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Feuerflut

Feuerflut

Titel: Feuerflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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Mountains hochzuklettern.
    »Bist du sicher, dass wir hier richtig sind?«, fragte Trent Wilder.
    Charlie Reed nahm sein Handy aus der Tasche, las die GPS-Anzeige ab und zog die indianische rehlederne Landkarte zurate, die er in einem durchsichtigen Beutel verwahrte. »Ich glaub schon. Am Grund der Schlucht ist ein kleiner Fluss eingezeichnet. Der Höhleneingang befindet sich dort, wo der Flusslauf nach Norden schwenkt.«
    Trent fröstelte und strich sich Schnee vom Haar. Im Tiefland kündete ein Blumenteppich vom nahen Frühling, doch hier oben herrschte noch Winter. Es war eiskalt, die umliegenden Gipfel waren schneebedeckt. Zu allem Überdruss hatte sich der Himmel im Laufe des Tages immer mehr zugezogen, und es schneite leicht.
    Trent musterte die schmale Schlucht. Sie wirkte bodenlos. Die Wipfel von Schwarzkiefern ragten aus dem Nebel hervor. An beiden Seiten schroffe Felswände. Er hatte zwar Seile und Abseilgeschirr eingepackt, hoffte aber, auf deren Einsatz verzichten zu können.
    Was ihm Sorge bereitete, war jedoch etwas anderes.
    »Vielleicht sollten wir lieber nicht da runtergehen«, meinte er.
    Charlie hob eine Braue. »Nach der ganzen Kletterei?«
    »Was ist mit dem Fluch? Dein Großvater …«
    Charlie winkte geringschätzig ab. »Der alte Herr steht mit einem Fuß im Grab und hat den Kopf voller Peyote.« Charlie klopfte ihm auf die Schulter. »Also mach dir nicht gleich in die Hose. In der Höhle gibt es vermutlich ein paar Pfeilspitzen und Tonscherben. Vielleicht auch ein paar Knochen, wenn wir Glück haben. Los, komm.«
    Trent blieb nichts anderes übrig, als hinter Charlie her den schmalen Wildpfad entlangzutrotten, den sie vor einer Weile entdeckt hatten. Im Gehen musterte er finster die beiden Federn auf Charlies dunkelroter Jacke, das Zeichen der Universität Utah. Er selbst trug noch immer die Letterman-Jacke, die man ihm auf der Highschool für besondere schulische Leistungen verliehen hatte und auf der ein Puma abgebildet war: das Logo der Roosevelt-Verbindung. Sie waren seit der Grundschule miteinander befreundet, hatten sich in letzter Zeit aber einander immer mehr entfremdet. Charlie hatte soeben das erste Collegejahr abgeschlossen, während Trent Vollzeit in der Karosseriewerkstatt seines Vaters arbeitete. Im Sommer würde Charlie ein Praktikum in der Rechtsabteilung des Uintah-Reservats absolvieren.
    Sein Freund war ein aufsteigender Stern, und Trent würde in seinem Heimatkaff bald ein Fernrohr brauchen, um Charlies Laufbahn zu verfolgen. Aber das war eigentlich nichts Neues. Trent hatte schon immer in Charlies Schatten gestanden. Dass sein Freund ein halber Ute war und die dauerhafte Sonnenbräune und das dichte schwarze Haar seines Volkes geerbt hatte, machte es auch nicht besser. Trents roter Bürstenhaarschnitt und die Unmengen von Sommersprossen auf seiner Nase und den Wangen hatten ihn bei den Schulpartys zu Charlies Statisten degradiert.
    Charlie zufolge war diese Begräbnisstätte in der High Uintas Wilderness nur einer Handvoll Stammesältesten bekannt. Die wenigen, die sie kannten, durften nicht darüber sprechen. Charlie war nur deshalb eingeweiht, weil sein Großvater dem Bourbon zugetan war. Vermutlich konnte er sich nicht mal mehr erinnern, dass er ihm die in einem ausgehöhlten Büffelhorn versteckte lederne Landkarte gezeigt hatte.
    Trent hatte zum ersten Mal auf der Mittelschule davon gehört, in einem Zweimannzelt, das er sich mit Charlie teilte.
    Charlie hatte sich mit der Taschenlampe von unten ins Gesicht geleuchtet, als er seinem Freund die Geschichte erzählte. »Mein Opa glaubt, in der Höhle wohnt noch immer der Große Geist und bewacht einen gewaltigen Schatz unseres Volkes.«
    »Was für einen Schatz?«, hatte Trent skeptisch gefragt. Damals hatte er sich eher für die Playboyhefte interessiert, die er aus dem Schrank seines Vaters stibitzte. Dieser Schatz reichte ihm.
    Charlie zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Aber es liegt bestimmt ein Fluch darauf.«
    »Was soll das heißen?«
    Sein Freund hielt sich die Taschenlampe näher ans Kinn und wölbte dämonisch die Augenbrauen. »Opa sagt, niemand, der unerlaubt die Höhle des Großen Geistes betritt, kommt lebend wieder heraus.«
    »Wieso das?«
    »Weil sonst die Welt untergeht.«
    In diesem Moment stimmte Trents alter Jagdhund ein ohrenbetäubendes Geheul an. Sie schreckten beide zusammen. Dann lachten sie und unterhielten sich bis tief in die Nacht. Charlie tat die Geschichte seines Großvaters als

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