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Feuer (German Edition)

Feuer (German Edition)

Titel: Feuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele d'Annunzio
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von Stumpfsinnigen vollgepfropften Theater, die für eine Stunde ihre auf den grausamen Kampf ums Geld gerichteten Willenskräfte flüchtig ausspannen wollen. Und sie sah ihr Bild und ihren Namen auf Mauern, die durch den Aussatz schmutziger Plakate befleckt waren, auf Anzeigen, die von heruntergekommenen Packträgern durch die Stadt getragen wurden, auf den Gerüsten von Neubauten, an den Wagenfenstern der öffentlichen Fuhrwerke, hoch oben und tief unten, allüberall.
    »Sieh her! Nimm! Ein Mandelzweig! Der Mandelbaum im Klostergarten, im zweiten Hof, dicht bei der Grotte der heiligen Pinie, steht in Blüte. Und du hast es gewußt!«
    Ihr Freund kam angelaufen, lustig wie ein Kind, vom lächelnden Kapuziner, der ein Thymiansträußchen trug, gefolgt.
    »Sieh das Wunder! Nimm!«
    Zitternd nahm sie den Zweig, und Tränen verschleierten ihren Blick.
    »Du hast es gewußt!«
    Er entdeckte zwischen ihren Wimpern einen feuchten Schimmer, etwas Silbriges, Zartes, eine glänzende und gleitende Feuchtigkeit, durch die das Weiße des Augapfels an ein Blumenblatt erinnerte. An dem ganzen liebenden Weibe liebte er in diesem Augenblicke mit hingebender Glut die zarten Linien, die sich von den Augen nach den Schläfen hinzogen, und die kleinen dunklen Adern, die die Augenlider veilchengleich erscheinen ließen, und das Oval der Wangen, und das abgezehrte Kinn, und all das, was nie wieder aufblühen konnte, alles, was Schatten war auf diesem leidenschaftdurchwühlten Gesicht.
    »Ach, Pater« – sagte sie mit heiterem Gesicht, ihre Angst verbergend – »wird nicht Christi Armer im Paradiese weinen um diesen entwendeten Zweig?«
    Der Pater lächelte mit seiner Nachsicht.
    »Als dieser gute Herr« – erwiderte er – »den Baum erblickte, hat er mir keine Zeit gelassen, den Mund aufzutun. Er hatte den Zweig schon in der Hand, und mir blieb nichts übrig, als Amen zu sagen. Aber der Mandelbaum ist reich.«
    Er war friedlich und freundlich, mit einem Kranz noch fast völlig schwarzer Haare um die Tonsur, mit feinem, olivfarbenem Gesicht und zwei großen, rötlichbraunen Augen, die klar wie Topase leuchteten.
    »Hier ist duftender Thymian« – fügte er hinzu, sein Sträußchen überreichend.
    Ein Chor jugendlicher Stimmen ließ sich hören, die ein Responsorium sangen.
    »Es sind die Novizen. Wir haben ihrer fünfzehn.«
    Und er begleitete die Besucher auf die Wiese, die sich hinter dem Kloster ausbreitete. Auf dem Damm stehend, zu Füßen einer durch den Blitz gespaltenen Zypresse, zeigte der wohlmeinende Franziskaner mit einer Bewegung die fruchtbaren Inseln, pries ihren Reichtum, zählte die Fruchtarten auf, lobte die nach den verschiedenen Jahreszeiten wohlschmeckendsten und deutete mit dem Finger auf die Barken, die mit jungen Gemüsen nach dem Rialto segelten.
    »Sei gelobt, mein Herr Gott, für unsere Mutter Erde!« – sagte die Frau mit dem blühenden Zweig.
    Der Franziskaner war empfänglich für die Schönheit dieser weiblichen Stimme. Er schwieg.
    Hohe Zypressen umstanden die fromme Wiese; und vier davon, die altehrwürdigsten, trugen die Spuren des Blitzes, ohne Kronen und ohne Mark. Unbeweglich standen die Wipfel, die einzigen, ragenden Formen in der langgestreckten Fläche der Erde und des Wassers, die mit der Linie des Horizontes zusammenflossen. Nicht der leiseste Windhauch kräuselte den unendlichen Spiegel. Die Algen am Meeresgrund schimmerten herauf wie leuchtende Schätze; das Schilfrohr glänzte wie von Bernstein; der angespülte Sand schillerte wie Perlmutter; der Schlamm sah aus wie opalisierende, weiche Quallen. Ein tiefer Zauber lag beseligend wie ein Entrücktsein über der Einsamkeit. Die Melodie der beschwingten Kreaturen ertönte zwar noch aus unsichtbaren Höhen, schien sich aber endlich in dem heiligen Schweigen beruhigen zu wollen.
    »Zu dieser Stunde« – sprach der, der den klösterlichen Mandelbaum beraubt hatte – »hat auf den Umbrischen Hügeln jeder Olivenbaum zu seinen Füßen, wie eine dort niedergelegte Beute, sein Bündel geschnittener Zweige und scheint darum um so süßer; denn das Bündel birgt die beste Kraft der gewundenen Wurzeln. Und der heilige Franziskus fliegt mitten durch die Luft und besänftigt mit seinem Finger den Schmerz in den Wunden, die das scharfe Messer geschnitten.«
    Der Kapuziner bekreuzte sich und nahm Abschied.
    »Gelobt sei Jesus Christus!«
    Die Gäste sahen ihn sich über die kleine Wiese entfernen, auf die die Zypressen lange Schatten warfen.
    »Er hat den

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