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Feuerbande

Feuerbande

Titel: Feuerbande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Otten
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dreimal um die Königsburg, und manche sagen, in jener Nacht habe der Mond besonders hell und klar geleuchtet.
     

Spuren
     
    Die Hexe geht durch ihren Garten.
    Braun ist ihr Gesicht, braun wie die Erde, und die Pflanzen nicken ihr zu, wenn sie an ihnen vorübergeht. Ihr wildes Haar riecht wie Rosmarin, wie Salbei, Thymian und Kamille. Ihre bloßen Füße hinterlassen Abdrücke in der weichen Erde, durch die Schnecken und Käfer eilig krabbeln, bevor das Gras sie wieder füllt.
    Am Tor bleibt sie stehen und wartet, bis wilde Blumen ihre Füße umschlingen.
    Der Wind kommt vorbei und raunt: „Komm mit mir, und ich will dich tragen, breite deine Schwingen aus. Tauche mit mir in den Atem der Welt.“ Und die Hexe träumt vom Fliegen hinaus in die Nacht, doch sie will dem Wind nicht folgen, der bald wieder weiterzieht.
    Das Feuer kommt vorbei und knistert: „Komm mit mir, und ich will dich wärmen, dir die Dunkelheit erhellen. Lass dich entfachen für die Glut des Lebens.“ Und die Hexe träumt von Wärme in kalten Winternächten, doch sie will dem Feuer nicht folgen, das bald wieder weiterzieht.
    Das Wasser kommt vorbei und plätschert: „Komm mit mir, und ich will dich wiegen, sanft und kühl und Leben spendend. Fühle mit mir die Macht der Ruhe, in der die wilde Lebenskraft liegt.“ Und die Hexe träumt von warmem Regen, der neue Pflanzen sprießen lässt, doch sie will dem Wasser nicht folgen, das bald wieder weiterzieht.
    Die Erde kommt vorbei und trommelt: „Komm mit mir, und ich will dich bergen, aus mir wird das neue Leben geboren. Spüre mit mir die Kräfte der Mutter.“ Und die Hexe träumt von ihrem Garten, doch sie will nicht der Erde folgen, die bald wieder weiterzieht.
    Sie öffnet leise das Gartentor, sacht, ganz sacht, und blickt auf die Stelle hinab, an der alle Besucher gestanden haben, sieht die Spuren, die dort verblieben, eins geworden sind mit dem Land.
    Sie stellt sich dorthin und sieht sich selbst, hinter dem Zaun in ihrem Garten, und sie lächelt sich selber zu, während sich die Wärme des Tages mit der kühlenden Nacht vermischt und ihr einen Mantel aus Perlschatten schenkt, schillernd in allen Farben des Lebens.
     

Verlorene Pfade
     
    Traum-Wogen.
    Was ist mit mir, und wo bin ich? Warum lässt es mich nicht gehen?
    Wie zerschlagen bin ich des Morgens. Kaum, dass ich meine Arbeit schaffe. Mit meinen Gedanken bin ich noch fort, gefesselt, gefangen in den Welten, in die es mich schon wieder zieht.
     
    Andere haben solche Träume nicht. Warum kann ich nicht schlafen wie sie?
    - Du bist nicht wie sie, Ashanthya. Du weißt es, und doch leugnest du. Du hast alles vergessen, weißt du noch? Weißt du noch? Du hast mich vergessen, wie alles andere. Du wolltest es. Doch du kannst es nicht.
    Lass mich gehen. Lass mich fort. Wer bist du, der mich gefangen hält?
    - Du bist es selber, Ashanthya. Du lebst in deiner Erinnerung, tief in dir selbst, hier und jetzt, während du schläfst. Du bist es selber, Ashanthya. Du kannst dich nicht von dir selber lösen.
    Ashanthya. So heiße ich nicht. Ich habe einen anderen Namen.
    - Und doch ist er einmal der deine gewesen, und du weißt es. So, wie du alles andere weißt. Du dachtest, du hättest die Türen geschlossen, doch du hast das Schlüsselloch vergessen. Du stehst davor und siehst nur das Holz, und bräuchtest dich doch nur niederzubeugen, um hindurchzublicken. Warum hast du denn das Schlüsselloch gelassen, wenn du das nicht geplant hattest? Du warst es doch, die diese Tür formte.
    Ich... weiß nicht mehr, was war und was ist. Ich habe mein Leben, jetzt und hier. Mehr möchte ich nicht, und wollte es nie.
    - Du hast nicht vergessen, Ashanthya. Du schließt deine Augen und wunderst dich, dass du die wärmende Sonne nicht siehst. Weshalb, glaubst du, bist du hier, jede Nacht? Weshalb, wenn nicht, um dich deinen Erinnerungen zu stellen? Beuge dich hinab zur Tür. Du kannst das Schlüsselloch vor dir sehen.
    Ich sehe es, ja. Was soll dort sein?
    - Dein Spiegel ins Innere. Der Blick hinaus. Sieh mich, ich warte schon auf dich. Ashanthya, du hast mich einst gekannt. Du konntest mich nicht ganz aussperren.
    Aber ich will nicht hindurchblicken, denn ich bin nicht klein genug, um jemals hindurchzupassen. Was nützen mir Bilder eines Traumes?
    - Du warst mein Traum, Ashanthya. Warum bist du gegangen? Wir wären glücklich geworden, ich weiß es. Doch du bist geflohen, auf dunklen Wegen, die wir nur im Traum nehmen können und auf denen ich dir nicht

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