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Feuer: Roman (German Edition)

Feuer: Roman (German Edition)

Titel: Feuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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heimzuzahlen, was er selbst eingesteckt hatte?
    Das rechte Rad des Jaguars kam vom Weg ab und schleuderte eine Schlammfontäne über den Kotflügel. Recht so. Nur schade, dass hier nicht auch noch Schweinemist lag, durch den er den Wagen jagen konnte, bevor er ihn Georg zurückgab.
    Als Will begriff, was er da dachte, lachte er heiser auf. Die Müdigkeit machte ihm jetzt, kurz vor Sonnenaufgang, doch mehr zu schaffen, als er geglaubt hatte. Er musste aufpassen, dass er nicht irgendeinen Unsinn machte, nur weil sich die Gedanken in seinem Kopf zu verwirren begannen wie ein Schwarm aufgescheuchter Hornissen.
    Es waren nur noch ein paar Meter, bis er die Stelle erreichte, an der er die Tasche abstellen sollte. Zumindest vermutete er das, denn hier endete der massive Metallzaun und machte einer kleinen Einbuchtung Platz, bevor ein Maschendrahtzaun das restliche Gelände umgab. Will ließ den Jaguar ausrollen, zog die Handbremse an und öffnete dann die Tür. Einen Moment zögerte er, denn direkt vor ihm befand sich eine große Pfütze, in die der Nieselregen mit unerwarteter Heftigkeit fiel. Doch dann zuckte er mit den Achseln und stieg aus. Augenblicklich sank er ein Stück in den Schlamm ein, und kaltes Wasser schwappte von oben in seine Schuhe. Pech für den Jaguar, in den er gleich wieder steigen würde, sobald er die schmale Ledertasche an dem Pfosten eingehakt hatte, so wie Georg ihn angewiesen hatte.
    Er umrundete den Wagen, die Tasche eng an sich gepresst. Irgendwie fürchtete er, sie könne ihm im letzten Moment entgleiten und in den Schlamm fallen.
    Er war kaum um den Wagen herum, als Georg sagte: »Du siehst schlecht aus, Will.«

Kapitel 28
    Will erstarrte mitten in der Bewegung. Obwohl er vermutlich nicht länger als ein paar Sekundenbruchteile so stehen blieb, kam es ihm wie eine halbe Ewigkeit vor, bevor er den Kopf wandte und sich nach Georg umsah. Er entdeckte ihn nicht, zumindest nicht dort, wo seine Stimme hergekommen war, nämlich an der Nahtstelle zwischen Metallzaun und Maschendrahtzaun. Aber auch als er sich langsam einmal um die Achse drehte, sah er niemanden.
    »Du siehst aus, als ob du auf etwas wartest«, höhnte Georg.
    »Ja«, sagte Will ärgerlich. Diesmal hatte er genauer mitbekommen, wo die Stimme herkam: genau von dem Pfahl, an dem er die Tasche einhängen sollte. Und dort steckte etwas, ein kleines, schwarzes Gerät, in der dunklen Nacht nur mit viel Fantasie zu erkennen. »Ich warte darauf, dass du zu deinem Wort stehst.«
    Georg lachte. Erst jetzt fiel Will auf, dass seine Stimme eng und blechern und keineswegs natürlich klang. Er fragte sich, was das für ein komische Art von Handy war, über das Georg da mit ihm kommunizierte.
    Bereits als er nach dem Gerät griff und die massive Stummelantenne am oberen Rand bemerkte, wurde ihm klar, dass das kein Handy, sondern ein Funkgerät war. Außerdem war da noch etwas mit einem breiten Stück schwarzen Isolierbands festgeklebt, wahrscheinlich eine Art Wanze, mit der Georg alle Umgebungsgeräusche hören konnte, ohne dass man die Sprechtaste des Funkgeräts drücken musste. Langsam reichte es ihm. Wenn Georg das Geld haben wollte, das er bei sich trug, hätte er es weiß Gott einfacher haben können.
    »Ja?«, schnappte er, nachdem er sich umgedreht, die Ledertasche auf die Kühlerhaube abgelegt und das Funkgerät ans Ohr gepresst hatte. Seine Augen versuchten das dunkle Gelände vor ihm zu durchdringen, aber er sah nicht mehr als ein paar dunkle Schatten und den kaum wahrnehmbaren Widerschein eines Schildes, das im Wind schwang. Er hatte keine Ahnung, wie groß die Reichweite von Georgs kombinierter Funkapparatur war, aber wahrscheinlich etliche Kilometer. Doch Georg hatte ihn kommen sehen, und das bedeutete, dass er nicht weit entfernt sein konnte, selbst wenn er ein nachtsichttaugliches Fernglas einsetzen sollte.
    »Du klingst gereizt«, sagte Georg ruhig.
    Will schloss abermals die Augen und atmete tief aus. Er war absolut nicht in der Stimmung für irgendwelche blöden Spielchen. Wenn es nicht um Duffy gegangen wäre, hätte er das Georg auch deutlich klar gemacht, egal, was dann die Folgen gewesen wären. Aber so begnügte er sich mit der kleinen Kunstpause, bevor er fortfuhr: »Ich dachte, du hättest deinen Jaguar gerne unbeschadet wieder. Warum lässt du mich dann durch die größten Matschpfützen jenseits der Rheinwiesen fahren?«
    »Immer noch der gleiche Witzbold, was?«, fragte Georg. »Aber gut, dass du mich darauf aufmerksam

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