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Feuerbande

Feuerbande

Titel: Feuerbande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Otten
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schlief eine Weile unruhig, doch mitten in der Nacht wurde er wach. Es war, als hätte ihn eine Hand gestreift, doch er konnte nichts erkennen. Er setzte sich auf, doch alles blieb still, und auch die Alte auf ihrem Lumpenbündel regte sich nicht. Da stand er auf und trat vor die Tür, doch auch in der Nacht konnte er nichts Ungewöhnliches erkennen. Nur in der Ferne, so schien es ihm, verschwand eine Eule im nahen Wald.
    Da kehrte er zurück ins Haus und legte sich wieder auf die Bank, und diesmal träumte er einen verwirrenden Traum von einer schönen jungen Frau, die auf einem Lager aus Fellen ruhte. Doch als er erwachte, konnte er sich nicht mehr an ihr Aussehen erinnern.
    Die Alte wünschte ihm einen guten Morgen und reichte ihm eine Schüssel mit Brei. „Ich muss jetzt fort, meinen Geschäften nachgehen“, sagte sie und legte einen alten, geflickten Umhang um. „Meine Tochter wird gleich kommen und dir dann Gesellschaft leisten.“
    Marten der Falkner bedankte sich bei ihr und ging, um nach seinem Pferd zu sehen. Gegen Mittag erschien eine zweite Frau, die grüßte ihn, als würde sie ihn kennen. Sie stand etwa in der Mitte des Lebens, mit roten Wangen und breiten Hüften, gekleidet wie eine Bauersfrau. An einem Arm trug sie einen Korb voller Äpfel.
    „Sei willkommen in meinem Haus“, winkte sie. „Komm herein und lass uns zusammen essen.“
    Marten wunderte sich ein wenig, denn er hatte bis jetzt geglaubt, die Hütte würde der Alten gehören, doch er trat ein und setzte sich, während die Frau die Äpfel zu schälen begann. Wie schon am Abend zuvor der Alten, schilderte er auch dieser Frau den Grund seines Kommens, und sie hörte ihm bedächtig zu, während sie Mehl für einen Pfannkuchenteig rührte. Auch sie kicherte wie die Alte, als sie die Mahlzeit bereitete.
    „Wenn der König sich selbst nicht entscheiden kann, wird keiner Hexe dies Kunststück gelingen. Auch ich kann dir hier nicht weiterhelfen. Doch bleibe noch diese Nacht bei mir, denn morgen wird meine Tochter kommen. Sie ist für ihr Alter schon sehr weise und hat vieles gehört und gesehen. Vielleicht kann sie dir Antworten geben.“
    So verbrachte Marten der Falkner eine weitere Nacht in der Hütte an dem schroffen Felsen, und wieder überkam ihn nach dem Essen eine unwiderstehliche Müdigkeit, und er legte sich auf die Bank und schlief ein.
    Doch wieder weckte ihn etwas auf, als wenn ihm eine weiche Hand über das Haar gestrichen hätte, und wieder fuhr er hoch, doch nichts war zu sehen. Reglos schlief die Bauersfrau auf dem Lager aus Lumpen der Alten, und nichts Ungewöhnliches war zu hören. Marten erhob sich und trat vor die Tür, und diesmal war es ihm, als sähe er die Eule erneut, ein Schatten unter dem Nachthimmel zwischen dem Felsen und dem Wald. Er schüttelte den Kopf und kehrte in die Hütte zurück, legte sich nieder und war auch kurz darauf wieder eingeschlafen. Und wieder träumte er einen verwirrenden Traum von der schlafenden jungen Frau, doch schien sie ihm diesmal nicht mehr sehr weit vom Erwachen entfernt zu sein. Gerade, als er dachte, sie müsse jetzt die Augen öffnen, erwachte er selbst.
    Die Tochter der Alten war bereits fort, und so erhob sich Marten und öffnete die Tür, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Weit und breit war niemand zu sehen, doch als er zum Waschtrog hinüber ging, vernahm er ein Rascheln hinter sich, und als er sich hastig umwandte, erkannte er im Morgenlicht eine junge Frau, jedoch nicht dieselbe wie aus seinem Traum. Ihr Haar fiel ihr über die Schultern, und Frühlingsblumen steckten darin. Das Gras verbarg ihre bloßen Füße, und ihre Augen funkelten wie über einen geheimen Scherz, der Marten verborgen blieb.
    „Willkommen in meinem Haus“, lachte sie, und Marten wusste, es war die Tochter der Frau, die die Tochter der Alten war.
    „Wem gehört nun diese Hütte?“, fragte er daher. „Erst dachte ich, es wäre die der Alten, dann, dass sie deren Tochter gehöre. Nun kommst du und sagst, sie wäre dein.“
    Wieder funkelten ihre Augen, und sie lächelte und sprach: „Sie gehört uns allen dreien. Zerbrich dir darüber nicht den Kopf. Ich werde uns ein Morgenbrot backen, das soll unser Frühstück sein, und dann werden wir weiter sehen.“
    So geschah es, und sie aßen zusammen, und Marten der Falkner stellte fest, dass sie angenehme Gesellschaft war, so dass die Zeit wie im Fluge verging. Und erst als es bereits Abend wurde, fiel ihm wieder die Frage ein, die zu stellen er

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