Feueraugen III. Das Schloss
Augen des Schicksals!
-10- Höllenfeuer
"Gott der Gerechte ... steh'n s' doch auf, Herr Zeramov!" schreit Dr. Glücklich. "Wann s' liegen bleiben, dann tun s' noch verbrennen!"
Baldwins Mannschaft und die beiden Alten fliehen vor der Feuersbrunst. Der ganze Saal ist zu einer Feuerhölle geworden. An den Wänden züngeln die Flammen empor und fressen sich über kostbare Gobelins, Vorhänge und Gemälde hinweg hinauf zur Galerie, um die Eindringlinge zu verschlingen, die sich in dieses Reich der losen Formen und festen Gefüge gewagt haben.
Sie fliehen von der Galerie zurück in den Gang hinaus, doch in ihrer panischen Angst verfehlen Kalfater und Caulk -beide- den 'Geheimgang', der sie sicher aus dem Schloss bringen sollte. Krachend bricht plötzlich ein schwerer Balken aus der Decke und bleibt brennend vor ihnen liegen. Ein zweiter Balken schlägt mitten unter die Entsetzten.
"Verdammt ... die beiden Alten und den Krämer hat's erwischt!" ruft Rodolphe aus und treibt seine Kameraden jetzt zur Eile an. "Los, macht, dass ihr wegkommt. Wenn das hier alles Feuer fängt, werden wir alle gegrillt!"
Kurz darauf aber stellt sich schon heraus, dass Rodolphe den Weg aus dem Schloss nicht findet. Der Signore versucht die Führung zu übernehmen und weist in einen Gang, der über eine Treppe zu erreichen ist.
Wenig später stehen sie unvermittelt im Schlosspark und staunen über dichten Schneefall. Rings um sie brennt das Schloss - der Park wirkt wie ein Ruhepunkt. Rot flackert der Schein der Flammen auf jungfräulichem Schnee.
Beängstigend findet Michel die Tatsache, dass sie von überall her Rufe hören können - so als ob viele Menschen im Schloss durch die Flammen eingeschlossen worden wären.
Nacheinander legen sie schließlich ihre Pelzmäntel ab, denn die Funken, die der Feuerbrand auf sie niederstreut, drohen sie alle zu verbrennen. Der Schneefall erreicht eine unvorstellbare Dichte - doch genauso verstärken sich die Rauchschwaden, die aus dem Schloss in den Park dringen.
"Wir müssen hier weg!" entscheidet X und führt die Mannschaft in eine andere Richtung davon.
Als ihnen auffällt, dass Rodolphe nicht mehr bei ihnen ist, haben sie bereits keine Hoffnung mehr, den tapferen Kulissenfachmann wieder zu finden. Dichter Qualm nimmt ihnen jede Sicht, und wenn X nicht gegen ein Gitter geprallt wäre, hätten sie überhaupt keinen Fluchtweg aus der Gefahrenzone gefunden.
Jetzt aber stürmen sie in den Gang, durch den sie in das Schloss gekommen sind - wie sie meinen. Es stellt sich aber rasch heraus, dass sie über eine schier endlos lange Treppe nach oben steigen müssen und wie sie im Wehrgang ankommen, wissen sie alle, dass sie den falschen Weg genommen haben.
Über diesen Wehrgang könnten sie vielleicht den rettenden Geheimgang finden - meint jedenfalls der Signore. Doch sie schrecken zurück, denn der Wehrgang liegt wie ein Feuerrohr vor ihnen.
Da winkt ihnen irgendwo in dem knisternden, wilden Feuerbrand eine Gestalt zu.
"Seht! - Rodolphe ist durchgekommen! Los, Kinder, wir schaffen es auch!" ruft Baldwin aus und rennt los.
Wasser trifft einige von ihnen und immer wieder bemerken sie, dass die Gestalt, die sie gesehen haben, Wasser in ihre Richtung spritzt. Funken stieben um sie herum und wie donnernde Blitze erschüttert es die Erde unter ihnen, wie sie dahineilen, um endlich mit ihrem Retter zusammenzutreffen.
"Schnell, das Haus stürzt gleich zusammen! Ihr könnt nichts mehr retten!" ruft ihnen ein Mann zu, der plötzlich aufgetaucht ist. Er hat einen Schlauch zwischen den Armen und bespritzt damit den Gang, in dem sie alle noch stehen.
"Danke, Kamerad!" Ricci reicht dem Mann mit dem Feuerwehrhelm die Hand und eilt dann sofort weiter. Die anderen folgen ihm widerspruchslos nach.
"Vorsicht, da kommt wieder ein Balken!" ruft ein anderer Feuerwehrmann und die Baldwinschen haben einige Mühe, sich durch prasselnden Funkenregen ins Freie zu retten.
Ein harter Wasserstrahl deckt ihren Fluchtweg so gut ab, dass sie endlich alle unversehrt die Hauptstraße erreichen.
"Sind noch welche drin?" erkundigt sich Michel bei einem Feuerwehrmann, der ebenfalls seinen Schlauch auf die brennende Herberge gerichtet hält.
"Wenn ja, dann haben die keine Chance mehr!" erklärt der.
"Heh, stell' doch die Pumpe ab! Das hat einfach keinen Sinn! Gegen das Feuer kommen wir nicht an! Versuchen wir's lieber drüben beim Bürgermeister!" hören sie einen anderen Mann rufen und kurz darauf fährt der
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