Feuerbande
halb erhoben und schob sich näher an mich heran, bis sein Gesicht dicht vor meinem war und ich seinen Geruch wahrnehmen konnte, der war wie der Wind und das Meer und das Gras nach einem feuchten Sommerregen.
Und plötzlich lag ich auf dem Rücken und fühlte das Erdreich des Hügels unter mir, während seine Lippen meine Wangen liebkosten und seine Hände meinen Leib, und alles in mir stand in Flammen, und es war wie in einem Traum. Ich konnte nicht glauben, dass ich es war, Caitlín, die mit den Schafen zog, die noch vor drei Tagen nicht einmal daran hätte denken können, dass sie jetzt hier unter der Sonne lag und die Augen schloss und sich streicheln und liebkosen ließ. Die Hände, die sich um seinen Rücken schlossen, gehörten einer ganz anderen Frau, einer viel erwachseneren, und die Lippen, die sich in seine Halsbeuge gruben, waren ganz sicher nicht die von Caitlín McRuadhrigh, dazu wussten sie viel zu gut, was sie taten. Ich gab es auf, all dies zu verstehen, und war bereit, bereit für all das, was kommen mochte, denn ich war ja jetzt nicht mehr ich selbst. Ich war eine Frau, und so sollte es sein.
Doch er hob zunächst nur den Kopf und lachte, sein Gesicht ebenso erhitzt wie das meine, die Haare wirr von meinen Händen, die Augen warm und wunderbar. „Ich hatte schon Angst, dich zu verschrecken“, sagte er, „doch ich sehe, dass das nicht nötig war. Ich bin glücklich. Und heute ist ein so heißer Tag. Kannst du schwimmen, Caitlín, Frau meiner Träume? Hättest du Lust, ins Wasser zu gehen?“
„Hier?“, fragte ich, und es kam mir nicht verrückter vor als alles andere, was mir widerfuhr. „Und wenn uns nun jemand dabei sieht?“
„Hier ist niemand außer den Schafen“, sprach er und fuhr mit seiner Hand meinen Hals entlang. „Und die wird nichts und niemand stören, solange sie zu fressen haben und kein wilder Hund in der Nähe ist. Hast du Mut, Caitlín, Frau meiner Träume?“
Ich liebte es, wenn er mich so nannte, und ich liebte ihn, ich wusste es jetzt, mit jeder Faser liebte ich ihn, und ich hätte alles getan, solange er nur bei mir war.
„Ja“, bestimmte ich deshalb und lachte, und dann legten wir unsere Kleider ab und liefen zusammen hinunter zum See, als hätten wir das schon immer getan, und die Sonne schien warm auf uns herab.
Das Wasser des Mühlensees leckte an meinen Füßen und umschloss meine Knöchel mit eigenartiger Beharrlichkeit. Und kalt war es, unerwartet kalt, die Kälte riss mich aus meinem Rausch, und ich sah, wie er sich in die Fluten stürzte, als wäre es ein warmes Bad, während ich am Ufer stand und plötzlich seltsam zögerte, ihm in diese Kühle zu folgen. Was war geschehen? Wohin war der Taumel entschwunden, in dem ich gerade noch gefangen war?
Er winkte mir fröhlich zu und lachte, und seine Arme teilten die Fluten in kräftigen Schwimmzügen. Doch ich stand nur da und spürte den Wind, und ich zitterte in der Kälte, die so plötzlich um mich war.
„Caitlín, wo bleibst du?“
Seine Augen, sein Lachen waren die reine Verlockung, doch ich stand noch immer wie festgebannt und presste die Zähne zusammen, um sie daran zu hindern, aufeinander zu klappern. Ich verstand mich ja selbst nicht mehr.
„Ich... kann nicht“, murmelte ich heiser. „Mir ist... kalt...“
„Das scheint dir nur so“, rief er und planschte herum. „Wenn du erst drin bist, merkst du es nicht mehr! Sieh mich an – und komm!“
Ich zwang mich dazu, ihn anzuschauen, doch ich konnte meine Beine nicht zwingen, auch nur einen weiteren Schritt vorwärts zu tun. Stattdessen merkte ich, wie sie sich nach hinten bewegten wie von allein, zurück zu meinen Kleidern, die in einem unordentlichen Stapel in der Heidesenke lagen, und wie die Kälte erst wieder aus meinem Körper wich, als ich mich vollständig angezogen und in mein Schultertuch gehüllt wiederfand. Ich hockte mich hin, umschlang meine Knie mit den Armen und wagte nicht, aufzusehen und seinem Blick zu begegnen. Er würde mich nicht verstehen können, ich verstand mich ja selber nicht. Würde er mich für feige halten, für dumm und jung und langweilig? Würde er wütend sein, belustigt, verärgert?
Ich hob den Kopf, als ich seine Anwesenheit neben mir spürte. Seine Augen waren wie Schlamm, den eine Strömung über den Meeresboden trieb, man konnte nicht sehen, was er wirklich dachte. Doch seine Hand, die sich auf meinen Arm legte, war warm, und als er lächelte, war es wie immer.
„Was war los?“, fragte er
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