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Feuer (German Edition)

Feuer (German Edition)

Titel: Feuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele d'Annunzio
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Frieden« – sagte die Frau. – »Meinst du nicht, Stelio? Ein großer Frieden lag auf seinem Gesicht und in seiner Stimme. Beobachte auch seinen Schritt.«
    Ein Streifen Sonne und ein Streifen Schatten glitten abwechselnd über seine Tonsur und seine Kutte.
    »Er hat mir einen Splitter der Pinie geschenkt« – sagte Stelio. – »Ich will ihn Sofia schicken, die den helligen Franziskus verehrt. Hier ist er. Er hat keinen Harzgeruch mehr.«

    Sie küßte die Reliquie für Sofia. Die Lippen der guten Schwester würden an derselben Stelle ruhen, wo die ihren geruht hatten.
    »Schicke ihn ihr.«
    Sie gingen eine Weile schweigend, gesenkten Hauptes, in den Spuren des zum Frieden eingekehrten Mannes, unter den mit Zapfen schwer beladenen Zypressen dem Landungsplatze zuschreitend.
    »Hast du nicht den Wunsch, sie wiederzusehen?« – fragte mit schüchternem Beben die Foscarina den Freund.
    »Ich wünschte es lebhaft.«
    »Und deine Mutter...«
    »Ja; mein Herz zieht mich zu ihr, die mich täglich erwartet.«
    »Und wirst du nicht heimkehren?«
    »Doch; ich werde vielleicht heimkehren.«
    »Wann?«
    »Ich weiß es noch nicht. Aber ich sehne mich danach, die Mutter und Sofia wiederzusehen. Ich sehne mich sehr danach, Foscarina.«
    »Und warum gehst du nicht? Was hält dich zurück?«
    Er ergriff ihre am Körper schlaff herunterhängende Hand. So gingen sie weiter. Wie die schräge Sonne ihre rechte Wange beschien, so sahen sie auf dem Gras ihre vereinigten Schatten vorwärts schreiten.
    »Als du vorher von den Umbrischen Hügeln sprachst« – sagte die Frau – »dachtest du vielleicht an die Hügel deiner Heimat. Dieses Bild der beschnittenen Olivenbäume war nicht neu für mich. Ich erinnere mich, daß du mir eines Tages von diesem Beschneiden der Bäume erzählt hast ... Bei keiner anderen Tätigkeit hat der Landmann so tief den Sinn des stummen Lebens, das im Baume waltet, vor Augen. Wenn er so vor dem Birnbaum, oder dem Apfel-, oder dem Pfirsichbaum steht mit dem Messer oder der Schere, die die Kräfte erhöhen oder auch den Tod verursachen können, dann bricht sich die wahrhaft geniale Divinationsgabe Bahn, die seine Erfahrung in dem täglichen Verkehr mit der Erde und mit dem Himmel erworben hat. Der Baum ist in seinem empfindlichsten Stadium, wenn seine Kräfte erwachen und in die schwellenden, zum Öffnen bereiten Knospen strömen. Mit seinem gewalttätigen Eisen soll der Mensch in dem geheimnisvollen Aufsteigen der Säfte das Gleichgewicht regulieren! Der Baum steht vor ihm, noch unberührt, weiß nichts von Hesiod und von Vergil, einzig damit beschäftigt, seine Blüten und seine Früchte hervorzubringen; und jeder Zweig in der Luft ist so lebendig wie die Pulsader am Arme des Landmannes. Welchen wird der Schnitt treffen? Und wird der Saft die Wunde heilen? ... So sprachst du eines Tages zu mir von deinem Obstgarten. Ich erinnere mich wohl. Du sagtest mir, man müßte alle Verwundungen nach Norden wenden, damit die Sonne sie nicht sähe ...«
    Sie sprach wie an jenem fernen Novemberabend, als der junge Mann durch den großen Sturm keuchend zu ihr gekommen war, nachdem er den Helden getragen hatte.
    Er lächelte. Und ließ sich von der teuren Hand fortziehen. Und er sog den Duft des blühenden Zweiges ein, der nach säuerlicher Milch roch.
    »Es ist wahr« – sagte er. – »Und Láimo, der die Salbe des San Fiadrius zubereitete und sie in dem Steintrog zerrieb, und Sofia, die ihm starke Leinwand brachte, um nach der Einreibung die größten Wunden zu verbinden ...«
    Er sah vor sich den Knecht, der kniend in dem steinernen Troge Ochsenmist, Tonerde und Gerstenhülsen nach den Regeln uralter Weisheit durcheinandermischte. »Aber binnen zehn Tagen« – fügte er hinzu – »wird der ganze Hügel, vom Meere aus gesehen, wie eine frische, rosenfarbene Wolke sein. Sofia hat mir geschrieben, um mich daran zu erinnern ... Ist sie dir nicht wieder erschienen?«
    »Heute ist sie mitten unter uns.«
    »Jetzt lehnt sie am Fenster und sieht auf das sich purpurn färbende Meer, und die Mutter steht bei ihr am Fensterbrett, und sie sagt: ›Wer weiß, ob Stelio nicht auf jenem Schnellsegler ist, der dort vor der Bucht kreuzt und auf günstigen Wind wartet! Er hat mir versprochen, ganz unvermutet, auf dem Seeweg, auf einem Segelschiff heimzukehren.‹ Und das Herz tut ihr weh.«
    »Ach, warum betrügst du sie?«
    »Ja, es ist wahr, Fosca. Ich kann monate- und monatelang fern von ihnen leben und fühle mein Leben völlig

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