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Feueraugen III. Das Schloss

Feueraugen III. Das Schloss

Titel: Feueraugen III. Das Schloss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Zeram
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wieder!' jammert Zeramov in sich hinein, während er Cassius' rasches Vorankommen verfolgt. 'Was wird uns da drüben erwarten? Seit Du mir die Handlung aus der Hand genommen hast, stehe ich so ratlos in dieser Geschichte herum. Ich weiß überhaupt nicht mehr, was ich denken soll! Es ist einfach lächerlich, wie Du mich behandelst!'
    ('Oh, keine Panik, alter Freund! Ich bin genauso ratlos wie du!')
    'Was soll denn das heißen?'
    ('Wenn Du glaubst, dass ich mir hier noch etwas ausdenke, dann irrst Du. Die Handlung ist mir längst genauso entglitten wie dir. Ich nehme mir dauernd vor, die Dinge wieder auf ein Ziel zuzutreiben - aber wenn ich mir das Geschriebene durchlese, dann könnte ich mir die Augen zuhalten. Jedes Kapitel wird völlig anders als erwartet ... als geplant. Es scheint, dass ich mich immer weiter von meinem ursprünglichen Romanplan entferne! Immerhin sagt mir eine innere Stimme, dass die Handlung von selbst dorthin zieht, wo sie hin muss. Ich kann mich jetzt nicht mehr einmischen und muss mich darauf verlassen, dass mir meine Inspiration keinen Streich spielt - wenn man's so nennen will.')
    'Ich verstehe kein Wort!' knurrt Zeramov in sich hinein.
    ('Das ist Dein Problem! Auf Deine Sorgen kann ich im Augenblick keine Rücksicht nehmen. Du hast Dir das wahrscheinlich alles sehr viel einfacher, reibungsloser vorgestellt, wie? Oh, ich auch! Mein ursprünglicher Plan wäre vielleicht noch fantastischer gewesen, aber mit Sicherheit in sich durchschaubarer! Wir sitzen sozusagen im gleichen Boot, mein Bester ... hilflos!
    So, und jetzt nerve mich nicht! Klettere rüber zu den anderen und wart's ab. Ich muss mich genauso gedulden. Eine unbegreifliche Intuition diktiert mir bestimmt irgendeine wunderbare Auflösung aller Rätsel in die Finger!')
    "Da bin ich ja mal gespannt!"
    Zeramov lässt sich unter die Brücke gleiten und hantelt sich an der Eisenstange voran. Gerade hat er die Hälfte der Strecke hinter sich gebracht, da bemerkt er, wie sich die Zugbrücke plötzlich bewegt. Langsam wird sie hochgezogen.
    "Schnell! Lassen sie sich an dem Stab herunterrutschen. Wir ziehen sie rein!" ruft ihm Kalfater zu, dessen Kopf weiter unten aus der Fensterluke schaut.
    "Verdammt ... meine Finger sind so klamm, dass ich nicht weiterkomm'!" schreit Zeramov plötzlich in panischer Angst auf. Unter sich sieht er den gähnenden Abgrund. Mit einem Mal verwandelt sich der schäumende Wildbach in der Tiefe in einen kochenden, dampfenden Blutstrom - den Blutbach aus dem Traum des Doktors.
    Irgendwie gleitet er dann an der Stange herab. Seine schmerzenden Finger können den Eisenstab kaum mehr halten. Endlich hat er fast das Ende erreicht, da kracht die Zugbrücke mit einem Schlag wieder herunter. Zeramov verliert die Nerven. Er fühlt, wie sein linker Fuß die Luke erreicht, aber ein Brennen in allen Fingern zwingt ihn dazu, die Stange loszulassen ...
    ... er fällt ... und fällt ...
    … schlägt hart auf spitze Felsen ...
    … fällt und rollt über den steilen Abhang in die Tiefe ...
    … fällt schließlich nicht mehr, sondern erkennt, dass ihn seine Fantasie bereits zerschellen hat lassen ...
    … zertrümmerter Leib auf Kalkfelsen …
    … Schmerz für einen kurzen, Ewigkeiten währenden Augenblick …
    … ohne die Möglichkeit, das Geschehene rückgängig zu machen ...
    … zertrümmert ...
    … gestürzt ...
    ... abgestürzt!
     
    Dort unten auf einem Felsen über dem blutigen Wildbach sieht er tatsächlich seinen zerschmetterten Leib - einen zerschlagenen Körper, der sein Blut über kreideweißes Gestein pumpt.
    'Ich bin tot!' brüllt es innerlich in ihm auf und er möchte auch ganz und gar sterben - nicht nur sein Leib soll zerschellt sein, auch seine Seele, sein Ich, sein Unterbewusstsein, sein Bewusstsein, seine Identität ... alles wünscht er fluchend zum Teufel.
    Da lacht eine grausame, hallende Stimme - so wild und donnernd, so überirdisch und unmenschlich, wie er es nie zuvor gehört hat.
    "Ich bin in der Hölle ... Bravo!" Zeramov heult vor Wut.
    Das Lachen hat auch die Baldwinschen schwer zerrüttet. Kalfater ist in seinem Schrecken fast schwach geworden und für einen Augenblick hat er geglaubt, Zeramovs Fuß loslassen zu müssen. Aber er schafft es und klammert beide Hände um den Knöchel des mit dem Kopf nach unten hängenden Drehbuchautors, den sie alle laut winseln und zwischendurch sogar fluchen hören.
    "Das hast Du mir eingebrockt, Du Schwein! Tot ... als ob ich das verdient hätte! Die ganze

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