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Feuerbande

Feuerbande

Titel: Feuerbande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Otten
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folgen kann. Und mein Bild ist immer noch Teil deiner selbst. Ich weiß nicht, warum du geflohen bist, in diese Welt, in die ich nicht komme. Ashanthya, war es das wert?
    Erwachen will ich, und erwachen werde ich. Ich habe keinen Schlüssel, die Tür zu öffnen, denn im Traum habe ich ihn sicher zerbrochen, und um deinetwillen ist es geschehen.
    - Ich werde warten, Ashanthya. Du brauchst keinen Schlüssel, du bist er selbst, und du bist es, die zerbrochen wurde. Doch nicht durch mich, und nicht durch den Traum. Ich hoffe nur, du bereust es nicht. Schlafe, und erwache, wenn dein Traum dich lässt.
     
    Ich bin froh, wenn die Nacht vorüber ist. Manchmal ist mir, als träumte ich in ihren Schatten, doch die Erinnerung ist fort, wenn ich erwache. Verloren auf den Pfaden einer anderen Welt.
     

Die Schafe auf den Hügeln
     
    Ich gehe nicht mehr auf den Hügel, den sie jetzt Knock-na-Bèist nennen, den Hügel des Ungeheuers, auch wenn das Gras dort unsere Schafe fett werden lässt. Ich gehe nicht mehr zum Loch-à-Mhuleinn. Ich sitze zuhause und spinne Garn, und wenn ich eine alte Frau geworden bin, werde ich noch immer so sitzen und an nichts anderes denken können. Ich sitze und lasse die Spindel surren, forme die raue Wolle zwischen meinen Fingern zu Garn, das ich später weiter verarbeiten oder vielleicht verkaufen kann. Der Faden läuft mir durch die Hände davon wie mein Leben.
    Und meine Gedanken laufen mit ihm.
     
    Ich pflegte unsere Schafe zu hüten, damals, als ich noch unbeschwert über die Insel ziehen und die ersten warmen Strahlen der Frühsommersonne genießen konnte. Der Wind, der übers Meer zu uns kam, hatte schon viel von seiner beißenden Kraft verloren, und alles um mich her erwachte zu neuem Grün. Ich trieb die Schafe mal hierhin, mal dorthin, meist jedoch an die Ufer des Sees, den die Leute den Mühlensee nennen, Loch-à-Mhuleinn, obgleich es schon lange keine Mühle mehr gibt – falls es sie je gegeben hat. Das Gras hier war besonders würzig und tat unserer kleinen Herde wohl; vielleicht trug es viel von der salzigen Frische in sich, die der Wind zwischen die Hügel blies.
    Hier saß ich oft allein mit meinen Träumen, während die Schafe an den Hängen weideten, gehüllt in mein wollenes Umhängetuch, wenn das Wetter rauer war, und mit dem Gesicht der Sonne entgegen, wenn sie mich auf dem Hügel begrüßte. Ich dachte daran, was die Zukunft wohl für mich bereit halten mochte, ob ich denn immer und immer hier sitzen würde oder eines Tages die Insel verlassen und auf dem Festland siedeln sollte. Ob wir einen guten Sommer bekommen würden oder einen milden Winter. Ob die Wirren des Festlandes, von denen man selbst hier so viel hörte, auch zu uns herübertreiben würden wie ein Stück Holz auf den Fluten. Und ob mich beim nächsten Tanz die Männer auch einmal so ansehen würden wie Paige Farquharson, die mit einem fremden Soldaten ging.
    Meist hatte ich Handarbeitszeug dabei, wickelte Wolle auf Docken auf, ordnete Wollreste in einem Korb, sammelte Kräuter zum Einfärben der Garne oder beschäftigte mich auf andere Weise. So auch an jenem Frühsommertag, dem Tag, an dem die Schafe mit ihren Lämmern so friedlich grasten wie nichts auf der Welt, und ich auf dem Hügel saß, den sie jetzt den Hügel des Ungeheuers nennen, und ein Schmuckband aus bunter Wolle flocht.
    Ich suchte gerade in meinem Korb nach einem Faden in Grün, grün wie das Gras zu meinen Füßen, als sich die Luft um mich her veränderte. Ich kann nicht beschreiben, wie es geschah, doch es war, als wäre zu Sonne und Wind und Meeresluft noch etwas anderes hinzugekommen, etwas, das man nicht fassen konnte, obgleich es deutlich zu spüren war. Und ich blickte auf von meinem Korb und sah ihn vor mir, obgleich ich zuvor keine Schritte vernommen hatte.
    Er war ein junger Mann, den ich nicht kannte, und er trug einen Kilt, ein Hemd aus grobgewebtem Stoff und ein Schultertuch, das mit einer goldschimmernden Brosche zusammengehalten wurde. Das Muster seines Tartans aus Braun-und Grüntönen war mir ebenso unbekannt wie die verschlungene Ziselierung der Goldbrosche, und ich wunderte mich, wunderte mich, doch ich hatte keine Angst. Ich weiß selber nicht, warum.
    Er trug sein Haar offen und lang, und es besaß die Farbe von feuchter Erde, über die die Bäche der Moorgebiete fließen. Seine Züge waren freundlich und angenehm, und seine Augen... Ich spürte ein seltsames Sehnen in mir, als ich in seine Augen blickte, diese tiefen,

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