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Feuerflut

Feuerflut

Titel: Feuerflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vonda N. McIntyre
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Rechtshänder, und eine Blumenvase in der Mitte des Tisches behinderte sie. Schließlich schob Laenea sie zur Seite, und sie hielten sich an den Händen.
    „Wohin möchtest du als nächstes gehen?“
    „Ich weiß nicht. Ich habe noch nie darüber nachgedacht. Ich muß dahin gehen, wo man mich hinschickt, wo man mich braucht.“
    „Es ist nur …“ Laenea verstummte. Radu sah sie fragend an, aber sie schüttelte den Kopf. „Es klingt lächerlich, über morgen zu sprechen, oder über die nächste Woche, den nächsten Monat …“
    Radu nickte. Sie schwiegen eine Weile. Radus Hand umklammerte die ihre. „Was sollen wir tun?“ Er wirkte plötzlich sehr jung, verloren. „Ich habe noch nicht das Recht, meine Routen selbst zu wählen.“
    „Aber ich“, sagte Laenea. „Das ist ein Vorteil.“
    Ihre Erklärung befriedigte ihn genausowenig wie sie.
    „Wir haben einen Monat“, sagte Laenea. „Einen Monat, in dem wir uns darüber keine Sorgen zu machen brauchen.“
     
    Laenea gähnte, als sie in Kathells Wohnung zurückkamen. „Ich weiß nicht, warum ich so müde bin.“ Sie ließ sich in einen Sessel fallen und rieb sich die Augen. „Ich habe doch rund um die Uhr geschlafen, und jetzt möchte ich schon wieder schlafen. Nach wieviel Stunden? Sieben? Acht?“
    „Achteinhalb Stunden“, sagte Radu. „Aber ziemlich anstrengende achteinhalb Stunden.“
    Sie lächelte. „Stimmt.“ Wieder gelang es ihr nicht, ein Gähnen zu unterdrücken. „Ich muß eine Runde schlafen.“
    Radu folgte ihr den Korridor entlang, eine Treppe hinab in ihr Zimmer. Das Bett war gemacht, die Decken zurückgeschlagen. Die Kleidung, die Laenea und Radu bei ihrer Ankunft getragen hatten, war gereinigt und gebügelt. Laenea fuhr mit den Fingerspitzen über den Samt ihres neuen Umhangs, der jetzt nicht mehr muffig roch.
    Radu blickte von dem gemachten Bett zu den gereinigten Sachen. „Wer hat das alles getan?“ fragte er verwundert.
    „Was? Das Zimmer aufgeräumt? Die Leute, die Kathell dafür anstellt. Sie kümmern sich auch um die Hausgäste.“
    „Und wo verstecken sie sich?“
    Laenea lachte. „Keine Ahnung. Aber sie kommen heraus, wenn wir sie rufen. Brauchst du etwas?“
    „Nein“, sagte er scharf. „Nein“, etwas sanfter. „Ich brauche nichts.“
    Laenea gähnte wieder, als sie sich auszog. „Was ist mit dir? Bist du munter?“
    Er starrte in einen Spiegel und fuhr zusammen, als sie ihn ansprach.
    „Normalerweise kann ich tagsüber nicht schlafen.“ Er sah nicht Laenea an, sondern sein Spiegelbild. „Aber jetzt bin ich ziemlich müde.“
    Er lächelte und wandte dem Spiegel den Rücken zu.
    Sie waren beide zu müde, um ein drittes Mal zu kopulieren. Laenea war erstaunt, wieviel Energie sie verbraucht hatte. Vielleicht brauchte sie doch eine längere Erholungspause nach ihrer Operation. Sie drängte sich wohlig an Radu und schloß die Augen.
    „Ich komme mir ziemlich verworfen vor“, sagte Radu nach einer Weile.
    „Verworfen? Warum?“
    „Weil ich um neun Uhr vormittags zu Bett gehe. So etwas hat es auf Twilight noch nie gegeben.“ Er schüttelte den Kopf. Sein Schnurrbart kitzelte ihre Schulter. Sie zog seinen Arm fester um ihren Körper und umklammerte seine Hand.
    „Ich muß mir noch ein paar weitere irdische Verworfenheiten einfallen lassen, mit denen ich dich verführen kann“, murmelte sie schläfrig.
     
    Später (sie wußte nicht, wieviel später) riß sie irgend etwas aus dem Schlaf. Sie hatte einen guten Schlaf und konnte sich nicht vorstellen, was für ein Geräusch sie geweckt haben konnte, wo sie sich noch immer so müde fühlte. Sie lag völlig reglos, lauschte in das Halbdunkel, tastete mit all ihren Sinnen nach Stimuli. Die Aquarienbeleuchtung war ausgeschaltet, das einzige Licht kam von den orangefarbenen Spiralen der Heizkörper. Luftblasen stiegen aus den Luftdüsen der Aquarien, schwebten im orangefarbenen Licht der Heizung durch das Wasser, wie winzige aufgehende Monde.
    Das Schlagen eines Herzens vibrierte durch ihren Körper.
    Radu schlief, den Arm noch immer um sie gelegt. Seine Finger lagen entspannt auf ihrer linken Brust. Sie löste seinen Arm behutsam und rückte etwas von ihm ab, von dem Schlag seines Herzens, denn das war die Kette, die sie nach so langer Zeit und nach so vieler Mühe endlich zerbrochen hatte.
    Als sie zum zweiten Mal wach wurde, schreckte ein Angstgefühl sie aus dem Schlaf, und sie fühlte sich verwirrt, verloren. Im ersten Moment glaubte sie, daß ein Alptraum sie

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