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Feuerflut

Feuerflut

Titel: Feuerflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vonda N. McIntyre
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ständig eines kleinen Hitzepunktes – wenn man es so nennen will, denn eine genauere Bezeichnung hatte sie nicht dafür – in der Mitte ihrer Rückenlinie bewußt. Es war ein Sender und Empfänger. Sie war zwar nicht gezwungen, eingehende Botschaften anzuhören, aber sie konnte nicht verhindern, daß ein ständiges Funkzeichen ihren Aufenthaltsort signalisierte. Sein Zweck war, ihr in Notfällen Hilfe zu bringen, aber sie wollte nicht, daß man sie fand. Sie wollte fliehen.
    Bevor sie noch genügend Luft geschnappt hatte, spürte sie das Herannahen eines Hubschraubers, sehr hoch und ziemlich weit entfernt. Sehen konnte sie ihn nicht: der Wasserschleier glitzerte vor ihren kurzsichtigen Augen. Sie hörte ihn auch nicht: das Rauschen des Flusses ertränkte jeden anderen Laut. Aber sie besaß mehr als einen Sinn, für den es noch keinen Namen gab.
    Sie ließ sich ins Wasser sinken. Ein Beobachter hätte einen einzelnen Felsblock in der ganzen Gruppe ins Auge fassen müssen, um zu sehen, was geschah. Wenn jene, die sie suchten, den Sender noch nicht angepeilt hatten, konnte sie noch entkommen.
    Sie wandte sich wieder stromaufwärts und kämpfte sich vorwärts, auf die Quelle des Flusses zu.
    Wenn sie sehr viel Glück hatte, flog der Hubschrauber nach einem Plan und hatte das Zeichen ihres Senders überhaupt nicht aufgefangen. Das war möglich, denn wenn er auch nicht so gebündelt war wie ein Laser, so arbeitete er doch auf einem ziemlich schmalen Strahl. Er war schließlich dafür gebaut, über Satellit zu senden.
    Aber das Signal drang nicht durch Wasser, und ebenso wenig wie die Sucher sie entdecken konnten, war es ihr möglich, sie durch die rauhe, silbrige Oberfläche des Flusses zu sehen oder zu fühlen. Im Vertrauen auf ihr Glück setzte sie ihren Weg fort.
    Die Gegend war ganz anders als die, in der sie geübt hatte. Obwohl sie sich unter der Erde sehr viel wohler fühlte als unter Wasser, war das Land hier zum Graben nicht ideal. In Flüssigkeit konnte sie ebensogut überleben, und ganz sicher kam sie schneller voran. Wenn sie nicht zum Atmen an die Oberfläche kommen konnte, dauerte es etwa genauso lange, anzuhalten und den Sauerstoff direkt zu extrahieren. Aber der Charakter des Wassers war für ihren Geschmack viel zu gleichmäßig. Sein Verhalten war voraussehbar, und sein Temperaturbereich war trivial, verglichen mit dem, was sie aushalten konnte. Sie bewegte sich lieber unterirdisch, wo die Erforschung von Aufregung gewürzt war. Denn wenn sie auch langsam, methodisch und nahezu unzerstörbar war, sie war doch eine Forscherin. Es war nur so, daß es jetzt nichts gab, wo sie hätte forschen können.
    Sie fragte sich, ob von ihren Freunden jemand so weit gekommen war. Sie und sechs andere hatten heimlich beschlossen zu fliehen. Aber sie hatten sich gegenseitig nur moralische Unterstützung gegeben; jeder war auf eigene Faust aufgebrochen. Noch zwanzig von ihrer Art waren verstreut in der Reservation zurückgeblieben; sie warteten auf Aufträge, die niemals kommen würden, und sie taten so, als hätte man sie nicht ihrem Schicksal überlassen.
    Obwohl es noch nicht Abend war, schwand das Licht um sie her, und am Grund des Flusses wurde es grau und schwarz. Dark hob langsam und vorsichtig die Augen über die Wasserlinie. Dunkel spähten sie unter ihrem Panzer hervor. Sie waren tiefblau, beinahe schwarz: das einzig Schöne an ihr, nach und auch vor ihrer Umwandlung von einem Geschöpf, das man für menschlich hätte halten können, in eines, das nicht mehr menschlich wirkte. Selbst jetzt bedauerte sie nicht, daß sie sich freiwillig für die Umwandlung bereitgefunden hatte. Es bedeutete keine weitere Isolation für sie. Sie war schon immer allein gewesen. Sie war auch nutzlos gewesen. In ihrem neuen Leben hatte sie einigen Wert.
    Das Flußbett bahnte sich jetzt zwischen hohen, dichten Bäumen hindurch, die einen großen Teil des Sonnenlichtes abhielten. Dark war nicht sicher, ob sie auch das Radiosignal beeinträchtigen würden. Sie war nicht dafür gemacht, in einer üppigen Vegetation zu arbeiten, und sie hatte niemals studiert, wie ihr Körper sich darin verhalten würde. Aber sie glaubte nicht, daß es sicher für sie sein würde, in aller Ruhe zwischen den riesigen Zedern einherzuspazieren. Sie versuchte, mit Hilfe der Sonnenzeit und ihres körperlichen Gedächtnisses ihre Position festzustellen. Ihre Fähigkeit, Magnetfelder wahrzunehmen, war hier auf der Erde nutzlos; das Sinnesorgan dazu war für

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