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Feuerflut

Feuerflut

Titel: Feuerflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vonda N. McIntyre
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aufgeschreckt hätte. Ihr Kopf schmerzte, und ihre Ohren dröhnten, aber durch das Dröhnen hörte sie Radu nach Luft ringen, sah ihn wild um sich schlagen, als ob er sich von Fesseln befreien wollte.
    Laenea griff nach seiner Schulter, um ihn festzuhalten. Ihre Hand glitt an seiner schweißnassen Haut ab. Wild um sich schlagend, stieß er sie zurück. Er rang keuchend nach Luft, und jeder Atemzug klang so angestrengt, daß Laenea schon das Zuhören schmerzte. Sie umklammerte seinen Arm, riß ihn auf den Rücken und hielt ihn fest.
    „Radu!“
    Er reagierte nicht.
    Laenea rief immer wieder seinen Namen. Sie fühlte, wie sein Puls raste, spürte das Schlagen seines Herzens, zu rasch, zu unregelmäßig, zu hart.
    „Radu!“
    Er schrie auf, ein wortloser, gurgelnder, animalischer Laut.
    Sie flüsterte seinen Namen, ohne noch auf eine Reaktion zu hoffen. Ein Zittern druchrann seinen Körper.
    Er öffnete die Augen.
    „Was …?“
    Laenea beugte sich über ihn. Er versuchte, eine Hand zu heben, und sie bemerkte, daß sie noch immer seine beiden Arme auf das Bett drückte. Sie ließ ihn los und blickte sein Gesicht an. Auch sie litt an Atemnot und war in einem gefährlichen Ausmaß hypersensitiv.
    Jemand klopfte an die Tür.
    „Herein.“
    Ein Dienstmädchen trat zögernd ins Zimmer. „Entschuldigen Sie, ich dachte … Bitte um Verzeihung.“ Sie verbeugte sich, trat zurück und wollte die Tür hinter sich schließen.
    „Warten Sie! – Sie haben völlig richtig gehandelt. Rufen Sie sofort einen Arzt.“
    Radu stützte sich auf die Ellenbogen. „Nein. Das ist nicht nötig.“
    Das Mädchen blickte unsicher von Laenea zu Radu und wieder zu Laenea.
    „Bist du sicher?“ fragte Laenea.
    „Ja.“ Er setzte sich auf. Schweißtropfen rannen ihm über die Wangen und sammelten sich am Kinn.
    „Also gut.“ Laenea lächelte das Mädchen an. „Trotzdem vielen Dank.“
    Das Mädchen ging.
    „Mein Gott, ich dachte, du hättest einen Herzanfall.“ Laeneas Herz lief wieder ruhiger. Sie fühlte, daß ihr Blut langsamer floß. Sie ballte die Hände zu Fäusten und fühlte die Nägel in ihren Handflächen.
    Radu schüttelte den Kopf. „Es war ein Alptraum.“ Sein ernster Gesichtsausdruck erhellte sich mit einem raschen, unsicheren Lächeln. „Keine Krankheit. Wie du richtig festgestellt hast, wird niemand an Bord gelassen, der nicht hundertprozentig gesund ist.“ Er ließ sich zurückfallen, verschränkte die Hände hinter dem Kopf und schloß die Augen. „Ich bin geklettert – ich weiß nicht mehr, ob auf einen Baum oder auf einen Berg. Ich bin ausgerutscht und gefallen; sehr, sehr tief. Ich wußte, daß ich nur träumte, und hoffte verzweifelt aufzuwachen, bevor ich aufschlug; aber ich stürzte in einen Fluß.“ Sie hörte ihn und verstand auch, was er sagte, aber sie wußte, daß sie ihn erst später begreifen würde. Langsam entspannte sie die geballten Fäuste.
    „Ich fiel in eine starke Strömung, die mich mitriß und unter Wasser zog. Ich konnte nirgends ein Ufer sehen. Baumstämme und Dreck wirbelten an mir vorbei, aber wenn ich mich irgendwo festhalten wollte, drückte mich die Strömung wieder unter Wasser. Ich wurde immer erschöpfter, und meine Lungen brannten von dem Luftmangel … Kennst du das Gefühl, wenn dein Körper nach Luft schreit, und du nicht atmen kannst?“
    Sie antwortete nicht, aber ihre Lungen brannten, ihre Muskeln zogen sich konvulsivisch zusammen, um der Luft den Weg freizumachen …
    „Laenea!“
    Sie fühlte, wie er sie bei den Schultern packte und schüttelte. Sie wollte ihn an sich ziehen. Sie wollte ihn von sich stoßen. Plötzlich löste sich die Verkrampfung, und sie zog Luft in ihre Lungen.
    „Was …“
    „Einen … Moment …“, sagte sie zwischen keuchenden Atemzügen und versuchte, die rasende Rotation ihres Herzens abzubremsen.
    Radu legte ihr eine Decke um die Schultern. Laenea bekam ihren Körper endlich wieder unter Kontrolle, viel langsamer als sonst. Sie zog die Decke fester um sich, mehr, weil sie Halt suchte, als wegen der Wärme. Dieser Ausrutscher hätte ihr nicht passieren dürfen! Ihre Biokontrolle war bis jetzt fast perfekt gewesen. Doch jetzt fühlte sie sich schwindelig und high, hyperventiliert von dem unnötigen Blutandrang im Gehirn. Sie fragte sich, wie viele Millionen Nervenzellen sie eben zerstört hatte.
    Sie und Radu blickten einander an.
    „Laenea …“ Er sprach ihren Namen noch immer so zögernd aus, als ob er nicht sicher wäre, daß er auch

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