Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuer: Roman (German Edition)

Feuer: Roman (German Edition)

Titel: Feuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
feststellte, als er mit den Fingern darüber fuhr und an einem scharfkantigen Vorsprung hängen blieb. Daneben schien Farbe abgesplittert zu sein, zumindest fühlte es sich so an, rau und uneben und so unangenehm an den Fingerkuppen, dass er fürchten musste, sie sich aufzureißen. Das war ganz offensichtlich nicht der Eingang zu einem Bürogebäude gewesen, sondern eher zu einer Werkhalle oder Fabrikationsstraße. Wills Unbehagen wuchs.
    Endlich hatte er die Klinke gefunden. Er musste alle Kraft aufwenden, um sie nach unten zu drücken. Die Klinke quietschte, doch sosehr er auch an ihr zerrte, die Tür ließ sich nicht bewegen.
    »Das gibt's doch gar nicht«, murmelte Will.
    Wenn er ein Feuerzeug dabeigehabt hätte – was sonst eigentlich immer der Fall war –, hätte er sich das Ganze etwas genauer anschauen können. Doch so war er auf seinen Tastsinn angewiesen. Und der verriet ihm, dass hier etwas nicht stimmte. Zu allem Überfluss fing es wieder an zu nieseln.
    Es blieb ihm wohl nichts anderes übrig, als zum Wagen zurückzukehren und die Scheinwerfer auf das Gebäude zu richten. Als er hier angekommen war, hatte er nur den sehr flüchtigen Eindruck von alten Hallen gehabt, bei denen die teilweise leeren Fensterhöhlen mit massiven, mittlerweile aber bereits unansehnlich gewordenen Brettern zugenagelt worden waren, ein heruntergekommener Industriekomplex, der so fremdartig wirkte, als wäre er die Kulisse für einen bizarren Science-Fiction-Film. Es lag wohl an der ungesunden Mischung aus Anspannung und Müdigkeit, dass er versäumt hatte, die Anlage etwas genauer in Augenschein zu nehmen.
    Entschlossen drehte er sich um und ging auf den Wagen zu. Irgendwo weiter hinten schnitt der schwache Kegel eines Autoscheinwerfers über den Hof, als jemand auf der Autobahn Fernlicht einschaltete. Am Rande des Lichtscheins, der sich in tausend funkelnden Facetten auf dem nassen, kiesübersäten Asphalt des Hofs widerspiegelte, war etwas, eine huschende Bewegung, die auf die gegenüberliegende Seite des Komplexes zuhielt. Will hielt mitten im Schritt inne. Er war nicht ganz sicher, ob das ein Mensch gewesen war; für die Sorte Tiere, die man hier erwarten konnte, streunende Katzen oder vielleicht auch Hunde, war es aber eindeutig zu groß. Wer trieb sich hier herum?
    Wills Hand krampfte sich um den Griff des Elektroschockers, ohne die Waffe allerdings hervorzuziehen. All das hier gefiel ihm nicht. Und schon gar nicht gefiel es ihm, dass die Tür der alten Fabrik fest verschlossen war und dass sich hier jemand herumtrieb, der sich alle Mühe gab, nicht von ihm gesehen zu werden.
    Georg und seine Handlanger hatten keinen Grund, sich vor ihm zu verstecken. Es konnte natürlich auch sein, dass sich hier ein paar Jugendliche oder Obdachlose herumtrieben, die er aufgeschreckt hatte, doch daran zweifelte er. Eine solche Nachlässigkeit passte nicht zu Georg; er hatte mit Sicherheit dafür gesorgt, dass ihr Treffen ungestört stattfand.
    Und wenn es nun Duffy war?
    Will hatte es plötzlich eilig, zum Auto zurückzukommen. Mit zitternden Fingern holte er den Schlüssel hervor. Duffy war immer wieder für eine Überraschung gut. In dieser Nacht war sie schon einmal eingesperrt gewesen und entkommen, und wenn er Martina richtig verstanden hatte, war ihr dieses Kunststück nicht zum ersten Mal gelungen. Es konnte also durchaus sein, dass sie auch Georg entkommen war – und sich nun auf diesem Fabrikgelände herumtrieb, vielleicht auf der Flucht vor ihm, weil sie ihn nicht erkannt hatte.
    Als er den Jaguar aufschloss, glaubte er hinter sich das Geräusch schneller, fast trippelnder Schritte zu hören. Er erstarrte mitten in der Bewegung und drehte sich dann langsam um. Natürlich war da nichts, zumindest nichts, was er im Dunklen erkennen konnte, und doch … seine Fantasie gaukelte ihm am Rande des Geländes, in der Nähe des Tores, eine schattenhafte Bewegung vor, kaum mehr als ein Huschen, vielleicht ein Lichtreflex auf dem regennassen Boden, vielleicht aber auch etwas anderes … Seine Finger krampften sich um das kalte Metall des Schlüssels, und dann hatte er es plötzlich eilig, die Tür des Jaguars aufzureißen und sich in den Fahrersitz zu werfen. Da ist nichts, hämmerte es in seinen Gedanken, aber was sein Verstand ihm einzureden versuchte, interessierte sein Gefühl einen Dreck; er war kaum in der Lage, das Kupplungspedal tief genug durchzudrücken, um den ersten Gang einzulegen, nachdem er den Motor gestartet hatte.
    Der

Weitere Kostenlose Bücher