Feuer der Unschuld
gehabt haben. Schließlich liebte er sie ja nicht. Aber er war unglaublich zärtlich gewesen.
Als sie an diesem Morgen aufgewacht war, hatte er sich bereits auf den Weg zum Büro gemacht. Sie hatte verschlafen – noch so ein Grund, warum sie glaubte, schwanger zu sein. In der letzten Zeit wurde sie häufig von einer bleiernen Müdigkeit befallen.
Devon hatte sich ihr gegenüber tadellos und freundlich verhalten. Genau das, was sie nicht wollte: seine Freundlichkeit. Sie wollte nicht, dass er sich um sie sorgte, bloß weil er ihr das Herz gebrochen hatte. Sie wollte seine Liebe.
Vielleicht war es doch besser, den Gedanken an eine mögliche Schwangerschaft ruhen zu lassen. Schließlich war sie schon durcheinander genug.
Gemeinsam mit Devon stieg ihr Vater auf ein niedriges Podest. Ihre Mom stand – so wie immer – an der Seite ihres Mannes. Devon hatte Ashley nicht gebeten, sich neben ihn zu stellen. Sie sollte dort bleiben, wo sie gerade stand. Weit weg von ihm. Ashley war sich nicht sicher, ob das etwas zu bedeuten hatte. Ihr Ego war mittlerweile so angeschlagen, dass jede kleinste Vermutung ihr Selbstmitleid ankurbelte.
Ihr Vater sprach etwa eine halbe Stunde, gab Erinnerungen zum Besten, dankte seiner Familie und seinen Mitarbeitern. Als er ihren Namen erwähnte und sie väterlich anlächelte, lächelte Ashley ebenfalls bescheiden. Dann verkündete er, dass er zurücktreten werde und Devon die Leitung seines Unternehmens übergäbe.
Überraschtes Gemurmel erklang hier und da. Andere wiederum nickten wohlwollend. Dann bemerkte Ashley, dass die meisten Gäste in ihre Richtung blickten und sie wissend anlächelten.
Ihr Lächeln verschwand allmählich. Die Welt um sie herum schien einen Aha-Moment zu erleben und sagen zu wollen: „Jetzt haben wir verstanden.“ Anders als sie selbst.
Hilflos blickte sie sich um, suchte nach einem Fluchtweg, doch sie war umringt von Gästen, die sie anstarrten. Oder zwischen ihr und Devon hin- und hersahen. Mit so verdammt wissenden Gesichtern. Einige Frauen schmunzelten sogar verstohlen.
Es war der schlimmste Abend ihres Lebens. Er war sogar noch schlimmer als ihre Hochzeitsnacht.
Devon fand sich plötzlich von Menschen umringt, die ihm gratulierten. Familienmitglieder, Firmenkollegen. Einigen von ihnen war die Irritation deutlich anzusehen. Aber das war zu erwarten gewesen. Jede Veränderung ging auch immer mit Furcht davor einher.
Doch an diesem Abend würde Devon seinen Erfolg gebührend feiern. Vor der Party hatte er sich William geschnappt, um ihm mitzuteilen, dass Copeland Ashleys Tierheim unterstützen wollte.
William war zuerst dagegen gewesen, doch als Devon ihm versichert hatte, dass er ansonsten nicht die Unternehmensleitung übernehmen würde, hatte er keine andere Wahl gehabt und zugestimmt. Devon würde die Zukunft des Heims mit einer jährlichen Spende sichern, denn er wollte nicht, dass Ashley vor Gram weitere Tränen vergoss.
Jetzt musste Devon die guten Neuigkeiten nur noch Ashley mitteilen. Vermutlich war es am besten, es direkt nach der Party zu tun. Und danach würden sie sich bis zur Besinnungslosigkeit lieben.
Der Gedanke beflügelte ihn. Dann sah er, dass Cameron auf ihn zukam. Als sein Freund neben ihn trat, schlug Devon ihm freundschaftlich auf die Schulter und grinste. „Wir haben’s geschafft, Kumpel. Copeland ist unser!“
Cameron teilte seine Freude nicht. Er wirkte wütend und schaute über Devons Schulter hinweg quer durch den Raum. „Was hast du ihr angetan, Devon?“
Devon sah sich suchend um. „Entschuldige bitte?“ Er blickte in die Richtung, in die Cameron starrte. Doch da war nur Ashley, die immer noch am Rand der Tanzfläche stand, wo er sie zurückgelassen hatte.
Kopfschüttelnd funkelte Cameron seinen Freund an. „Du bemerkst es nicht einmal, oder?“
Devon kniff die Augen zusammen. „Worüber zum Teufel redest du?“
Cameron gab einen empörten Laut von sich. „Sieh sie dir doch nur einmal an, Dev.“
Wieder sah Devon zu Ashley hinüber.
„Sieh hin, Dev. Sieh einfach lang genug hin.“
Devon kämpfte gegen eine leichte Unsicherheit an. Gerade wollte er Cameron sagen, er solle sich zum Teufel scheren, als Ashley sich die Stirn rieb. Schlagartig begriff er, was Cameron meinte.
Sie war leichenblass und sah unglücklich aus. Müde, verletzlich. Sie wirkte … verändert. Gar nicht mehr wie die quirlige und strahlende Frau, die er geheiratet hatte.
Er stutzte. „Vermutlich hat sie wieder
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