesen? Also hatte sie stets nur unbeeindruckt geplaudert oder gelacht, wenn er ihren

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